p2c_694.001 größere Jdylle dieser Art lieber zu den schönen Erzählungen, p2c_694.002 als zu den Heldengedichten rechnen. - Virgils p2c_694.003 Georgica haben den Endzweck zu lehren. Es ist also p2c_694.004 hier ursprünglich ein didaktisches Gedicht, jedoch in p2c_694.005 idyllischer Form - keine Jdylle im Engern Sinn.
p2c_694.006 §. 4.
p2c_694.007 Die Satyre im Engern Sinn ist ein Gedicht p2c_694.008 der niedern beschreibenden Poesie (eine Untergattung p2c_694.009 des moralisch beschreibenden Gedichts) in welchem p2c_694.010 die Sitten des Menschen im Zustande der cultivirten p2c_694.011 Verderbniß von ihrer lächerlichen Seite für p2c_694.012 die Phantasie anschaulich dargestellt werden.
p2c_694.013 Anmerk. 1. Da man bisher keine Theorie hatte, p2c_694.014 so konnte man auch die Beziehungen der einzelnen Dichtungsarten p2c_694.015 auf einander nicht gehörig bemerken. Man trug p2c_694.016 die Theorie der Satyre und der Jdylle einzeln vor, und bedachte p2c_694.017 nicht, daß beyde eigentlich zu derselben Gattung, dem p2c_694.018 moralischen beschreibenden Gedicht, gehörten. Gleichwohl p2c_694.019 wird dadurch die Uebersicht erleichtert. Die Analogie, die p2c_694.020 zwischen der Jdylle im Engern Sinn und der Satyrep2c_694.021 herrscht, ist ganz klar. Der objektive Jnhalt der p2c_694.022 Satyre ist also die Sitte des Menschen im Zustande der p2c_694.023 Verfeinerung, welche in der Gesellschaft bis zur lächerlichen p2c_694.024 Karrikatur steigt, und in der äußern Gestalt viele contrastirende p2c_694.025 Züge hat, weil die Cultur den Jnstinct umsonst p2c_694.026 bemänteln will. Bey den Griechen war die
p2c_694.001 größere Jdylle dieser Art lieber zu den schönen Erzählungen, p2c_694.002 als zu den Heldengedichten rechnen. ─ Virgils p2c_694.003 Georgica haben den Endzweck zu lehren. Es ist also p2c_694.004 hier ursprünglich ein didaktisches Gedicht, jedoch in p2c_694.005 idyllischer Form ─ keine Jdylle im Engern Sinn.
p2c_694.006 §. 4.
p2c_694.007 Die Satyre im Engern Sinn ist ein Gedicht p2c_694.008 der niedern beschreibenden Poesie (eine Untergattung p2c_694.009 des moralisch beschreibenden Gedichts) in welchem p2c_694.010 die Sitten des Menschen im Zustande der cultivirten p2c_694.011 Verderbniß von ihrer lächerlichen Seite für p2c_694.012 die Phantasie anschaulich dargestellt werden.
p2c_694.013 Anmerk. 1. Da man bisher keine Theorie hatte, p2c_694.014 so konnte man auch die Beziehungen der einzelnen Dichtungsarten p2c_694.015 auf einander nicht gehörig bemerken. Man trug p2c_694.016 die Theorie der Satyre und der Jdylle einzeln vor, und bedachte p2c_694.017 nicht, daß beyde eigentlich zu derselben Gattung, dem p2c_694.018 moralischen beschreibenden Gedicht, gehörten. Gleichwohl p2c_694.019 wird dadurch die Uebersicht erleichtert. Die Analogie, die p2c_694.020 zwischen der Jdylle im Engern Sinn und der Satyrep2c_694.021 herrscht, ist ganz klar. Der objektive Jnhalt der p2c_694.022 Satyre ist also die Sitte des Menschen im Zustande der p2c_694.023 Verfeinerung, welche in der Gesellschaft bis zur lächerlichen p2c_694.024 Karrikatur steigt, und in der äußern Gestalt viele contrastirende p2c_694.025 Züge hat, weil die Cultur den Jnstinct umsonst p2c_694.026 bemänteln will. Bey den Griechen war die
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/218>, abgerufen am 25.07.2024.
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