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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

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Von anderen Ländern*) ist es namentlich Finland, wo
neuerdings an der Universität Helsingfors das Frauenstudium
sich ausgebreitet hat. Nach vereinzelten Anfängen seit dem
Jahre 1870 begann der Aufschwung im Jahre 1885. Jm
Jahre 1893 gab es 56 weibliche Studirende, theils für philo-
sophisch-historische Studien, theils für naturwissenschaftlich-
mathematische und medicinische. Zu der Frequenz, die gegen-
wärtig stark zu wachsen scheint, hat beigetragen die Errichtung
von Gymnasien, in denen beide Geschlechter zur Universität
vorgebildet werden, da die Maturität als Bedingung der Auf-
nahme in die Universität gleichmäßig festgehalten wird.

Endlich Rußland. Hier haben wir das Land der von
Staatswegen eingerichteten Bildungsinstitute für Frauen. Was
in den Vereinigten Staaten von Amerika das freie Stiftungs-
wesen geleistet, hat hier die Staatsregierung zu leisten unter-
nommen.

Erstens hat dieselbe seit den sechziger Jahren Mädchen-
gymnasien eingerichtet, an deren Absolvirung, ähnlich wie an
die Maturität der Knabengymnasien, bestimmte Rechte für
höhere Studien oder für Berufsthätigkeit (Unterricht) geknüpft
sind. Zweitens sind seit den siebziger Jahren bei mehreren der
kaiserlichen Universitäten (Petersburg, Moskau, Kasan, Kiew)
Frauencurse eingerichtet worden, für deren Unterricht ein Theil
der Universitätsprofessoren gewonnen wurde, sowohl für natur-
wissenschaftliche und medicinische als für historisch-philologische
Fächer. Auch hier war der Zweck theils auf allgemeine Bil-
dung, theils auf Ablegung von Prüfungen als Vorbedingung
für bestimmte Berufsthätigkeiten gerichtet. Mit manchen Unter-

*) Jn Schweden wurden die Universitäten den Frauen im Jahre
1870, in Dänemark 1875, in Jtalien 1876, in Belgien 1880 geöffnet.

Von anderen Ländern*) ist es namentlich Finland, wo
neuerdings an der Universität Helsingfors das Frauenstudium
sich ausgebreitet hat. Nach vereinzelten Anfängen seit dem
Jahre 1870 begann der Aufschwung im Jahre 1885. Jm
Jahre 1893 gab es 56 weibliche Studirende, theils für philo-
sophisch-historische Studien, theils für naturwissenschaftlich-
mathematische und medicinische. Zu der Frequenz, die gegen-
wärtig stark zu wachsen scheint, hat beigetragen die Errichtung
von Gymnasien, in denen beide Geschlechter zur Universität
vorgebildet werden, da die Maturität als Bedingung der Auf-
nahme in die Universität gleichmäßig festgehalten wird.

Endlich Rußland. Hier haben wir das Land der von
Staatswegen eingerichteten Bildungsinstitute für Frauen. Was
in den Vereinigten Staaten von Amerika das freie Stiftungs-
wesen geleistet, hat hier die Staatsregierung zu leisten unter-
nommen.

Erstens hat dieselbe seit den sechziger Jahren Mädchen-
gymnasien eingerichtet, an deren Absolvirung, ähnlich wie an
die Maturität der Knabengymnasien, bestimmte Rechte für
höhere Studien oder für Berufsthätigkeit (Unterricht) geknüpft
sind. Zweitens sind seit den siebziger Jahren bei mehreren der
kaiserlichen Universitäten (Petersburg, Moskau, Kasan, Kiew)
Frauencurse eingerichtet worden, für deren Unterricht ein Theil
der Universitätsprofessoren gewonnen wurde, sowohl für natur-
wissenschaftliche und medicinische als für historisch-philologische
Fächer. Auch hier war der Zweck theils auf allgemeine Bil-
dung, theils auf Ablegung von Prüfungen als Vorbedingung
für bestimmte Berufsthätigkeiten gerichtet. Mit manchen Unter-

*) Jn Schweden wurden die Universitäten den Frauen im Jahre
1870, in Dänemark 1875, in Jtalien 1876, in Belgien 1880 geöffnet.
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[196/0212] Von anderen Ländern *) ist es namentlich Finland, wo neuerdings an der Universität Helsingfors das Frauenstudium sich ausgebreitet hat. Nach vereinzelten Anfängen seit dem Jahre 1870 begann der Aufschwung im Jahre 1885. Jm Jahre 1893 gab es 56 weibliche Studirende, theils für philo- sophisch-historische Studien, theils für naturwissenschaftlich- mathematische und medicinische. Zu der Frequenz, die gegen- wärtig stark zu wachsen scheint, hat beigetragen die Errichtung von Gymnasien, in denen beide Geschlechter zur Universität vorgebildet werden, da die Maturität als Bedingung der Auf- nahme in die Universität gleichmäßig festgehalten wird. Endlich Rußland. Hier haben wir das Land der von Staatswegen eingerichteten Bildungsinstitute für Frauen. Was in den Vereinigten Staaten von Amerika das freie Stiftungs- wesen geleistet, hat hier die Staatsregierung zu leisten unter- nommen. Erstens hat dieselbe seit den sechziger Jahren Mädchen- gymnasien eingerichtet, an deren Absolvirung, ähnlich wie an die Maturität der Knabengymnasien, bestimmte Rechte für höhere Studien oder für Berufsthätigkeit (Unterricht) geknüpft sind. Zweitens sind seit den siebziger Jahren bei mehreren der kaiserlichen Universitäten (Petersburg, Moskau, Kasan, Kiew) Frauencurse eingerichtet worden, für deren Unterricht ein Theil der Universitätsprofessoren gewonnen wurde, sowohl für natur- wissenschaftliche und medicinische als für historisch-philologische Fächer. Auch hier war der Zweck theils auf allgemeine Bil- dung, theils auf Ablegung von Prüfungen als Vorbedingung für bestimmte Berufsthätigkeiten gerichtet. Mit manchen Unter- *) Jn Schweden wurden die Universitäten den Frauen im Jahre 1870, in Dänemark 1875, in Jtalien 1876, in Belgien 1880 geöffnet.

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Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/212>, abgerufen am 21.11.2024.