Entschlüsse ankommt, die ohne Übersicht im Drange der Umstände genommen werden, ist an sich klar.
558. Es ist in der Natur der Dinge daß die Be- stimmungen des Plans mehr die Glieder höherer Ord- nung, die der Führung mehr die der niedern treffen; folglich wird jede einzelne der letztern von geringerer Be- deutung sein, aber natürlich sind sie auch viel zahlreicher, wodurch der Unterschied in der Wichtigkeit zwischen Plan und Führung zum Theil ausgeglichen wird.
559. Ferner ist es in der Natur der Sache daß in der Führung die Wechselwirkung ihr eigentliches Feld hat, daß sie hier nie aufhört, weil beide Theile einander im Angesicht sind, und folglich daß sie den größten Theil der Bestimmungen entweder veranlaßt oder modifizirt.
560. Ist nun der Vertheidiger besonders darauf hin- gewiesen die Kräfte für die Führung aufzusparen (Nr. 553), ist er im Allgemeinen bei ihrem Gebrauche im Vortheil (Nr. 557), so folgt daraus daß er den Nachtheil in wel- chem er sich bei der Wechselwirkung der Plane befindet, durch das Übergewicht in der Wechselwirkung der Führung nicht nur wieder gut machen, sondern auch ein Übergewicht in der Wechselwirkung überhaupt wird erreichen können.
561. Wie aber auch in dem einzelnen Falle das Ver- hältniß in dieser Beziehung zwischen beiden Theilen sei, es wird bis auf einen gewissen Grad das Bestreben vorhan- den sein müssen mit seinen Maaßregeln in die Hinter- hand zu kommen um die des Gegners dabei berücksichti- gen zu können.
562. Dies Bestreben ist der eigentliche Gedanke wel- cher den so sehr viel stärkeren Reserven zum Grunde liegt, die in der neuern Zeit bei großen Massen gebraucht werden.
Entſchluͤſſe ankommt, die ohne Überſicht im Drange der Umſtaͤnde genommen werden, iſt an ſich klar.
558. Es iſt in der Natur der Dinge daß die Be- ſtimmungen des Plans mehr die Glieder hoͤherer Ord- nung, die der Fuͤhrung mehr die der niedern treffen; folglich wird jede einzelne der letztern von geringerer Be- deutung ſein, aber natuͤrlich ſind ſie auch viel zahlreicher, wodurch der Unterſchied in der Wichtigkeit zwiſchen Plan und Fuͤhrung zum Theil ausgeglichen wird.
559. Ferner iſt es in der Natur der Sache daß in der Fuͤhrung die Wechſelwirkung ihr eigentliches Feld hat, daß ſie hier nie aufhoͤrt, weil beide Theile einander im Angeſicht ſind, und folglich daß ſie den groͤßten Theil der Beſtimmungen entweder veranlaßt oder modifizirt.
560. Iſt nun der Vertheidiger beſonders darauf hin- gewieſen die Kraͤfte fuͤr die Fuͤhrung aufzuſparen (Nr. 553), iſt er im Allgemeinen bei ihrem Gebrauche im Vortheil (Nr. 557), ſo folgt daraus daß er den Nachtheil in wel- chem er ſich bei der Wechſelwirkung der Plane befindet, durch das Übergewicht in der Wechſelwirkung der Fuͤhrung nicht nur wieder gut machen, ſondern auch ein Übergewicht in der Wechſelwirkung uͤberhaupt wird erreichen koͤnnen.
561. Wie aber auch in dem einzelnen Falle das Ver- haͤltniß in dieſer Beziehung zwiſchen beiden Theilen ſei, es wird bis auf einen gewiſſen Grad das Beſtreben vorhan- den ſein muͤſſen mit ſeinen Maaßregeln in die Hinter- hand zu kommen um die des Gegners dabei beruͤckſichti- gen zu koͤnnen.
562. Dies Beſtreben iſt der eigentliche Gedanke wel- cher den ſo ſehr viel ſtaͤrkeren Reſerven zum Grunde liegt, die in der neuern Zeit bei großen Maſſen gebraucht werden.
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Entſchluͤſſe ankommt, die ohne Überſicht im Drange der
Umſtaͤnde genommen werden, iſt an ſich klar.
558. Es iſt in der Natur der Dinge daß die Be-
ſtimmungen des Plans mehr die Glieder hoͤherer Ord-
nung, die der Fuͤhrung mehr die der niedern treffen;
folglich wird jede einzelne der letztern von geringerer Be-
deutung ſein, aber natuͤrlich ſind ſie auch viel zahlreicher,
wodurch der Unterſchied in der Wichtigkeit zwiſchen Plan
und Fuͤhrung zum Theil ausgeglichen wird.
559. Ferner iſt es in der Natur der Sache daß in
der Fuͤhrung die Wechſelwirkung ihr eigentliches Feld hat,
daß ſie hier nie aufhoͤrt, weil beide Theile einander im
Angeſicht ſind, und folglich daß ſie den groͤßten Theil der
Beſtimmungen entweder veranlaßt oder modifizirt.
560. Iſt nun der Vertheidiger beſonders darauf hin-
gewieſen die Kraͤfte fuͤr die Fuͤhrung aufzuſparen (Nr. 553),
iſt er im Allgemeinen bei ihrem Gebrauche im Vortheil
(Nr. 557), ſo folgt daraus daß er den Nachtheil in wel-
chem er ſich bei der Wechſelwirkung der Plane befindet,
durch das Übergewicht in der Wechſelwirkung der Fuͤhrung
nicht nur wieder gut machen, ſondern auch ein Übergewicht
in der Wechſelwirkung uͤberhaupt wird erreichen koͤnnen.
561. Wie aber auch in dem einzelnen Falle das Ver-
haͤltniß in dieſer Beziehung zwiſchen beiden Theilen ſei, es
wird bis auf einen gewiſſen Grad das Beſtreben vorhan-
den ſein muͤſſen mit ſeinen Maaßregeln in die Hinter-
hand zu kommen um die des Gegners dabei beruͤckſichti-
gen zu koͤnnen.
562. Dies Beſtreben iſt der eigentliche Gedanke wel-
cher den ſo ſehr viel ſtaͤrkeren Reſerven zum Grunde liegt,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/392>, abgerufen am 23.11.2024.
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