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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

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lichen Meinung durch Wort und Schrift, durch Mittheilungen
in der Tagespresse, durch Veröffentlichung von Flugblättern;
Petitionen an Regierungen und Volksvertretungen deutscher
Staaten; Ansammlung eines Fonds zur Beihülfe für ein
Mädchenlyceum.

Der neue Verein hält den Zweck, das Studium der Wissen-
schaften dem weiblichen Geschlechte zu erschließen, für so groß
und die Agitation in seinem Dienste für eine so schwierige Auf-
gabe, daß er die Verbindung desselben mit den anderen Zielen
der Frauenfrage (nach dem Beispiele der älteren Vereine) ab-
lehnt und sich ganz auf diesen einen Zweck concentrirt.*)
Jn
den bestehenden "Lyceen für Damen", wie sie seit Jahren oder
Jahrzehnten in Berlin, Breslau, Köln, Leipzig, Prag und Wien
bestehen, sieht der Verein Jnstitute, die, trotz der Aehnlichkeit
des Namens, ein ganz anderes Ziel als das seinige verfolgen;
sie sind freie Vortragsinstitute, die für Damen (in erster Linie
für Erwachsene) eine treffliche Gelegenheit zur erweiterten wissen-
schaftlichen Ausbildung nach verschiedenen Richtungen bieten,
doch ohne den strengen Lehrplan und ohne den festen Lern-
zwang des Gymnasiums.

Der Verein begann seine Wirksamkeit alsbald nach seiner
Gründung im Jahre 1888 mit einer Petition, welche er den
Unterrichtsministerien von Preußen, Bayern, Württemberg vor-
legte, behufs Zulassung des weiblichen Geschlechts zum Maturitäts-
examen an Gymnasien und Realgymnasien und zum Studium
auf Universitäten und Hochschulen. Jm Juni 1889 folgte eine
Petition, die an die Unterrichtsministerien sämmtlicher übrigen

*) Es gibt an bemerkenswertheren Frauenbildungs- und Frauen-
Erwerbsvereinen in einundzwanzig Städten des Deutschen Reiches je
einen, in Berlin, Leipzig, Breslau, Frankfurt a. M. zwei und mehrere.

lichen Meinung durch Wort und Schrift, durch Mittheilungen
in der Tagespresse, durch Veröffentlichung von Flugblättern;
Petitionen an Regierungen und Volksvertretungen deutscher
Staaten; Ansammlung eines Fonds zur Beihülfe für ein
Mädchenlyceum.

Der neue Verein hält den Zweck, das Studium der Wissen-
schaften dem weiblichen Geschlechte zu erschließen, für so groß
und die Agitation in seinem Dienste für eine so schwierige Auf-
gabe, daß er die Verbindung desselben mit den anderen Zielen
der Frauenfrage (nach dem Beispiele der älteren Vereine) ab-
lehnt und sich ganz auf diesen einen Zweck concentrirt.*)
Jn
den bestehenden „Lyceen für Damen“, wie sie seit Jahren oder
Jahrzehnten in Berlin, Breslau, Köln, Leipzig, Prag und Wien
bestehen, sieht der Verein Jnstitute, die, trotz der Aehnlichkeit
des Namens, ein ganz anderes Ziel als das seinige verfolgen;
sie sind freie Vortragsinstitute, die für Damen (in erster Linie
für Erwachsene) eine treffliche Gelegenheit zur erweiterten wissen-
schaftlichen Ausbildung nach verschiedenen Richtungen bieten,
doch ohne den strengen Lehrplan und ohne den festen Lern-
zwang des Gymnasiums.

Der Verein begann seine Wirksamkeit alsbald nach seiner
Gründung im Jahre 1888 mit einer Petition, welche er den
Unterrichtsministerien von Preußen, Bayern, Württemberg vor-
legte, behufs Zulassung des weiblichen Geschlechts zum Maturitäts-
examen an Gymnasien und Realgymnasien und zum Studium
auf Universitäten und Hochschulen. Jm Juni 1889 folgte eine
Petition, die an die Unterrichtsministerien sämmtlicher übrigen

*) Es gibt an bemerkenswertheren Frauenbildungs- und Frauen-
Erwerbsvereinen in einundzwanzig Städten des Deutschen Reiches je
einen, in Berlin, Leipzig, Breslau, Frankfurt a. M. zwei und mehrere.
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[25/0041] lichen Meinung durch Wort und Schrift, durch Mittheilungen in der Tagespresse, durch Veröffentlichung von Flugblättern; Petitionen an Regierungen und Volksvertretungen deutscher Staaten; Ansammlung eines Fonds zur Beihülfe für ein Mädchenlyceum. Der neue Verein hält den Zweck, das Studium der Wissen- schaften dem weiblichen Geschlechte zu erschließen, für so groß und die Agitation in seinem Dienste für eine so schwierige Auf- gabe, daß er die Verbindung desselben mit den anderen Zielen der Frauenfrage (nach dem Beispiele der älteren Vereine) ab- lehnt und sich ganz auf diesen einen Zweck concentrirt. *) Jn den bestehenden „Lyceen für Damen“, wie sie seit Jahren oder Jahrzehnten in Berlin, Breslau, Köln, Leipzig, Prag und Wien bestehen, sieht der Verein Jnstitute, die, trotz der Aehnlichkeit des Namens, ein ganz anderes Ziel als das seinige verfolgen; sie sind freie Vortragsinstitute, die für Damen (in erster Linie für Erwachsene) eine treffliche Gelegenheit zur erweiterten wissen- schaftlichen Ausbildung nach verschiedenen Richtungen bieten, doch ohne den strengen Lehrplan und ohne den festen Lern- zwang des Gymnasiums. Der Verein begann seine Wirksamkeit alsbald nach seiner Gründung im Jahre 1888 mit einer Petition, welche er den Unterrichtsministerien von Preußen, Bayern, Württemberg vor- legte, behufs Zulassung des weiblichen Geschlechts zum Maturitäts- examen an Gymnasien und Realgymnasien und zum Studium auf Universitäten und Hochschulen. Jm Juni 1889 folgte eine Petition, die an die Unterrichtsministerien sämmtlicher übrigen *) Es gibt an bemerkenswertheren Frauenbildungs- und Frauen- Erwerbsvereinen in einundzwanzig Städten des Deutschen Reiches je einen, in Berlin, Leipzig, Breslau, Frankfurt a. M. zwei und mehrere.

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2021-02-18T15:54:56Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/41>, abgerufen am 23.04.2024.