p1c_423.001 Reihen dagegen, welche die größte Lebhaftigkeit haben, sind p1c_423.002 in der Mitte. Man sieht hieraus, daß die Griechen ein p1c_423.003 sehr gutes Gefühl von rhythmischer Proportion, vom Steigen p1c_423.004 und Sinken der Reihe bey Erfindung ihrer Strophen p1c_423.005 hatten, und diese Bemerkung giebt zugleich ein Beyspiel von p1c_423.006 dem, was wir oben von dem rhythmischen Gesetz überhaupt p1c_423.007 bey Zusammenstellung der Füße sagten. g) Noch rhythmischer p1c_423.008 als die alcäische evolvirt sich die sapphische Strophe, p1c_423.009 welche ganz Gesang ist, und wegen ihrer melodischen Grazie p1c_423.010 für die feinsten Gefühle paßt. Jm alcäischen Metro erscheint p1c_423.011 der Rhythmus in einzelnen Versen als steigend oderp1c_423.012 sinkend, aber in der sapphischen Strophe stellt jeder Vers p1c_423.013 ein leichtes Steigen und Wiedersinken dar. Es ist also p1c_423.014 das Gesetz des Rhythmus im Kleinen ausgedrückt. Die p1c_423.015 sapphische Strophe enthält den eilfsylbigen sapphischen Vers p1c_423.016 drey mal. Dieser besteht aus einem Trochäen, einem Spondäen, p1c_423.017 einem Daktylus und einer trochäischen Dipodie. Hermann p1c_423.018 tadelt den Horaz mit Recht, daß er hinter der Länge p1c_423.019 des Daktylus immer eine Cäsur beobachtet hat. Iam satis p1c_423.020 terris | nivis atque dirae. Der anapästische Anfang der p1c_423.021 zweyten Reihe stöhrt den daktylischen Jctus. Am allermeisten p1c_423.022 irrt Bentley ad Horat. III. 8. wenn er dieser Cäsur p1c_423.023 wegen gar eine kurze Sylbe statt der Länge im Daktylus p1c_423.024 verstattet: docte sermonis utriusque linguae. Das p1c_423.025 Feine des Metrums besteht in der ruhigen leichten Evolution, p1c_423.026 - | - - | - | - | - , erst der Trochäus, p1c_423.027 dann der Spondäus, dann der lebhafte Daktylus, und nun
p1c_423.001 Reihen dagegen, welche die größte Lebhaftigkeit haben, sind p1c_423.002 in der Mitte. Man sieht hieraus, daß die Griechen ein p1c_423.003 sehr gutes Gefühl von rhythmischer Proportion, vom Steigen p1c_423.004 und Sinken der Reihe bey Erfindung ihrer Strophen p1c_423.005 hatten, und diese Bemerkung giebt zugleich ein Beyspiel von p1c_423.006 dem, was wir oben von dem rhythmischen Gesetz überhaupt p1c_423.007 bey Zusammenstellung der Füße sagten. g) Noch rhythmischer p1c_423.008 als die alcäische evolvirt sich die sapphische Strophe, p1c_423.009 welche ganz Gesang ist, und wegen ihrer melodischen Grazie p1c_423.010 für die feinsten Gefühle paßt. Jm alcäischen Metro erscheint p1c_423.011 der Rhythmus in einzelnen Versen als steigend oderp1c_423.012 sinkend, aber in der sapphischen Strophe stellt jeder Vers p1c_423.013 ein leichtes Steigen und Wiedersinken dar. Es ist also p1c_423.014 das Gesetz des Rhythmus im Kleinen ausgedrückt. Die p1c_423.015 sapphische Strophe enthält den eilfsylbigen sapphischen Vers p1c_423.016 drey mal. Dieser besteht aus einem Trochäen, einem Spondäen, p1c_423.017 einem Daktylus und einer trochäischen Dipodie. Hermann p1c_423.018 tadelt den Horaz mit Recht, daß er hinter der Länge p1c_423.019 des Daktylus immer eine Cäsur beobachtet hat. Iam satis p1c_423.020 terris | nĭvĭs atque dirae. Der anapästische Anfang der p1c_423.021 zweyten Reihe stöhrt den daktylischen Jctus. Am allermeisten p1c_423.022 irrt Bentley ad Horat. III. 8. wenn er dieser Cäsur p1c_423.023 wegen gar eine kurze Sylbe statt der Länge im Daktylus p1c_423.024 verstattet: docte sermonĭs utriusque linguae. Das p1c_423.025 Feine des Metrums besteht in der ruhigen leichten Evolution, p1c_423.026 ─́ ⏝ | ─́ ─ | ─́ ⏝ ⏝ | ─ ⏝ | ─ ⏝, erst der Trochäus, p1c_423.027 dann der Spondäus, dann der lebhafte Daktylus, und nun
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des Daktylus immer eine Cäsur beobachtet hat. Iam satis p1c_423.020
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/481>, abgerufen am 09.11.2024.
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