p2c_569.002 4) Das Metrum der Elegie muß dem Charakter p2c_569.003 des Sanftschönen angemessen seyn, und der Sprache p2c_569.004 Raum verstatten, sich ohne Zwang auszubreiten. p2c_569.005 Uebrigens nimmt die Elegie noch verschiedene Formen p2c_569.006 an, ohne daß dadurch die Hauptbenennung ganz verlohren p2c_569.007 gehe.
p2c_569.008 Anmerk. 1. Von den Distichen haben wir schon p2c_569.009 oben gehandelt. Die griechische Elegie, von der wir eigentlich p2c_569.010 sehr wenige Reste haben (z. B. das Fragment des p2c_569.011 Hermesianar beym Athenäus) behandelte die Distichen mit p2c_569.012 mehr Freyheit als die Römer, sie erlaubte sich mehr Nachlässigkeiten, p2c_569.013 endete nicht allemal den Sinn mit dem Distichon, p2c_569.014 brauchte oft zum Schluß vielsylbige Worte u. s. w. p2c_569.015 Außerdem haben auch die Spanier und Jtaliener in ihren p2c_569.016 Elegien Terzinen gebraucht. Die Engländer haben oft p2c_569.017 lauter männliche Reime in dieser Dichtungsart. Dies ist p2c_569.018 für den elegischen Charakter etwas zu hart. Abwechslung p2c_569.019 männlicher und weiblicher Reime, ein trochäischer Gang p2c_569.020 des Verses und Abtheilung in Strophen scheint für die p2c_569.021 deutsche Elegie am besten zu passen, wie Höltys Elegie p2c_569.022 auf den Tod eines Landmädchens beweist. Ehemals p2c_569.023 brauchte man Alexandriner. Sie haben etwas von der p2c_569.024 Natur der Distichen, besonders darinnen, daß sie der p2c_569.025 Sprache Raum geben.
p2c_569.001 §. 5.
p2c_569.002 4) Das Metrum der Elegie muß dem Charakter p2c_569.003 des Sanftschönen angemessen seyn, und der Sprache p2c_569.004 Raum verstatten, sich ohne Zwang auszubreiten. p2c_569.005 Uebrigens nimmt die Elegie noch verschiedene Formen p2c_569.006 an, ohne daß dadurch die Hauptbenennung ganz verlohren p2c_569.007 gehe.
p2c_569.008 Anmerk. 1. Von den Distichen haben wir schon p2c_569.009 oben gehandelt. Die griechische Elegie, von der wir eigentlich p2c_569.010 sehr wenige Reste haben (z. B. das Fragment des p2c_569.011 Hermesianar beym Athenäus) behandelte die Distichen mit p2c_569.012 mehr Freyheit als die Römer, sie erlaubte sich mehr Nachlässigkeiten, p2c_569.013 endete nicht allemal den Sinn mit dem Distichon, p2c_569.014 brauchte oft zum Schluß vielsylbige Worte u. s. w. p2c_569.015 Außerdem haben auch die Spanier und Jtaliener in ihren p2c_569.016 Elegien Terzinen gebraucht. Die Engländer haben oft p2c_569.017 lauter männliche Reime in dieser Dichtungsart. Dies ist p2c_569.018 für den elegischen Charakter etwas zu hart. Abwechslung p2c_569.019 männlicher und weiblicher Reime, ein trochäischer Gang p2c_569.020 des Verses und Abtheilung in Strophen scheint für die p2c_569.021 deutsche Elegie am besten zu passen, wie Höltys Elegie p2c_569.022 auf den Tod eines Landmädchens beweist. Ehemals p2c_569.023 brauchte man Alexandriner. Sie haben etwas von der p2c_569.024 Natur der Distichen, besonders darinnen, daß sie der p2c_569.025 Sprache Raum geben.
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4) Das Metrum der Elegie muß dem Charakter p2c_569.003
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Hermesianar beym Athenäus) behandelte die Distichen mit p2c_569.012
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männlicher und weiblicher Reime, ein trochäischer Gang p2c_569.020
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deutsche Elegie am besten zu passen, wie Höltys Elegie p2c_569.022
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/93>, abgerufen am 16.02.2025.
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