p2c_521.001 ganze neue Lehre des Wunderthäters ist Glauben und p2c_521.002 Liebe. Er verlangt mehr als den bloßen Glauben an das p2c_521.003 Wort Gott, das die Juden so oft entweihten. Er verlangt p2c_521.004 den Glauben an sich, an den Gott verbunden mit p2c_521.005 der Menschennatur. Er allein ist die Wahrheit und das Leben. p2c_521.006 Niemand kommt zum Vater, als durch ihn. So p2c_521.007 erhebt und heiligt er die Menschheit wieder, die nur einen p2c_521.008 furchtbaren Gott außer sich kannte, die in ihren eigenen p2c_521.009 Augen gesunken, von der alles wechselseitige Vertraun auf p2c_521.010 Seelenreinheit gewichen war. Liebe Gott über alles, und p2c_521.011 deinen Nächsten als dich selbst, ist das ganze Gesetz, das er p2c_521.012 verkündet. Aber dies Gesetz verlangt mehr, als der alte p2c_521.013 Buchstabe. Denn Liebe thut mehr, wie der Gehorsam, und p2c_521.014 wer sein eignes Werk thut, mehr wie der Knecht. Darum p2c_521.015 legt er das Gesetz der Vorfahren aus mit furchtbarer Strenge. p2c_521.016 Mit dem begeisterten Ruf der moralischen Allmacht zieht er p2c_521.017 die wieder gebornen Menschenherzen vom Besitze des Zeitlichen, p2c_521.018 von der Sorge fürs niedere Leben ab. "Wer den p2c_521.019 Pflug ergreift und sieht hinter sich, wer mir huldigen will p2c_521.020 und auch dem Mammon, wer Weib und Kind und Eltern p2c_521.021 mehr liebt, denn mich, der ist mein nicht werth. Wer mich p2c_521.022 verläugnet vor den Menschen, den verläugne ich vor Gott. p2c_521.023 Wer sein Leben behalten will, der wird es verliehren, und p2c_521.024 wer es verliehren wird um meinetwillen, der wird es gewinnen." p2c_521.025 Die erschütterten längst verhärteten Herzen der p2c_521.026 Juden fühlen die Nähe des Reiches Gottes. Aber es kommt p2c_521.027 nicht, wie sie es erwartet hatten, es kommt nicht mit äußern p2c_521.028 Geberden. Seine Jünger hoffen auf irdischen Vorzug
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/45>, abgerufen am 16.07.2024.
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