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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.

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jekte,
da es zwischen dem Möglichen und dem p1c_327.002
Wirklichen, als eine unbestimmbare Nothwendigkeit, p1c_327.003
schwankt, so muß auch die poetische p1c_327.004
Sprache, als Ausdruck des Schönen, zwischen dem p1c_327.005
was wirklich durch Zeichen erkannt wird, und p1c_327.006
dem was noch möglicher Weise dadurch zu erkennen p1c_327.007
ist, das Mittel halten. Die Gedankenreihe muß sich p1c_327.008
durch die Wortzeichen so ausdrücken, als enthielte p1c_327.009
sie in dieser zufälligen Bezeichnung alle mögliche p1c_327.010
Bezeichnungsarten, mithin auf eine absolute, p1c_327.011
wiewohl nicht vom Verstande erweisbare Nothwendigkeit p1c_327.012
des Ausdrucks hindeuten. Mit einem Worte: p1c_327.013
der Modalität nach muß die poetische Sprache p1c_327.014
für das Gefühl nothwendig wahr seyn. Diese p1c_327.015
Eigenschaft des Styls geben auch die griechischen Kritiker p1c_327.016
an. Daher rechnet Hermogenes unter die Ideas p1c_327.017
dictionis
die aletheia.

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Anmerk. Und eben durch die aletheia der Diktion p1c_327.019
unterscheidet sich der poetische Styl von der Prosa. Man p1c_327.020
möchte sagen, auch in der Prosa muß mir das Zeichen die p1c_327.021
Sache ausdrücken und einen mit meiner Meynung übereinstimmenden p1c_327.022
Gedanken bey dem andern erwecken. Das p1c_327.023
läugne ich nicht. Allein in der Prosa ist der Zweck Erkenntniß, p1c_327.024
die Sprache ein zufälliges Mittel. Jch p1c_327.025
kann einen Gedanken tausendfach wenden. Das gewählte

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jekte,
da es zwischen dem Möglichen und dem p1c_327.002
Wirklichen, als eine unbestimmbare Nothwendigkeit, p1c_327.003
schwankt, so muß auch die poetische p1c_327.004
Sprache, als Ausdruck des Schönen, zwischen dem p1c_327.005
was wirklich durch Zeichen erkannt wird, und p1c_327.006
dem was noch möglicher Weise dadurch zu erkennen p1c_327.007
ist, das Mittel halten. Die Gedankenreihe muß sich p1c_327.008
durch die Wortzeichen so ausdrücken, als enthielte p1c_327.009
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wiewohl nicht vom Verstande erweisbare Nothwendigkeit p1c_327.012
des Ausdrucks hindeuten. Mit einem Worte: p1c_327.013
der Modalität nach muß die poetische Sprache p1c_327.014
für das Gefühl nothwendig wahr seyn. Diese p1c_327.015
Eigenschaft des Styls geben auch die griechischen Kritiker p1c_327.016
an. Daher rechnet Hermogenes unter die Ideas p1c_327.017
dictionis
die ἀληθεια.

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Anmerk. Und eben durch die ἀληθεια der Diktion p1c_327.019
unterscheidet sich der poetische Styl von der Prosa. Man p1c_327.020
möchte sagen, auch in der Prosa muß mir das Zeichen die p1c_327.021
Sache ausdrücken und einen mit meiner Meynung übereinstimmenden p1c_327.022
Gedanken bey dem andern erwecken. Das p1c_327.023
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Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/385>, abgerufen am 09.11.2024.