mit in der Linie ständen und die Fronte verlängerten, denn der Feind würde sie in diesem Falle selbst leicht um- gehen. Auch dieser Punkt ist eine nähere Bestimmung des zweiten.
5. Hat man viele Truppen die man zurückstellt, so muß nur ein Theil gerade hinter der Fronte stehen; den andern stellt man seitwärts zurück.
Von dieser letztern Stellung aus kann man die feind- lichen Kolonnen welche uns umgehen selbst wieder in die Flanke nehmen.
6. Ein Hauptgrundsatz ist: sich nie ganz passiv zu verhalten, sondern den Feind selbst während er uns an- greift, von vorn und von der Seite anzufallen. Man vertheidigt sich also auf einer gewissen Linie nur um den Feind zu veranlassen seine Kräfte zum Angriff derselben zu entwickeln und geht dann mit andern zurückgehalte- nen Truppen zum Angriff über. Wie Ew. Königliche Hoheit einmal Selbst ganz vortrefflich gesagt haben, soll die Verschanzungskunst dem Vertheidiger nicht dienen sich wie hinter einem Walle mit mehr Sicherheit zu wehren, sondern den Feind mit mehr Erfolg anzugreifen, -- eben das muß man von aller passiven Defensive sagen; sie ist immer nur das Mittel den Feind in der Gegend welche ich mir ausersehe, in der ich meine Truppen dis- ponirt, die ich für mich eingerichtet habe, mit Vortheil anzufallen.
7. Dieser Angriff der Vertheidigung kann statthaben in dem Augenblick wo der Feind mich wirklich angreift oder während er im Marsch gegen mich begriffen ist. Sie kann auch so geschehen daß ich meine Truppen wenn der Feind sich zum Angriff anschickt, zurückziehe, ihn dadurch in ein ihm fremdes Terrain hineinziehe und dann von allen
mit in der Linie ſtaͤnden und die Fronte verlaͤngerten, denn der Feind wuͤrde ſie in dieſem Falle ſelbſt leicht um- gehen. Auch dieſer Punkt iſt eine naͤhere Beſtimmung des zweiten.
5. Hat man viele Truppen die man zuruͤckſtellt, ſo muß nur ein Theil gerade hinter der Fronte ſtehen; den andern ſtellt man ſeitwaͤrts zuruͤck.
Von dieſer letztern Stellung aus kann man die feind- lichen Kolonnen welche uns umgehen ſelbſt wieder in die Flanke nehmen.
6. Ein Hauptgrundſatz iſt: ſich nie ganz paſſiv zu verhalten, ſondern den Feind ſelbſt waͤhrend er uns an- greift, von vorn und von der Seite anzufallen. Man vertheidigt ſich alſo auf einer gewiſſen Linie nur um den Feind zu veranlaſſen ſeine Kraͤfte zum Angriff derſelben zu entwickeln und geht dann mit andern zuruͤckgehalte- nen Truppen zum Angriff uͤber. Wie Ew. Koͤnigliche Hoheit einmal Selbſt ganz vortrefflich geſagt haben, ſoll die Verſchanzungskunſt dem Vertheidiger nicht dienen ſich wie hinter einem Walle mit mehr Sicherheit zu wehren, ſondern den Feind mit mehr Erfolg anzugreifen, — eben das muß man von aller paſſiven Defenſive ſagen; ſie iſt immer nur das Mittel den Feind in der Gegend welche ich mir auserſehe, in der ich meine Truppen dis- ponirt, die ich fuͤr mich eingerichtet habe, mit Vortheil anzufallen.
7. Dieſer Angriff der Vertheidigung kann ſtatthaben in dem Augenblick wo der Feind mich wirklich angreift oder waͤhrend er im Marſch gegen mich begriffen iſt. Sie kann auch ſo geſchehen daß ich meine Truppen wenn der Feind ſich zum Angriff anſchickt, zuruͤckziehe, ihn dadurch in ein ihm fremdes Terrain hineinziehe und dann von allen
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mit in der Linie ſtaͤnden und die Fronte verlaͤngerten,
denn der Feind wuͤrde ſie in dieſem Falle ſelbſt leicht um-
gehen. Auch dieſer Punkt iſt eine naͤhere Beſtimmung
des zweiten.
5. Hat man viele Truppen die man zuruͤckſtellt, ſo
muß nur ein Theil gerade hinter der Fronte ſtehen; den
andern ſtellt man ſeitwaͤrts zuruͤck.
Von dieſer letztern Stellung aus kann man die feind-
lichen Kolonnen welche uns umgehen ſelbſt wieder in die
Flanke nehmen.
6. Ein Hauptgrundſatz iſt: ſich nie ganz paſſiv zu
verhalten, ſondern den Feind ſelbſt waͤhrend er uns an-
greift, von vorn und von der Seite anzufallen. Man
vertheidigt ſich alſo auf einer gewiſſen Linie nur um den
Feind zu veranlaſſen ſeine Kraͤfte zum Angriff derſelben
zu entwickeln und geht dann mit andern zuruͤckgehalte-
nen Truppen zum Angriff uͤber. Wie Ew. Koͤnigliche
Hoheit einmal Selbſt ganz vortrefflich geſagt haben, ſoll
die Verſchanzungskunſt dem Vertheidiger nicht dienen ſich
wie hinter einem Walle mit mehr Sicherheit zu wehren,
ſondern den Feind mit mehr Erfolg anzugreifen, — eben
das muß man von aller paſſiven Defenſive ſagen; ſie
iſt immer nur das Mittel den Feind in der Gegend
welche ich mir auserſehe, in der ich meine Truppen dis-
ponirt, die ich fuͤr mich eingerichtet habe, mit Vortheil
anzufallen.
7. Dieſer Angriff der Vertheidigung kann ſtatthaben
in dem Augenblick wo der Feind mich wirklich angreift
oder waͤhrend er im Marſch gegen mich begriffen iſt. Sie
kann auch ſo geſchehen daß ich meine Truppen wenn der
Feind ſich zum Angriff anſchickt, zuruͤckziehe, ihn dadurch
in ein ihm fremdes Terrain hineinziehe und dann von allen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/228>, abgerufen am 23.11.2024.
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