sem konzentrischen Einmarsch unstreitig Veranlassung ge- geben, und es ist wichtig zu bemerken daß Bestimmungs- gründe dieser Art in den meisten Fällen dringender sind als die Vortheile in der Form der Aufstellung, denn die Leichtigkeit der Operationen befördert die Schnelligkeit, und die Friktion welche die ungeheure Maschine einer bewaff- neten Macht hat, ist schon so groß daß man sie nicht ohne Noth vermehren muß.
12. Durch den Grundsatz welchen wir eben ange- führt haben, sich auf dem Hauptpunkte möglichst zu kon- zentriren, wird man ohnehin von dem Gedanken eines strategischen Umfassens abgezogen und die Aufstellung un- serer Streitkräfte ergiebt sich schon von selbst daraus. Darum durfte ich sagen daß die Form dieser Aufstellung wenig Werth hat. Einen Fall indessen giebt es doch wo die strategische Wirkung in des Feindes Flanke zu großen, einer Schlacht ähnlichen Erfolgen führt: wenn der Feind in einem armen Lande mit großer Mühe Magazine auf- gehäuft hat, von deren Erhaltung seine Operationen durch- aus abhängen. In diesem Falle kann es sogar rathsam werden mit der Hauptmacht nicht der feindlichen entgegen- zugehen, sondern auf die feindliche Basis zu marschiren. Es sind aber zwei Bedingungen erforderlich:
a) daß der Feind von seiner Basis so weit entfernt sei daß er dadurch zu einem bedeutenden Rückzuge ge- zwungen werde, und
b) daß wir auf der Richtung welcher seine Hauptmacht folgt ihm durch Hindernisse der Natur und Kunst mit wenigen Truppen das Vorrücken so weit er- schweren können, daß er hier nicht Eroberungen machen kann die ihm den Verlust seiner Basis ersetzen.
ſem konzentriſchen Einmarſch unſtreitig Veranlaſſung ge- geben, und es iſt wichtig zu bemerken daß Beſtimmungs- gruͤnde dieſer Art in den meiſten Faͤllen dringender ſind als die Vortheile in der Form der Aufſtellung, denn die Leichtigkeit der Operationen befoͤrdert die Schnelligkeit, und die Friktion welche die ungeheure Maſchine einer bewaff- neten Macht hat, iſt ſchon ſo groß daß man ſie nicht ohne Noth vermehren muß.
12. Durch den Grundſatz welchen wir eben ange- fuͤhrt haben, ſich auf dem Hauptpunkte moͤglichſt zu kon- zentriren, wird man ohnehin von dem Gedanken eines ſtrategiſchen Umfaſſens abgezogen und die Aufſtellung un- ſerer Streitkraͤfte ergiebt ſich ſchon von ſelbſt daraus. Darum durfte ich ſagen daß die Form dieſer Aufſtellung wenig Werth hat. Einen Fall indeſſen giebt es doch wo die ſtrategiſche Wirkung in des Feindes Flanke zu großen, einer Schlacht aͤhnlichen Erfolgen fuͤhrt: wenn der Feind in einem armen Lande mit großer Muͤhe Magazine auf- gehaͤuft hat, von deren Erhaltung ſeine Operationen durch- aus abhaͤngen. In dieſem Falle kann es ſogar rathſam werden mit der Hauptmacht nicht der feindlichen entgegen- zugehen, ſondern auf die feindliche Baſis zu marſchiren. Es ſind aber zwei Bedingungen erforderlich:
a) daß der Feind von ſeiner Baſis ſo weit entfernt ſei daß er dadurch zu einem bedeutenden Ruͤckzuge ge- zwungen werde, und
b) daß wir auf der Richtung welcher ſeine Hauptmacht folgt ihm durch Hinderniſſe der Natur und Kunſt mit wenigen Truppen das Vorruͤcken ſo weit er- ſchweren koͤnnen, daß er hier nicht Eroberungen machen kann die ihm den Verluſt ſeiner Baſis erſetzen.
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ſem konzentriſchen Einmarſch unſtreitig Veranlaſſung ge-
geben, und es iſt wichtig zu bemerken daß Beſtimmungs-
gruͤnde dieſer Art in den meiſten Faͤllen dringender ſind
als die Vortheile in der Form der Aufſtellung, denn die
Leichtigkeit der Operationen befoͤrdert die Schnelligkeit, und
die Friktion welche die ungeheure Maſchine einer bewaff-
neten Macht hat, iſt ſchon ſo groß daß man ſie nicht
ohne Noth vermehren muß.
12. Durch den Grundſatz welchen wir eben ange-
fuͤhrt haben, ſich auf dem Hauptpunkte moͤglichſt zu kon-
zentriren, wird man ohnehin von dem Gedanken eines
ſtrategiſchen Umfaſſens abgezogen und die Aufſtellung un-
ſerer Streitkraͤfte ergiebt ſich ſchon von ſelbſt daraus.
Darum durfte ich ſagen daß die Form dieſer Aufſtellung
wenig Werth hat. Einen Fall indeſſen giebt es doch wo
die ſtrategiſche Wirkung in des Feindes Flanke zu großen,
einer Schlacht aͤhnlichen Erfolgen fuͤhrt: wenn der Feind
in einem armen Lande mit großer Muͤhe Magazine auf-
gehaͤuft hat, von deren Erhaltung ſeine Operationen durch-
aus abhaͤngen. In dieſem Falle kann es ſogar rathſam
werden mit der Hauptmacht nicht der feindlichen entgegen-
zugehen, ſondern auf die feindliche Baſis zu marſchiren.
Es ſind aber zwei Bedingungen erforderlich:
a) daß der Feind von ſeiner Baſis ſo weit entfernt ſei
daß er dadurch zu einem bedeutenden Ruͤckzuge ge-
zwungen werde, und
b) daß wir auf der Richtung welcher ſeine Hauptmacht
folgt ihm durch Hinderniſſe der Natur und Kunſt
mit wenigen Truppen das Vorruͤcken ſo weit er-
ſchweren koͤnnen, daß er hier nicht Eroberungen
machen kann die ihm den Verluſt ſeiner Baſis
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/259>, abgerufen am 16.07.2024.
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