p2c_492.001 unerklärliche Jdealität der Freyheit gründet, kann es sich p2c_492.002 nicht anders objektiv werden, als im Lichte der Schönheit.p2c_492.003 Das Gefühl dieser höhern Schönheit ist aber eben deswegen p2c_492.004 heilig, weil es den Menschen stärkt, von neuem dem p2c_492.005 Aufruf zum Handeln Genüge zu thun. Dadurch widerspricht p2c_492.006 jedoch der Glaube dem Gewissen keinesweges, p2c_492.007 daß er den moralischen Zwang aufhebt, und das p2c_492.008 Gute aus Liebe vollbringen läßt. Vielmehr ist dies die p2c_492.009 natürliche Folge der Offenbarung. Der durch den Jmperativp2c_492.010 zum zweckmäßigen Handeln aufgeforderte Mensch p2c_492.011 lernt die höchste Zweckmäßigkeit als Schönheit mit religiöser p2c_492.012 Andacht anschauen, seine Knechtschaft verwandelt sich in p2c_492.013 Kindschaft, die Achtung für den moralischen Zwang in p2c_492.014 Enthusiasmus. Auch dadurch widerspricht eine Religionslehre p2c_492.015 nicht dem Gewissen, wenn sie irrige menschliche Begriffe p2c_492.016 von Gerechtigkeit umstößt. Christus z. B. schlägt in p2c_492.017 seinen Parabeln die Anmaßung aller derjenigen nieder, welche p2c_492.018 sich auf die Verdienstlichkeit ihrer Werke berufen und p2c_492.019 deswegen einen besondern Lohn verlangen. Dieser göttliche p2c_492.020 Richter richtet gewöhnlich und auch hier die Menschen nach p2c_492.021 ihren eigenen Grundsätzen. Haben jene Menschen das Gute p2c_492.022 wegen des Lohns gethan, so war die Triebfeder ihrer Handlung p2c_492.023 nicht rein. Sie verdienen keinen Vorzug. Sie waren p2c_492.024 blos Spekulanten, die das entferntere Nützliche dem nähern p2c_492.025 vorzogen. Thaten sie das Gute aus Achtung für den moralischen p2c_492.026 Zwang, so sind sie ja nach ihrem eigenen Geständnisse p2c_492.027 unnütze Knechte. Sie thaten, was sie zu thun schuldig p2c_492.028 waren. Hätten sie aber das Gute aus Enthusiasmus,
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/16>, abgerufen am 16.07.2024.
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