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Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804.

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O Marcius! Wohl war es ehmals anders,
Da wir beysammen saßen an den Gräbern
Der großen Väter, ihrer Thaten froh,
Den Bund beschlossen, ihrer werth zu seyn! --
O dieser Gräber! O der schönen Stunde!
Als auf du dich erhobst, entflammt, begeistert. --
Mit glüh'ndem Aug', mit aufgeschwollner Brust,
Das Antlitz gen das Capitol gewandt,
Sprachst du das heilige, das hohe Wort:
"Gegründet hat der Ahnen Geist und Kraft
"Das Vaterland! Doch hoch und höher heb'
"Es sich durch ihrer Enkel Heldenmuth,
"Bis zu den Sternen heb' es sich empor!
"Mich hört der Donnerer am Capitol!" --
Dann drücktest du so heiß mich an die Brust,
Wir riefen Hand in Hand, und Blick auf Blick:
"Lang' lebe Rom!" -- Seitdem war unser Gruß:
"Lang' lebe Rom!" -- Das hättest du vergessen? -- --
Wohl ist es so, da du, der Volsker Feldherr,
Als Feind dich nahst der Stadt, dem Capitol!
O wo geriethst du hin, mein Marcius?
Coriolan.
Fluch und Verderben treffe sie! die so
Mich mit Gewalt aus diesen Träumen rissen! --
Minutius, du bist ein schlechter Redner,
Du fachst der Rache Glut noch heller auf!
Minutius.
O wo geriethst du hin, mein Marcius?
O Marcius! Wohl war es ehmals anders,
Da wir beyſammen ſaßen an den Gräbern
Der großen Väter, ihrer Thaten froh,
Den Bund beſchloſſen, ihrer werth zu ſeyn! —
O dieſer Gräber! O der ſchönen Stunde!
Als auf du dich erhobſt, entflammt, begeiſtert. —
Mit glüh’ndem Aug’, mit aufgeſchwollner Bruſt,
Das Antlitz gen das Capitol gewandt,
Sprachſt du das heilige, das hohe Wort:
»Gegründet hat der Ahnen Geiſt und Kraft
»Das Vaterland! Doch hoch und höher heb’
»Es ſich durch ihrer Enkel Heldenmuth,
»Bis zu den Sternen heb’ es ſich empor!
»Mich hört der Donnerer am Capitol!« —
Dann drückteſt du ſo heiß mich an die Bruſt,
Wir riefen Hand in Hand, und Blick auf Blick:
»Lang’ lebe Rom!« — Seitdem war unſer Gruß:
»Lang’ lebe Rom!« — Das hätteſt du vergeſſen? — —
Wohl iſt es ſo, da du, der Volsker Feldherr,
Als Feind dich nahſt der Stadt, dem Capitol!
O wo geriethſt du hin, mein Marcius?
Coriolan.
Fluch und Verderben treffe ſie! die ſo
Mich mit Gewalt aus dieſen Träumen riſſen! —
Minutius, du biſt ein ſchlechter Redner,
Du fachſt der Rache Glut noch heller auf!
Minutius.
O wo geriethſt du hin, mein Marcius?
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[72/0080] O Marcius! Wohl war es ehmals anders, Da wir beyſammen ſaßen an den Gräbern Der großen Väter, ihrer Thaten froh, Den Bund beſchloſſen, ihrer werth zu ſeyn! — O dieſer Gräber! O der ſchönen Stunde! Als auf du dich erhobſt, entflammt, begeiſtert. — Mit glüh’ndem Aug’, mit aufgeſchwollner Bruſt, Das Antlitz gen das Capitol gewandt, Sprachſt du das heilige, das hohe Wort: »Gegründet hat der Ahnen Geiſt und Kraft »Das Vaterland! Doch hoch und höher heb’ »Es ſich durch ihrer Enkel Heldenmuth, »Bis zu den Sternen heb’ es ſich empor! »Mich hört der Donnerer am Capitol!« — Dann drückteſt du ſo heiß mich an die Bruſt, Wir riefen Hand in Hand, und Blick auf Blick: »Lang’ lebe Rom!« — Seitdem war unſer Gruß: »Lang’ lebe Rom!« — Das hätteſt du vergeſſen? — — Wohl iſt es ſo, da du, der Volsker Feldherr, Als Feind dich nahſt der Stadt, dem Capitol! O wo geriethſt du hin, mein Marcius? Coriolan. Fluch und Verderben treffe ſie! die ſo Mich mit Gewalt aus dieſen Träumen riſſen! — Minutius, du biſt ein ſchlechter Redner, Du fachſt der Rache Glut noch heller auf! Minutius. O wo geriethſt du hin, mein Marcius?

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Zitationshilfe: Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/80>, abgerufen am 26.11.2024.