Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie ist die Gattin William Godwin's, des socialistischen
Denkers, gegen den Robert Malthus seine Abhandlung über das
Princip der Bevölkerungszunahme richtete. Sie dedicirt ihr
Buch dem früheren Bischof von Autun, Talleyrand-Perigord,
und sagt ihm in der Widmung die Worte: Wenn Jhr die
Frauen von der Theilnahme an den natürlichen Rechten der
Menschheit ausschließen wollt, so beweist zuvörderst - wenn
anders Jhr den Vorwurf der Ungerechtigkeit und Jnconsequenz
abwehren wollt - daß sie der Vernunft entbehren. Sonst
wird dieser Flecken an Eurer "Neuen Verfassung", der ersten,
die angeblich auf die Vernunft gegründet ist, für ewig beweisen,
daß die Männer in irgend einer Gestalt tyrannisch handeln
müssen, und Tyrannei wird, in welchem Theile der Gesellschaft
sie immer ihre eherne Stirne erhebt, allezeit die Sittlichkeit
untergraben.

Sie bekämpft Rousseau, dessen Ansicht von der Natur und
den natürlichen Rechten des Weibes die Grundlage war für
das Verhalten seiner Schule in den Verfassungen der fran-
zösischen Revolution. Von seinen Aeußerungen über das Ver-
hältniß der beiden Geschlechter, im "Emile", sagt sie**): das
ist die Philosophie der Wollust.

Das Gesetz der Natur, sagt sie, welches auch für die

political an moral subjects, London, printed for J. Johnson,
No. 72, St. Paul`s churchyard, 1792. 3d edition 1844, revised and
reedited, London, William Strange.
Neuerdings sind zwei Ausgaben
erschienen, beide von Frauen eingeleitet, und zwar 1891 mit Vorrede
von Mrs. Fawcett, London, Fisher Unwin; dann 1892, with an
introduction by Elizabeth Robins Pennell, London, Walter Scott
(The Scott Library).
Diese letzte und die Ausgabe von 1844 liegen
mir vor.
**) Ausgabe von 1892 p. 58.

Sie ist die Gattin William Godwin's, des socialistischen
Denkers, gegen den Robert Malthus seine Abhandlung über das
Princip der Bevölkerungszunahme richtete. Sie dedicirt ihr
Buch dem früheren Bischof von Autun, Talleyrand-Perigord,
und sagt ihm in der Widmung die Worte: Wenn Jhr die
Frauen von der Theilnahme an den natürlichen Rechten der
Menschheit ausschließen wollt, so beweist zuvörderst – wenn
anders Jhr den Vorwurf der Ungerechtigkeit und Jnconsequenz
abwehren wollt – daß sie der Vernunft entbehren. Sonst
wird dieser Flecken an Eurer „Neuen Verfassung“, der ersten,
die angeblich auf die Vernunft gegründet ist, für ewig beweisen,
daß die Männer in irgend einer Gestalt tyrannisch handeln
müssen, und Tyrannei wird, in welchem Theile der Gesellschaft
sie immer ihre eherne Stirne erhebt, allezeit die Sittlichkeit
untergraben.

Sie bekämpft Rousseau, dessen Ansicht von der Natur und
den natürlichen Rechten des Weibes die Grundlage war für
das Verhalten seiner Schule in den Verfassungen der fran-
zösischen Revolution. Von seinen Aeußerungen über das Ver-
hältniß der beiden Geschlechter, im „Emile“, sagt sie**): das
ist die Philosophie der Wollust.

Das Gesetz der Natur, sagt sie, welches auch für die

political an moral subjects, London, printed for J. Johnson,
No. 72, St. Paul`s churchyard, 1792. 3d edition 1844, revised and
reedited, London, William Strange.
Neuerdings sind zwei Ausgaben
erschienen, beide von Frauen eingeleitet, und zwar 1891 mit Vorrede
von Mrs. Fawcett, London, Fisher Unwin; dann 1892, with an
introduction by Elizabeth Robins Pennell, London, Walter Scott
(The Scott Library).
Diese letzte und die Ausgabe von 1844 liegen
mir vor.
**) Ausgabe von 1892 p. 58.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0108" n="92"/>
            <p>Sie ist die Gattin William Godwin's, des socialistischen<lb/>
Denkers, gegen den Robert Malthus seine Abhandlung über das<lb/>
Princip der Bevölkerungszunahme richtete. Sie dedicirt ihr<lb/>
Buch dem früheren Bischof von Autun, Talleyrand-Perigord,<lb/>
und sagt ihm in der Widmung die Worte: Wenn Jhr die<lb/>
Frauen von der Theilnahme an den natürlichen Rechten der<lb/>
Menschheit ausschließen wollt, so beweist zuvörderst &#x2013; wenn<lb/>
anders Jhr den Vorwurf der Ungerechtigkeit und Jnconsequenz<lb/>
abwehren wollt &#x2013; daß sie der Vernunft entbehren. Sonst<lb/>
wird dieser Flecken an Eurer &#x201E;Neuen Verfassung&#x201C;, der ersten,<lb/>
die angeblich auf die Vernunft gegründet ist, für ewig beweisen,<lb/>
daß die Männer in irgend einer Gestalt tyrannisch handeln<lb/>
müssen, und Tyrannei wird, in welchem Theile der Gesellschaft<lb/>
sie immer ihre eherne Stirne erhebt, allezeit die Sittlichkeit<lb/>
untergraben.</p><lb/>
            <p>Sie bekämpft Rousseau, dessen Ansicht von der Natur und<lb/>
den natürlichen Rechten des Weibes die Grundlage war für<lb/>
das Verhalten seiner Schule in den Verfassungen der fran-<lb/>
zösischen Revolution. Von seinen Aeußerungen über das Ver-<lb/>
hältniß der beiden Geschlechter, im &#x201E;Emile&#x201C;, sagt sie<note place="foot" n="**)">Ausgabe von 1892 p. 58.</note>: das<lb/>
ist die Philosophie der Wollust.</p><lb/>
            <p>Das Gesetz der Natur, sagt sie, welches auch für die<lb/><note xml:id="Foot09" prev="#Foot08" place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">political an moral subjects, London, printed for J. Johnson,<lb/>
No. 72, St. Paul`s churchyard, 1792. 3d edition 1844, revised and<lb/>
reedited, London, William Strange.</hi> Neuerdings sind zwei Ausgaben<lb/>
erschienen, beide von Frauen eingeleitet, und zwar 1891 mit Vorrede<lb/>
von <hi rendition="#aq">Mrs. Fawcett, London, Fisher Unwin; dann 1892, with an<lb/>
introduction by Elizabeth Robins Pennell, London, Walter Scott<lb/>
(The Scott Library).</hi> Diese letzte und die Ausgabe von 1844 liegen<lb/>
mir vor.</note>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0108] Sie ist die Gattin William Godwin's, des socialistischen Denkers, gegen den Robert Malthus seine Abhandlung über das Princip der Bevölkerungszunahme richtete. Sie dedicirt ihr Buch dem früheren Bischof von Autun, Talleyrand-Perigord, und sagt ihm in der Widmung die Worte: Wenn Jhr die Frauen von der Theilnahme an den natürlichen Rechten der Menschheit ausschließen wollt, so beweist zuvörderst – wenn anders Jhr den Vorwurf der Ungerechtigkeit und Jnconsequenz abwehren wollt – daß sie der Vernunft entbehren. Sonst wird dieser Flecken an Eurer „Neuen Verfassung“, der ersten, die angeblich auf die Vernunft gegründet ist, für ewig beweisen, daß die Männer in irgend einer Gestalt tyrannisch handeln müssen, und Tyrannei wird, in welchem Theile der Gesellschaft sie immer ihre eherne Stirne erhebt, allezeit die Sittlichkeit untergraben. Sie bekämpft Rousseau, dessen Ansicht von der Natur und den natürlichen Rechten des Weibes die Grundlage war für das Verhalten seiner Schule in den Verfassungen der fran- zösischen Revolution. Von seinen Aeußerungen über das Ver- hältniß der beiden Geschlechter, im „Emile“, sagt sie **): das ist die Philosophie der Wollust. Das Gesetz der Natur, sagt sie, welches auch für die *) **) Ausgabe von 1892 p. 58. *) political an moral subjects, London, printed for J. Johnson, No. 72, St. Paul`s churchyard, 1792. 3d edition 1844, revised and reedited, London, William Strange. Neuerdings sind zwei Ausgaben erschienen, beide von Frauen eingeleitet, und zwar 1891 mit Vorrede von Mrs. Fawcett, London, Fisher Unwin; dann 1892, with an introduction by Elizabeth Robins Pennell, London, Walter Scott (The Scott Library). Diese letzte und die Ausgabe von 1844 liegen mir vor.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2021-02-18T15:54:56Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2021-02-18T15:54:56Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/108
Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/108>, abgerufen am 05.12.2024.