p1c_327.001 jekte, da es zwischen dem Möglichen und dem p1c_327.002 Wirklichen, als eine unbestimmbare Nothwendigkeit,p1c_327.003 schwankt, so muß auch die poetische p1c_327.004 Sprache, als Ausdruck des Schönen, zwischen dem p1c_327.005 was wirklich durch Zeichen erkannt wird, und p1c_327.006 dem was noch möglicher Weise dadurch zu erkennen p1c_327.007 ist, das Mittel halten. Die Gedankenreihe muß sich p1c_327.008 durch die Wortzeichen so ausdrücken, als enthielte p1c_327.009 sie in dieser zufälligen Bezeichnung alle möglichep1c_327.010 Bezeichnungsarten, mithin auf eine absolute,p1c_327.011 wiewohl nicht vom Verstande erweisbare Nothwendigkeitp1c_327.012 des Ausdrucks hindeuten. Mit einem Worte: p1c_327.013 der Modalität nach muß die poetische Sprache p1c_327.014 für das Gefühl nothwendig wahr seyn. Diese p1c_327.015 Eigenschaft des Styls geben auch die griechischen Kritiker p1c_327.016 an. Daher rechnet Hermogenes unter die Ideas p1c_327.017 dictionis die aletheia.
p1c_327.018 Anmerk. Und eben durch die aletheia der Diktion p1c_327.019 unterscheidet sich der poetische Styl von der Prosa. Man p1c_327.020 möchte sagen, auch in der Prosa muß mir das Zeichen die p1c_327.021 Sache ausdrücken und einen mit meiner Meynung übereinstimmenden p1c_327.022 Gedanken bey dem andern erwecken. Das p1c_327.023 läugne ich nicht. Allein in der Prosa ist der Zweck Erkenntniß,p1c_327.024 die Sprache ein zufälliges Mittel. Jch p1c_327.025 kann einen Gedanken tausendfach wenden. Das gewählte
p1c_327.001 jekte, da es zwischen dem Möglichen und dem p1c_327.002 Wirklichen, als eine unbestimmbare Nothwendigkeit,p1c_327.003 schwankt, so muß auch die poetische p1c_327.004 Sprache, als Ausdruck des Schönen, zwischen dem p1c_327.005 was wirklich durch Zeichen erkannt wird, und p1c_327.006 dem was noch möglicher Weise dadurch zu erkennen p1c_327.007 ist, das Mittel halten. Die Gedankenreihe muß sich p1c_327.008 durch die Wortzeichen so ausdrücken, als enthielte p1c_327.009 sie in dieser zufälligen Bezeichnung alle möglichep1c_327.010 Bezeichnungsarten, mithin auf eine absolute,p1c_327.011 wiewohl nicht vom Verstande erweisbare Nothwendigkeitp1c_327.012 des Ausdrucks hindeuten. Mit einem Worte: p1c_327.013 der Modalität nach muß die poetische Sprache p1c_327.014 für das Gefühl nothwendig wahr seyn. Diese p1c_327.015 Eigenschaft des Styls geben auch die griechischen Kritiker p1c_327.016 an. Daher rechnet Hermogenes unter die Ideas p1c_327.017 dictionis die ἀληθεια.
p1c_327.018 Anmerk. Und eben durch die ἀληθεια der Diktion p1c_327.019 unterscheidet sich der poetische Styl von der Prosa. Man p1c_327.020 möchte sagen, auch in der Prosa muß mir das Zeichen die p1c_327.021 Sache ausdrücken und einen mit meiner Meynung übereinstimmenden p1c_327.022 Gedanken bey dem andern erwecken. Das p1c_327.023 läugne ich nicht. Allein in der Prosa ist der Zweck Erkenntniß,p1c_327.024 die Sprache ein zufälliges Mittel. Jch p1c_327.025 kann einen Gedanken tausendfach wenden. Das gewählte
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Eigenschaft des Styls geben auch die griechischen Kritiker p1c_327.016
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p1c_327.018
Anmerk. Und eben durch die ἀληθεια der Diktion p1c_327.019
unterscheidet sich der poetische Styl von der Prosa. Man p1c_327.020
möchte sagen, auch in der Prosa muß mir das Zeichen die p1c_327.021
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die Sprache ein zufälliges Mittel. Jch p1c_327.025
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/385>, abgerufen am 09.11.2024.
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