p2c_500.001 Gott lieben, der ihm zum erstenmal in der Erscheinungswelt p2c_500.002 im Lichte der höchsten Schönheit und Zweckmäßigkeit p2c_500.003 gezeigt ward. Dieser Gott der Liebe erschien ihm p2c_500.004 nicht mehr als Herr, sondern als Vater. Der Mensch p2c_500.005 lernte seine eigene vergötterte Natur lieben, denn er p2c_500.006 glaubte an ihre mögliche Reinheit. Der Glaubep2c_500.007 an Gott ward mit dem Glauben an die menschliche Natur p2c_500.008 eng verbunden. Von nun an konnte das Gesetz nicht mehr p2c_500.009 tödten, d. h. die sinnliche Natur niederschlagen. Der p2c_500.010 Glaube hatte sie lebendig gemacht. Der Glaubep2c_500.011 hatte sie geheiligt. Was nicht aus dem Glauben kam, p2c_500.012 blieb Sünde. Denn der Verstand kann sich von der Moralität p2c_500.013 keiner Handlung überzeugen. Aber der Glaubep2c_500.014 kann es. Er ist die einzige reine Triebfeder. Dieser Glaubep2c_500.015 ward das Gefühl der göttlichen Freyheit selbst, der p2c_500.016 Geist Gottes, welcher die Menschen trieb. Gott, wie Minucius p2c_500.017 Felix sagt, verließ mit dem Christenthum jeden andern p2c_500.018 Tempel, um in dem Menschen zu wohnen. Von p2c_500.019 nun an mußte die Menschheit inne werden, daß ihr Gott p2c_500.020 ein dreyeiniger Gott sey, der Vater ein Gott der p2c_500.021 Liebe, dessen liebender Wille oder Caussalität die Welt zur p2c_500.022 höchsten Schönheit und Zweckmäßigkeit bestimmte, um in p2c_500.023 ihr sein Bild zu finden. Er hatte einen Sohn (logos), p2c_500.024 der ihm genug that, durch den, und um deßwillen die Schöpfung p2c_500.025 da war, die Substanz und Seele der anschaulichen p2c_500.026 innern und äußern Erscheinungswelt, beyde hält zusammen p2c_500.027 zur Totalität der Geist der Liebe, der von beyden ausging, p2c_500.028 alles belebte, heiligte und mit ihnen vereinigte. Diese
p2c_500.001 Gott lieben, der ihm zum erstenmal in der Erscheinungswelt p2c_500.002 im Lichte der höchsten Schönheit und Zweckmäßigkeit p2c_500.003 gezeigt ward. Dieser Gott der Liebe erschien ihm p2c_500.004 nicht mehr als Herr, sondern als Vater. Der Mensch p2c_500.005 lernte seine eigene vergötterte Natur lieben, denn er p2c_500.006 glaubte an ihre mögliche Reinheit. Der Glaubep2c_500.007 an Gott ward mit dem Glauben an die menschliche Natur p2c_500.008 eng verbunden. Von nun an konnte das Gesetz nicht mehr p2c_500.009 tödten, d. h. die sinnliche Natur niederschlagen. Der p2c_500.010 Glaube hatte sie lebendig gemacht. Der Glaubep2c_500.011 hatte sie geheiligt. Was nicht aus dem Glauben kam, p2c_500.012 blieb Sünde. Denn der Verstand kann sich von der Moralität p2c_500.013 keiner Handlung überzeugen. Aber der Glaubep2c_500.014 kann es. Er ist die einzige reine Triebfeder. Dieser Glaubep2c_500.015 ward das Gefühl der göttlichen Freyheit selbst, der p2c_500.016 Geist Gottes, welcher die Menschen trieb. Gott, wie Minucius p2c_500.017 Felix sagt, verließ mit dem Christenthum jeden andern p2c_500.018 Tempel, um in dem Menschen zu wohnen. Von p2c_500.019 nun an mußte die Menschheit inne werden, daß ihr Gott p2c_500.020 ein dreyeiniger Gott sey, der Vater ein Gott der p2c_500.021 Liebe, dessen liebender Wille oder Caussalität die Welt zur p2c_500.022 höchsten Schönheit und Zweckmäßigkeit bestimmte, um in p2c_500.023 ihr sein Bild zu finden. Er hatte einen Sohn (λογος), p2c_500.024 der ihm genug that, durch den, und um deßwillen die Schöpfung p2c_500.025 da war, die Substanz und Seele der anschaulichen p2c_500.026 innern und äußern Erscheinungswelt, beyde hält zusammen p2c_500.027 zur Totalität der Geist der Liebe, der von beyden ausging, p2c_500.028 alles belebte, heiligte und mit ihnen vereinigte. Diese
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/24>, abgerufen am 16.07.2024.
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