p2c_575.001 ausdrücken, und auf einen geselligen Genuß dieser Gemüthsstimmung p2c_575.002 berechnet sind, müssen ausschließend den p2c_575.003 Nahmen Lied führen. Will man die Natur des Liedes aus p2c_575.004 der im §. gegebenen Definition näher entwickeln, so ergeben p2c_575.005 sich folgende Resultate: 1) der ästhetische Jnnhalt des p2c_575.006 Liedes ist eine Empfindung des niedern Schönen, bis zum p2c_575.007 Scherzhaften hinab. Da aber der Charakter des Liedes p2c_575.008 geselliger Genuß, wahre Humanität ist, so p2c_575.009 muß im Durchschnitt für alle Menschen eine gewisse Hauptempfindung p2c_575.010 angenommen werden, die der Menschheit würdig p2c_575.011 sey, und die gleichsam dem Lied ein Jdeal vorhalte. p2c_575.012 Die Stimmung zum niedern Schönen darf also nicht ganz p2c_575.013 ohne ein dunkel sie begleitendes Gefühl des höhern Schönen p2c_575.014 seyn, wenn der Charakter der Menschheit ganz ausgedrückt p2c_575.015 werden soll. Diese Vereinigung zweyer Gefühle giebt eine p2c_575.016 Modification, welche wir oben das Edle nannten. p2c_575.017 Daher ist der herrschende Hauptton, der im Liede statt p2c_575.018 finden muß, die Empfindung des Edlen. Feyerliche p2c_575.019 erhabene Stimmung, wie die der Hymne und Ode paßt p2c_575.020 nicht für jeden, sanftes, scherzhaftes Gefühl ist auch nicht p2c_575.021 in allen Menschenherzen. Aber das Edle soll eigentlich p2c_575.022 der Hauptzug im Charakter der Menschheit seyn, wenn wir p2c_575.023 sie aus dem ästhetischen Standpunkte im Durchschnitt ansehn. p2c_575.024 Hiermit ist keine andre Untergattung des niedern p2c_575.025 Schönen ausgeschlossen. Nur müssen sie alle durch den p2c_575.026 Hauptton des Edlen modificirt werden, auch dürfen diese p2c_575.027 Empfindungen nicht so schnell und leidenschaftlich abwechseln, p2c_575.028 wie bey der Elegie, oder der Ode, weil dies dem Haupttone
p2c_575.001 ausdrücken, und auf einen geselligen Genuß dieser Gemüthsstimmung p2c_575.002 berechnet sind, müssen ausschließend den p2c_575.003 Nahmen Lied führen. Will man die Natur des Liedes aus p2c_575.004 der im §. gegebenen Definition näher entwickeln, so ergeben p2c_575.005 sich folgende Resultate: 1) der ästhetische Jnnhalt des p2c_575.006 Liedes ist eine Empfindung des niedern Schönen, bis zum p2c_575.007 Scherzhaften hinab. Da aber der Charakter des Liedes p2c_575.008 geselliger Genuß, wahre Humanität ist, so p2c_575.009 muß im Durchschnitt für alle Menschen eine gewisse Hauptempfindung p2c_575.010 angenommen werden, die der Menschheit würdig p2c_575.011 sey, und die gleichsam dem Lied ein Jdeal vorhalte. p2c_575.012 Die Stimmung zum niedern Schönen darf also nicht ganz p2c_575.013 ohne ein dunkel sie begleitendes Gefühl des höhern Schönen p2c_575.014 seyn, wenn der Charakter der Menschheit ganz ausgedrückt p2c_575.015 werden soll. Diese Vereinigung zweyer Gefühle giebt eine p2c_575.016 Modification, welche wir oben das Edle nannten. p2c_575.017 Daher ist der herrschende Hauptton, der im Liede statt p2c_575.018 finden muß, die Empfindung des Edlen. Feyerliche p2c_575.019 erhabene Stimmung, wie die der Hymne und Ode paßt p2c_575.020 nicht für jeden, sanftes, scherzhaftes Gefühl ist auch nicht p2c_575.021 in allen Menschenherzen. Aber das Edle soll eigentlich p2c_575.022 der Hauptzug im Charakter der Menschheit seyn, wenn wir p2c_575.023 sie aus dem ästhetischen Standpunkte im Durchschnitt ansehn. p2c_575.024 Hiermit ist keine andre Untergattung des niedern p2c_575.025 Schönen ausgeschlossen. Nur müssen sie alle durch den p2c_575.026 Hauptton des Edlen modificirt werden, auch dürfen diese p2c_575.027 Empfindungen nicht so schnell und leidenschaftlich abwechseln, p2c_575.028 wie bey der Elegie, oder der Ode, weil dies dem Haupttone
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/99>, abgerufen am 16.02.2025.
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