p2c_681.001 a priori den Dichterischen Jdeen als nothwendig vorzeichnet, p2c_681.002 auch a posteriori von den Dichtern bey der größten Freyheit p2c_681.003 ihres Genius, genommen wird. Die Poetik, wenn sie p2c_681.004 sich vervollkommnen sollte, wird demnach als die beste Probe p2c_681.005 der menschlichen Theorie anzusehn seyn.
p2c_681.006 §. 2.
p2c_681.007 Da die Beschreibung dichterisch seyn und von p2c_681.008 allem Zwang des Verstandes frey erscheinen muß, so p2c_681.009 wird der Dichter den Plan des Ganzen so viel als p2c_681.010 möglich verbergen, und bey aller scheinbaren Unordnung p2c_681.011 doch eine vollkommne Ansicht des Gegenstandes p2c_681.012 geben müssen.
p2c_681.013 Anmerk. Bey dem beschreibenden Gedichte soll die p2c_681.014 Phantasie besonders interessirt werden, welche sehr leicht ermüdet. p2c_681.015 Es darf der Dichter deshalb keinesweges mahlenp2c_681.016 wollen. Denn was man hinter einander nach und nach sich p2c_681.017 vorstellt, kann man sich nicht ohne Zwang und peinliche p2c_681.018 Ordnung zu Einem Hauptbilde vereinigt neben einander p2c_681.019 denken. Haller beschreibt die Alpenblumen mit der Genauigkeit p2c_681.020 des Botanisten, und geht hierinnen über die Gränzen p2c_681.021 seiner Kunst heraus. - Der beschreibende Dichter muß p2c_681.022 Erzählungen, Lehren, Betrachtungen, lyrische Stücke in p2c_681.023 seine Beschreibungen als Episoden einmischen. Denn der p2c_681.024 Geist wird es satt, immer nur anzuschaun, und in Bildern p2c_681.025 sich zu verliehren. Die übrigen Seelenkräfte wollen bey
p2c_681.001 a priori den Dichterischen Jdeen als nothwendig vorzeichnet, p2c_681.002 auch a posteriori von den Dichtern bey der größten Freyheit p2c_681.003 ihres Genius, genommen wird. Die Poetik, wenn sie p2c_681.004 sich vervollkommnen sollte, wird demnach als die beste Probe p2c_681.005 der menschlichen Theorie anzusehn seyn.
p2c_681.006 §. 2.
p2c_681.007 Da die Beschreibung dichterisch seyn und von p2c_681.008 allem Zwang des Verstandes frey erscheinen muß, so p2c_681.009 wird der Dichter den Plan des Ganzen so viel als p2c_681.010 möglich verbergen, und bey aller scheinbaren Unordnung p2c_681.011 doch eine vollkommne Ansicht des Gegenstandes p2c_681.012 geben müssen.
p2c_681.013 Anmerk. Bey dem beschreibenden Gedichte soll die p2c_681.014 Phantasie besonders interessirt werden, welche sehr leicht ermüdet. p2c_681.015 Es darf der Dichter deshalb keinesweges mahlenp2c_681.016 wollen. Denn was man hinter einander nach und nach sich p2c_681.017 vorstellt, kann man sich nicht ohne Zwang und peinliche p2c_681.018 Ordnung zu Einem Hauptbilde vereinigt neben einander p2c_681.019 denken. Haller beschreibt die Alpenblumen mit der Genauigkeit p2c_681.020 des Botanisten, und geht hierinnen über die Gränzen p2c_681.021 seiner Kunst heraus. ─ Der beschreibende Dichter muß p2c_681.022 Erzählungen, Lehren, Betrachtungen, lyrische Stücke in p2c_681.023 seine Beschreibungen als Episoden einmischen. Denn der p2c_681.024 Geist wird es satt, immer nur anzuschaun, und in Bildern p2c_681.025 sich zu verliehren. Die übrigen Seelenkräfte wollen bey
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/205>, abgerufen am 16.07.2024.
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