p1c_426.001 Anapästen, auch noch eine daktylische Versart, sind mehr p1c_426.002 heftig als gesangreich. Jn den Chören der Alten herrscht p1c_426.003 dieser Fuß am häufigsten in Systemen ex omoion. Hier p1c_426.004 geht gewöhnlich der anapästische Jctus durch Dimetros ununterbrochen p1c_426.005 fort, gegen das Ende des Systems steht ein p1c_426.006 kürzerer aber vollständiger anapästischer Vers, der dann basis p1c_426.007 anapaestica heißt, und das ganze System, zugleich der p1c_426.008 Wortsinn, schließt mit einem Dimeter catalecticus oder p1c_426.009 paroemiacus, welcher ganz den daktylischen Fall des Hexameters p1c_426.010 hat, - - - . Ueberhaupt scheint p1c_426.011 die Clausul des Hexameters ganz vorzüglich zum Schlusse p1c_426.012 der metrischen Reihen zu passen, weil die rhythmische Evolution p1c_426.013 durch den Daktylus wieder in den Trochäen zurückkehrt. p1c_426.014 Aber eben deswegen hat sie etwas zu hart Abschneidendes. p1c_426.015 Deswegen mißfällt sie in prosaischen Perioden. - p1c_426.016 Jn dem übrigens sehr rhythmischen und von Hermann berichtigten p1c_426.017 Chor von der Liebe (Antigon. vs. 788.) steht sie p1c_426.018 nicht weit vom Schluß, und da mißfällt sie etwas, weil p1c_426.019 sie nicht ganz der Schluß ist. Deswegen ließe sich vielleicht p1c_426.020 folgende Abtheilung vornehmen, wodurch das Metrum choriambischer p1c_426.021 wird: kai s' out' athanaton phuximos oudeis - p1c_426.022 oud' amerion ep' anthropon - o d' ekhon menene, welches p1c_426.023 auch in der Gegenstrophe ginge. Der Anapäst des p1c_426.024 letzten Verses würde dann mehr hervorstechen. Zwar ist der p1c_426.025 Rhythmus in diesem Chor, wie Brunk sagt, etwas dithyrambisch, p1c_426.026 und läßt gewaltsame Einschnitte zu. Aber wenn p1c_426.027 man einen bestimmten Takt durchhört, ist das Ohr doch p1c_426.028 immer befriedigter. - Wenigstens müßte man annehmen,
p1c_426.001 Anapästen, auch noch eine daktylische Versart, sind mehr p1c_426.002 heftig als gesangreich. Jn den Chören der Alten herrscht p1c_426.003 dieser Fuß am häufigsten in Systemen ἐξ ὁμοιων. Hier p1c_426.004 geht gewöhnlich der anapästische Jctus durch Dimetros ununterbrochen p1c_426.005 fort, gegen das Ende des Systems steht ein p1c_426.006 kürzerer aber vollständiger anapästischer Vers, der dann basis p1c_426.007 anapaestica heißt, und das ganze System, zugleich der p1c_426.008 Wortsinn, schließt mit einem Dimeter catalecticus oder p1c_426.009 paroemiacus, welcher ganz den daktylischen Fall des Hexameters p1c_426.010 hat, ⏝ ⏝ ─ ⏝ ⏝ ─ ⏝ ⏝ ─ ⏒. Ueberhaupt scheint p1c_426.011 die Clausul des Hexameters ganz vorzüglich zum Schlusse p1c_426.012 der metrischen Reihen zu passen, weil die rhythmische Evolution p1c_426.013 durch den Daktylus wieder in den Trochäen zurückkehrt. p1c_426.014 Aber eben deswegen hat sie etwas zu hart Abschneidendes. p1c_426.015 Deswegen mißfällt sie in prosaischen Perioden. ─ p1c_426.016 Jn dem übrigens sehr rhythmischen und von Hermann berichtigten p1c_426.017 Chor von der Liebe (Antigon. vs. 788.) steht sie p1c_426.018 nicht weit vom Schluß, und da mißfällt sie etwas, weil p1c_426.019 sie nicht ganz der Schluß ist. Deswegen ließe sich vielleicht p1c_426.020 folgende Abtheilung vornehmen, wodurch das Metrum choriambischer p1c_426.021 wird: και σ' οὐτ' άθανατων φύξιμος οὐδεις ─ p1c_426.022 οὐδ' ἅμεριων ἐπ' ἄνθρωπων ─ ὁ δ' ἐχων μενηνε, welches p1c_426.023 auch in der Gegenstrophe ginge. Der Anapäst des p1c_426.024 letzten Verses würde dann mehr hervorstechen. Zwar ist der p1c_426.025 Rhythmus in diesem Chor, wie Brunk sagt, etwas dithyrambisch, p1c_426.026 und läßt gewaltsame Einschnitte zu. Aber wenn p1c_426.027 man einen bestimmten Takt durchhört, ist das Ohr doch p1c_426.028 immer befriedigter. ─ Wenigstens müßte man annehmen,
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Anapästen, auch noch eine daktylische Versart, sind mehr p1c_426.002
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folgende Abtheilung vornehmen, wodurch das Metrum choriambischer p1c_426.021
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/484>, abgerufen am 22.11.2024.
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