zu thun. -- Freilich wird dieser Schlag im ersten Augen- blick niemals eine vollständige Niederlage des Gegners sein, aber er wird in einzelnen vortheilhaften Gefechten bestehen und diese dann beim Gegner sehr schlechte allgemeine Ver- hältnisse herbeiführen, wie 1796 bei den Östreichern am Niederrhein.
Neuntes Kapitel. Angriff von Defensivstellungen.
Im Buche von der Vertheidigung ist hinreichend aus- einandergesetzt, in wiefern Defensivstellungen zwingen wer- den, sie entweder anzugreifen oder sein Vorschreiten aufzu- geben. Nur solche die das thun sind zweckmäßig, und geeignet die Angriffskraft ganz oder zum Theil zu verzeh- ren oder zu neutralisiren, und in so weit vermag der An- griff Nichts dagegen, d. h. es giebt in seinem Bereich kein Mittel diesen Vortheil aufzuwiegen. Aber nicht alle De- fensivstellungen die vorkommen sind wirklich so. Sieht der Angreifende daß er sein Ziel verfolgen kann ohne sie an- zugreifen, so wäre der Angriff ein Fehler; kann er sein Ziel nicht verfolgen, so frägt es sich: ob er den Gegner durch Flankenbedrohung herausmanövriren kann. Nur wenn diese Mittel unwirksam sind, entschließt man sich zum Angriff einer guten Stellung und dann pflegt der Angriff von der Seite her immer etwas weniger Schwie- rigkeit darzubieten; aber die Wahl zwischen beiden Seiten entscheidet die Lage und Richtung der gegenseitigen Rück- zugslinien, also die Bedrohung des feindlichen Rückzugs
zu thun. — Freilich wird dieſer Schlag im erſten Augen- blick niemals eine vollſtaͤndige Niederlage des Gegners ſein, aber er wird in einzelnen vortheilhaften Gefechten beſtehen und dieſe dann beim Gegner ſehr ſchlechte allgemeine Ver- haͤltniſſe herbeifuͤhren, wie 1796 bei den Öſtreichern am Niederrhein.
Neuntes Kapitel. Angriff von Defenſivſtellungen.
Im Buche von der Vertheidigung iſt hinreichend aus- einandergeſetzt, in wiefern Defenſivſtellungen zwingen wer- den, ſie entweder anzugreifen oder ſein Vorſchreiten aufzu- geben. Nur ſolche die das thun ſind zweckmaͤßig, und geeignet die Angriffskraft ganz oder zum Theil zu verzeh- ren oder zu neutraliſiren, und in ſo weit vermag der An- griff Nichts dagegen, d. h. es giebt in ſeinem Bereich kein Mittel dieſen Vortheil aufzuwiegen. Aber nicht alle De- fenſivſtellungen die vorkommen ſind wirklich ſo. Sieht der Angreifende daß er ſein Ziel verfolgen kann ohne ſie an- zugreifen, ſo waͤre der Angriff ein Fehler; kann er ſein Ziel nicht verfolgen, ſo fraͤgt es ſich: ob er den Gegner durch Flankenbedrohung herausmanoͤvriren kann. Nur wenn dieſe Mittel unwirkſam ſind, entſchließt man ſich zum Angriff einer guten Stellung und dann pflegt der Angriff von der Seite her immer etwas weniger Schwie- rigkeit darzubieten; aber die Wahl zwiſchen beiden Seiten entſcheidet die Lage und Richtung der gegenſeitigen Ruͤck- zugslinien, alſo die Bedrohung des feindlichen Ruͤckzugs
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zu thun. — Freilich wird dieſer Schlag im erſten Augen-
blick niemals eine vollſtaͤndige Niederlage des Gegners ſein,
aber er wird in einzelnen vortheilhaften Gefechten beſtehen
und dieſe dann beim Gegner ſehr ſchlechte allgemeine Ver-
haͤltniſſe herbeifuͤhren, wie 1796 bei den Öſtreichern am
Niederrhein.
Neuntes Kapitel.
Angriff von Defenſivſtellungen.
Im Buche von der Vertheidigung iſt hinreichend aus-
einandergeſetzt, in wiefern Defenſivſtellungen zwingen wer-
den, ſie entweder anzugreifen oder ſein Vorſchreiten aufzu-
geben. Nur ſolche die das thun ſind zweckmaͤßig, und
geeignet die Angriffskraft ganz oder zum Theil zu verzeh-
ren oder zu neutraliſiren, und in ſo weit vermag der An-
griff Nichts dagegen, d. h. es giebt in ſeinem Bereich kein
Mittel dieſen Vortheil aufzuwiegen. Aber nicht alle De-
fenſivſtellungen die vorkommen ſind wirklich ſo. Sieht der
Angreifende daß er ſein Ziel verfolgen kann ohne ſie an-
zugreifen, ſo waͤre der Angriff ein Fehler; kann er ſein
Ziel nicht verfolgen, ſo fraͤgt es ſich: ob er den Gegner
durch Flankenbedrohung herausmanoͤvriren kann. Nur
wenn dieſe Mittel unwirkſam ſind, entſchließt man ſich
zum Angriff einer guten Stellung und dann pflegt der
Angriff von der Seite her immer etwas weniger Schwie-
rigkeit darzubieten; aber die Wahl zwiſchen beiden Seiten
entſcheidet die Lage und Richtung der gegenſeitigen Ruͤck-
zugslinien, alſo die Bedrohung des feindlichen Ruͤckzugs
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/35>, abgerufen am 25.11.2024.
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