Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.p1c_178.001 p1c_178.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0236" n="178"/><lb n="p1c_178.001"/> unmittelbar mit demselben verbunden. Dadurch verliehrt <lb n="p1c_178.002"/> das <hi rendition="#g">Hohe</hi> seine Rauheit, und das <hi rendition="#g">Reizendschöne</hi> <lb n="p1c_178.003"/> wird nicht so hervorstechend. Dieses <hi rendition="#g">Edle</hi> ist die Form, <lb n="p1c_178.004"/> unter welcher sich gewöhnlich die höhere Tugend zeigt, wenn <lb n="p1c_178.005"/> sie mit einer gewissen angebornen Genialität ihren Kampf <lb n="p1c_178.006"/> besteht. Daher setzt man dem Edlen das Gemeine, Niedre, <lb n="p1c_178.007"/> Schlechte entgegen. <hi rendition="#aq">O spettacolo grande, ove <lb n="p1c_178.008"/> a tenzone sono amore e magnanima virtute! ove la <lb n="p1c_178.009"/> morte al vincitor si pone in premio, e'l mal del vinto <lb n="p1c_178.010"/> è la salute</hi>. Die Grazie oder reizende Leichtigkeit, mit <lb n="p1c_178.011"/> der eine edlere Natur Hohes vollbringt, hat zu gleicher Zeit <lb n="p1c_178.012"/> bey aller Lebendigkeit einen Charakter der Ruhe, den die <lb n="p1c_178.013"/> oben erklärte <hi rendition="#g">erhabene Grazie</hi> nicht hat. Diese erhebt <lb n="p1c_178.014"/> der Contrast mit Heftigkeit über alles gewöhnliche Maaß, <lb n="p1c_178.015"/> und ihr Charakter war, wie wir gesehen haben, leidenschaftliche <lb n="p1c_178.016"/> <hi rendition="#g">Wehmuth.</hi> Von der <hi rendition="#g">hohen Grazie,</hi> oder dem <lb n="p1c_178.017"/> <hi rendition="#g">Edlen,</hi> giebt auch Pindar manches Beyspiel. Hierher <lb n="p1c_178.018"/> gehört das Gebet des Pelops an den Posaidon. <foreign xml:lang="grc">Φιλια</foreign> <lb n="p1c_178.019"/> <foreign xml:lang="grc">δῶρα κυπριας ἀγ' εἰτι Ποσειδαον ἐς χαριν τελλεται, πεδασον</foreign> <lb n="p1c_178.020"/> <foreign xml:lang="grc">ἐγχος Οἰνομαου χαλκεον·</foreign> <foreign xml:lang="grc">ἐμε δ' ἐπι ταχυτατων</foreign> <lb n="p1c_178.021"/> <foreign xml:lang="grc">πορευσον ἁρματων ἐς Α̃λιν, κρατι δε πελασον, ἐπεὶ</foreign> <lb n="p1c_178.022"/> <foreign xml:lang="grc">τρεις γε και δεκ' ἀνδρας ὀλεσας ἐρῶντας, ἀναβαλλεται</foreign> <lb n="p1c_178.023"/> <foreign xml:lang="grc">γαμον θυγατρος</foreign>. <foreign xml:lang="grc">ὁ μεγας δε κινδυνος ἀναλκιν οὐ φῶτα</foreign> <lb n="p1c_178.024"/> <foreign xml:lang="grc">λαμβανει</foreign>. <foreign xml:lang="grc">θανεῖν δ' οἷσιν ἀναγκα, τι κε τις ἀνωνυμον</foreign> <lb n="p1c_178.025"/> <foreign xml:lang="grc">γῆρας ἐν σκοτῳ καθημενος ἑψοι ματαν, ἁπαντων καλῶν</foreign> <lb n="p1c_178.026"/> <foreign xml:lang="grc">ἀμμορος</foreign>; <foreign xml:lang="grc">ἀλλ' ἐμοι μεν οὑτοσι ἀθλος γ' ὑποκεισετα·</foreign> <lb n="p1c_178.027"/> <foreign xml:lang="grc">τυ δε πρᾶξιν φιλαν διδοι</foreign>. Hierher gehört das herrliche <lb n="p1c_178.028"/> Fragment des Simonides (<foreign xml:lang="grc">ἐκ των μελων</foreign>) ─ <foreign xml:lang="grc">οὐδε γαρ</foreign> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [178/0236]
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unmittelbar mit demselben verbunden. Dadurch verliehrt p1c_178.002
das Hohe seine Rauheit, und das Reizendschöne p1c_178.003
wird nicht so hervorstechend. Dieses Edle ist die Form, p1c_178.004
unter welcher sich gewöhnlich die höhere Tugend zeigt, wenn p1c_178.005
sie mit einer gewissen angebornen Genialität ihren Kampf p1c_178.006
besteht. Daher setzt man dem Edlen das Gemeine, Niedre, p1c_178.007
Schlechte entgegen. O spettacolo grande, ove p1c_178.008
a tenzone sono amore e magnanima virtute! ove la p1c_178.009
morte al vincitor si pone in premio, e'l mal del vinto p1c_178.010
è la salute. Die Grazie oder reizende Leichtigkeit, mit p1c_178.011
der eine edlere Natur Hohes vollbringt, hat zu gleicher Zeit p1c_178.012
bey aller Lebendigkeit einen Charakter der Ruhe, den die p1c_178.013
oben erklärte erhabene Grazie nicht hat. Diese erhebt p1c_178.014
der Contrast mit Heftigkeit über alles gewöhnliche Maaß, p1c_178.015
und ihr Charakter war, wie wir gesehen haben, leidenschaftliche p1c_178.016
Wehmuth. Von der hohen Grazie, oder dem p1c_178.017
Edlen, giebt auch Pindar manches Beyspiel. Hierher p1c_178.018
gehört das Gebet des Pelops an den Posaidon. Φιλια p1c_178.019
δῶρα κυπριας ἀγ' εἰτι Ποσειδαον ἐς χαριν τελλεται, πεδασον p1c_178.020
ἐγχος Οἰνομαου χαλκεον· ἐμε δ' ἐπι ταχυτατων p1c_178.021
πορευσον ἁρματων ἐς Α̃λιν, κρατι δε πελασον, ἐπεὶ p1c_178.022
τρεις γε και δεκ' ἀνδρας ὀλεσας ἐρῶντας, ἀναβαλλεται p1c_178.023
γαμον θυγατρος. ὁ μεγας δε κινδυνος ἀναλκιν οὐ φῶτα p1c_178.024
λαμβανει. θανεῖν δ' οἷσιν ἀναγκα, τι κε τις ἀνωνυμον p1c_178.025
γῆρας ἐν σκοτῳ καθημενος ἑψοι ματαν, ἁπαντων καλῶν p1c_178.026
ἀμμορος; ἀλλ' ἐμοι μεν οὑτοσι ἀθλος γ' ὑποκεισετα· p1c_178.027
τυ δε πρᾶξιν φιλαν διδοι. Hierher gehört das herrliche p1c_178.028
Fragment des Simonides (ἐκ των μελων) ─ οὐδε γαρ
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