Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Volumnia.
(empfindlich, doch furchtsam.)
Es ist nicht schön, daß du mit unserm Schmerz
Dein Spiel nur treibst. O nein! es ist nicht schön.
Coriolan.
Es kocht in mir! -- Volumnia! Die Hand!
O du verstehst mich schnell -- Doch unsre Mutter --
Noch blickt sie starr zur Erde hin, erfreut
Mit keinem Worte mich -- Sie zürnet wohl --?
Veturia.
Du Guter! deinem Unglück sinn' ich nach.
Coriolan.
Wer saget dir, daß ich unglücklich bin?
Ich bin es nicht! -- Ich sollte mich erniedern,
Und sollte kriechen, feig' um Gnade fleh'n, --
Das wollten Sie! Sie haben nicht gesiegt.
Ich siegte, ich! und mich erfreut der Sieg.
Daß ich, wie diese Väter, vor der Macht
Der Volksaufwiegler bebte? Nimmermehr!
Wie konnten sie's nur träumen? Ha! Noch steh'
Ich aufrecht da, und ungebeugt, bin noch
Coriolan! Das hebt mich hoch empor!
Wenn einst ich meinen Geist, mich selbst verläugne,
Dann nennt mich elend -- dann -- und eher nicht! --
Was schüttelst du so wehmuthsvoll dein Haupt?
Ich habe recht gethan!
Veturia.
Nicht heutigen,
Du büßest alten Fehl!
Volumnia.
(empfindlich, doch furchtſam.)
Es iſt nicht ſchön, daß du mit unſerm Schmerz
Dein Spiel nur treibſt. O nein! es iſt nicht ſchön.
Coriolan.
Es kocht in mir! — Volumnia! Die Hand!
O du verſtehſt mich ſchnell — Doch unſre Mutter —
Noch blickt ſie ſtarr zur Erde hin, erfreut
Mit keinem Worte mich — Sie zürnet wohl —?
Veturia.
Du Guter! deinem Unglück ſinn’ ich nach.
Coriolan.
Wer ſaget dir, daß ich unglücklich bin?
Ich bin es nicht! — Ich ſollte mich erniedern,
Und ſollte kriechen, feig’ um Gnade fleh’n, —
Das wollten Sie! Sie haben nicht geſiegt.
Ich ſiegte, ich! und mich erfreut der Sieg.
Daß ich, wie dieſe Väter, vor der Macht
Der Volksaufwiegler bebte? Nimmermehr!
Wie konnten ſie’s nur träumen? Ha! Noch ſteh'
Ich aufrecht da, und ungebeugt, bin noch
Coriolan! Das hebt mich hoch empor!
Wenn einſt ich meinen Geiſt, mich ſelbſt verläugne,
Dann nennt mich elend — dann — und eher nicht! —
Was ſchüttelſt du ſo wehmuthsvoll dein Haupt?
Ich habe recht gethan!
Veturia.
Nicht heutigen,
Du büßeſt alten Fehl!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0032" n="24"/>
          <sp who="#VOLU">
            <speaker><hi rendition="#g">Volumnia</hi>.</speaker><lb/>
            <stage>(empfindlich, doch furcht&#x017F;am.)</stage><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t nicht &#x017F;chön, daß du mit un&#x017F;erm Schmerz<lb/>
Dein Spiel nur treib&#x017F;t. O nein! es i&#x017F;t nicht &#x017F;chön.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Es kocht in mir! &#x2014; Volumnia! Die Hand!<lb/>
O du ver&#x017F;teh&#x017F;t mich &#x017F;chnell &#x2014; Doch un&#x017F;re Mutter &#x2014;<lb/>
Noch blickt &#x017F;ie &#x017F;tarr zur Erde hin, erfreut<lb/>
Mit keinem Worte mich &#x2014; Sie zürnet wohl &#x2014;?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VET">
            <speaker><hi rendition="#g">Veturia</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Du Guter! deinem Unglück &#x017F;inn&#x2019; ich nach.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Wer &#x017F;aget dir, daß ich unglücklich bin?<lb/>
Ich bin es nicht! &#x2014; Ich &#x017F;ollte mich erniedern,<lb/>
Und &#x017F;ollte kriechen, feig&#x2019; um Gnade fleh&#x2019;n, &#x2014;<lb/>
Das wollten <hi rendition="#g">Sie</hi>! Sie haben nicht ge&#x017F;iegt.<lb/><hi rendition="#g">Ich</hi> &#x017F;iegte, <hi rendition="#g">ich</hi>! und mich erfreut der Sieg.<lb/>
Daß ich, wie die&#x017F;e Väter, vor der Macht<lb/>
Der Volksaufwiegler bebte? Nimmermehr!<lb/>
Wie konnten &#x017F;ie&#x2019;s nur träumen? Ha! Noch &#x017F;teh'<lb/>
Ich aufrecht da, und ungebeugt, bin noch<lb/>
Coriolan! Das hebt mich hoch empor!<lb/>
Wenn ein&#x017F;t ich meinen Gei&#x017F;t, mich &#x017F;elb&#x017F;t verläugne,<lb/>
Dann nennt mich elend &#x2014; dann &#x2014; und eher nicht! &#x2014;<lb/>
Was &#x017F;chüttel&#x017F;t du &#x017F;o wehmuthsvoll dein Haupt?<lb/>
Ich habe recht gethan!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VET">
            <speaker><hi rendition="#g">Veturia</hi>.</speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#et">Nicht heutigen,</hi><lb/>
Du büße&#x017F;t alten Fehl!</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0032] Volumnia. (empfindlich, doch furchtſam.) Es iſt nicht ſchön, daß du mit unſerm Schmerz Dein Spiel nur treibſt. O nein! es iſt nicht ſchön. Coriolan. Es kocht in mir! — Volumnia! Die Hand! O du verſtehſt mich ſchnell — Doch unſre Mutter — Noch blickt ſie ſtarr zur Erde hin, erfreut Mit keinem Worte mich — Sie zürnet wohl —? Veturia. Du Guter! deinem Unglück ſinn’ ich nach. Coriolan. Wer ſaget dir, daß ich unglücklich bin? Ich bin es nicht! — Ich ſollte mich erniedern, Und ſollte kriechen, feig’ um Gnade fleh’n, — Das wollten Sie! Sie haben nicht geſiegt. Ich ſiegte, ich! und mich erfreut der Sieg. Daß ich, wie dieſe Väter, vor der Macht Der Volksaufwiegler bebte? Nimmermehr! Wie konnten ſie’s nur träumen? Ha! Noch ſteh' Ich aufrecht da, und ungebeugt, bin noch Coriolan! Das hebt mich hoch empor! Wenn einſt ich meinen Geiſt, mich ſelbſt verläugne, Dann nennt mich elend — dann — und eher nicht! — Was ſchüttelſt du ſo wehmuthsvoll dein Haupt? Ich habe recht gethan! Veturia. Nicht heutigen, Du büßeſt alten Fehl!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/32
Zitationshilfe: Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/32>, abgerufen am 18.04.2024.