Kombinationen welche man für die Armee entworfen hat, wichtig werden. Oft ist es nöthig einen entlegenen Punkt festzuhalten, um Zeit zur Entwickelung der aktiven Ver- theidigungsmaaßregeln zu haben die man sich vorgesetzt hat. Ist aber der Punkt entlegen, so wird er dadurch von selbst isolirt.
12. Es sind nur noch zwei Bemerkungen über die isolirten Punkte zu machen nöthig. Die erste, daß man hinter diesen Punkten Truppen zur Aufnahme des zurück- geworfenen Detaschements bereithalten müsse; die zweite, daß Der welcher eine solche Vertheidigung in die Reihe seiner Kombinationen aufnimmt, nie zu Viel darauf rech- nen müsse, wenn auch das Terrainhinderniß noch so stark ist; daß dagegen Der welchem die Vertheidigung aufgege- ben ist, auch unter den schlechtesten Umständen den Zweck zu erreichen sich vorsetzen müsse. Hier ist ein Geist der Entschlossenheit und Aufopferung nöthig, der nur in dem Ehrgeize und Enthusiasmus seine Quelle findet. Hier muß man also solche Leute hinstellen denen es nicht an diesen edlen Seelenkräften fehlt.
13. Was die Benutzung des Terrains als Deckungs- mittels für unsere Aufstellung und unsern Anmarsch betrifft, so bedarf das keiner weitläufigen Auseinandersetzung.
Man stellt sich nicht auf den Berg welchen man ver- theidigen will (wie bisher so oft geschah), sondern dahinter; man stellt sich nicht vor den Wald, sondern hinein oder dahinter; das Letztere nur wenn man den Wald oder das Gehölz dennoch übersehen kann. Man behält seine Trup- pen in Kolonnen um sie leichter verdeckt aufstellen zu kön- nen; man benutzt Dörfer, kleine Gehölze, alle Wölbungen des Terrains um seine Truppen dahinter zu verstecken; man wählt beim Anrücken die durchschnittenste Gegend u. s. w.
Kombinationen welche man fuͤr die Armee entworfen hat, wichtig werden. Oft iſt es noͤthig einen entlegenen Punkt feſtzuhalten, um Zeit zur Entwickelung der aktiven Ver- theidigungsmaaßregeln zu haben die man ſich vorgeſetzt hat. Iſt aber der Punkt entlegen, ſo wird er dadurch von ſelbſt iſolirt.
12. Es ſind nur noch zwei Bemerkungen uͤber die iſolirten Punkte zu machen noͤthig. Die erſte, daß man hinter dieſen Punkten Truppen zur Aufnahme des zuruͤck- geworfenen Detaſchements bereithalten muͤſſe; die zweite, daß Der welcher eine ſolche Vertheidigung in die Reihe ſeiner Kombinationen aufnimmt, nie zu Viel darauf rech- nen muͤſſe, wenn auch das Terrainhinderniß noch ſo ſtark iſt; daß dagegen Der welchem die Vertheidigung aufgege- ben iſt, auch unter den ſchlechteſten Umſtaͤnden den Zweck zu erreichen ſich vorſetzen muͤſſe. Hier iſt ein Geiſt der Entſchloſſenheit und Aufopferung noͤthig, der nur in dem Ehrgeize und Enthuſiasmus ſeine Quelle findet. Hier muß man alſo ſolche Leute hinſtellen denen es nicht an dieſen edlen Seelenkraͤften fehlt.
13. Was die Benutzung des Terrains als Deckungs- mittels fuͤr unſere Aufſtellung und unſern Anmarſch betrifft, ſo bedarf das keiner weitlaͤufigen Auseinanderſetzung.
Man ſtellt ſich nicht auf den Berg welchen man ver- theidigen will (wie bisher ſo oft geſchah), ſondern dahinter; man ſtellt ſich nicht vor den Wald, ſondern hinein oder dahinter; das Letztere nur wenn man den Wald oder das Gehoͤlz dennoch uͤberſehen kann. Man behaͤlt ſeine Trup- pen in Kolonnen um ſie leichter verdeckt aufſtellen zu koͤn- nen; man benutzt Doͤrfer, kleine Gehoͤlze, alle Woͤlbungen des Terrains um ſeine Truppen dahinter zu verſtecken; man waͤhlt beim Anruͤcken die durchſchnittenſte Gegend u. ſ. w.
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Kombinationen welche man fuͤr die Armee entworfen hat,
wichtig werden. Oft iſt es noͤthig einen entlegenen Punkt
feſtzuhalten, um Zeit zur Entwickelung der aktiven Ver-
theidigungsmaaßregeln zu haben die man ſich vorgeſetzt hat.
Iſt aber der Punkt entlegen, ſo wird er dadurch von
ſelbſt iſolirt.
12. Es ſind nur noch zwei Bemerkungen uͤber die
iſolirten Punkte zu machen noͤthig. Die erſte, daß man
hinter dieſen Punkten Truppen zur Aufnahme des zuruͤck-
geworfenen Detaſchements bereithalten muͤſſe; die zweite,
daß Der welcher eine ſolche Vertheidigung in die Reihe
ſeiner Kombinationen aufnimmt, nie zu Viel darauf rech-
nen muͤſſe, wenn auch das Terrainhinderniß noch ſo ſtark
iſt; daß dagegen Der welchem die Vertheidigung aufgege-
ben iſt, auch unter den ſchlechteſten Umſtaͤnden den Zweck
zu erreichen ſich vorſetzen muͤſſe. Hier iſt ein Geiſt der
Entſchloſſenheit und Aufopferung noͤthig, der nur in dem
Ehrgeize und Enthuſiasmus ſeine Quelle findet. Hier
muß man alſo ſolche Leute hinſtellen denen es nicht an
dieſen edlen Seelenkraͤften fehlt.
13. Was die Benutzung des Terrains als Deckungs-
mittels fuͤr unſere Aufſtellung und unſern Anmarſch betrifft,
ſo bedarf das keiner weitlaͤufigen Auseinanderſetzung.
Man ſtellt ſich nicht auf den Berg welchen man ver-
theidigen will (wie bisher ſo oft geſchah), ſondern dahinter;
man ſtellt ſich nicht vor den Wald, ſondern hinein oder
dahinter; das Letztere nur wenn man den Wald oder das
Gehoͤlz dennoch uͤberſehen kann. Man behaͤlt ſeine Trup-
pen in Kolonnen um ſie leichter verdeckt aufſtellen zu koͤn-
nen; man benutzt Doͤrfer, kleine Gehoͤlze, alle Woͤlbungen
des Terrains um ſeine Truppen dahinter zu verſtecken; man
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/251>, abgerufen am 23.11.2024.
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