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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

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des Mannes wurmstichig ist durch das Jnsect, das er unter
seinen Füßen hält.

Lange ist diese stürmische Schrift (Godwin erzählt, sie sei
in sechs Wochen niedergeschrieben worden) in England als eine
Ausgeburt des Revolutionszeitalters betrachtet, verabscheut oder
vergessen worden. Chalmers sagt davon, ganz im Geiste seiner
Leser, sie sei dazu gemacht, ein Gemisch von Bewunderung,
Mitleid und Verachtung zu erregen; sie habe manch eine wilde
Theorie über den Charakter und die Pflichten des Weibes ent-
wickelt. Jedoch schon die Thatsache, daß allmählich die Auf-
lagen der Schrift erneuert wurden, zeigte, daß man, wie mit
Anderem, so auch hiermit an die Jdeen der Revolution an-
knüpfte. Als im Jahre 1844 die dritte Auflage der "Vin-
dication" erschien, wies deren Vorrede darauf hin, daß man
günstiger davon zu denken beginne, daß im Augenblick nicht
weniger als fünf Werke über denselben Gegenstand mit ähn-
lichen Anschauungen erschienen seien.

Aber auch Deutschland hatte in jenen Jahren des Re-
volutionszeitalters seinen Schriftsteller für die Frauenrechte. Es
war der Königsberger T. G. von Hippel.

Jm Jahre 1792 erschien zu Berlin ohne seinen Namen
das Buch "Ueber die bürgerliche Verbesserung der Weiber"*).

*) in der Vossischen Buchhandling. Ein Nachdruck erschien
(Frankfurt und Leipzig) 1794. Eine neue rechtmäßige Auflage erschien
Berlin, Voß 1842. Zuvor war, bald nach dem Tode Hippel`s, das-
jenige erschienen, was er zur Vorbereitung einer neuen Auflage auf-
gezeichnet hatte, als "Nachlaß über weibliche Bildung von T. G. von
Hippel", Berlin, Voß, 1801. Das Vorwort der Verlagsbuchhandlung
sagt dazu, die erste Auflage sei noch in großer Anzahl vorräthig,

des Mannes wurmstichig ist durch das Jnsect, das er unter
seinen Füßen hält.

Lange ist diese stürmische Schrift (Godwin erzählt, sie sei
in sechs Wochen niedergeschrieben worden) in England als eine
Ausgeburt des Revolutionszeitalters betrachtet, verabscheut oder
vergessen worden. Chalmers sagt davon, ganz im Geiste seiner
Leser, sie sei dazu gemacht, ein Gemisch von Bewunderung,
Mitleid und Verachtung zu erregen; sie habe manch eine wilde
Theorie über den Charakter und die Pflichten des Weibes ent-
wickelt. Jedoch schon die Thatsache, daß allmählich die Auf-
lagen der Schrift erneuert wurden, zeigte, daß man, wie mit
Anderem, so auch hiermit an die Jdeen der Revolution an-
knüpfte. Als im Jahre 1844 die dritte Auflage der „Vin-
dication“ erschien, wies deren Vorrede darauf hin, daß man
günstiger davon zu denken beginne, daß im Augenblick nicht
weniger als fünf Werke über denselben Gegenstand mit ähn-
lichen Anschauungen erschienen seien.

Aber auch Deutschland hatte in jenen Jahren des Re-
volutionszeitalters seinen Schriftsteller für die Frauenrechte. Es
war der Königsberger T. G. von Hippel.

Jm Jahre 1792 erschien zu Berlin ohne seinen Namen
das Buch „Ueber die bürgerliche Verbesserung der Weiber“*).

*) in der Vossischen Buchhandling. Ein Nachdruck erschien
(Frankfurt und Leipzig) 1794. Eine neue rechtmäßige Auflage erschien
Berlin, Voß 1842. Zuvor war, bald nach dem Tode Hippel`s, das-
jenige erschienen, was er zur Vorbereitung einer neuen Auflage auf-
gezeichnet hatte, als „Nachlaß über weibliche Bildung von T. G. von
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[94/0110] des Mannes wurmstichig ist durch das Jnsect, das er unter seinen Füßen hält. Lange ist diese stürmische Schrift (Godwin erzählt, sie sei in sechs Wochen niedergeschrieben worden) in England als eine Ausgeburt des Revolutionszeitalters betrachtet, verabscheut oder vergessen worden. Chalmers sagt davon, ganz im Geiste seiner Leser, sie sei dazu gemacht, ein Gemisch von Bewunderung, Mitleid und Verachtung zu erregen; sie habe manch eine wilde Theorie über den Charakter und die Pflichten des Weibes ent- wickelt. Jedoch schon die Thatsache, daß allmählich die Auf- lagen der Schrift erneuert wurden, zeigte, daß man, wie mit Anderem, so auch hiermit an die Jdeen der Revolution an- knüpfte. Als im Jahre 1844 die dritte Auflage der „Vin- dication“ erschien, wies deren Vorrede darauf hin, daß man günstiger davon zu denken beginne, daß im Augenblick nicht weniger als fünf Werke über denselben Gegenstand mit ähn- lichen Anschauungen erschienen seien. Aber auch Deutschland hatte in jenen Jahren des Re- volutionszeitalters seinen Schriftsteller für die Frauenrechte. Es war der Königsberger T. G. von Hippel. Jm Jahre 1792 erschien zu Berlin ohne seinen Namen das Buch „Ueber die bürgerliche Verbesserung der Weiber“ *). *) in der Vossischen Buchhandling. Ein Nachdruck erschien (Frankfurt und Leipzig) 1794. Eine neue rechtmäßige Auflage erschien Berlin, Voß 1842. Zuvor war, bald nach dem Tode Hippel`s, das- jenige erschienen, was er zur Vorbereitung einer neuen Auflage auf- gezeichnet hatte, als „Nachlaß über weibliche Bildung von T. G. von Hippel“, Berlin, Voß, 1801. Das Vorwort der Verlagsbuchhandlung sagt dazu, die erste Auflage sei noch in großer Anzahl vorräthig,

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2021-02-18T15:54:56Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2021-02-18T15:54:56Z)

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Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/110>, abgerufen am 26.04.2024.