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Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809.

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Pomologische

Reif -- heißt eine Winter-Obstfrucht, wenn sie nach vor-
heriger Zeitigung auf dem Baum hernach so lange auf
dem Lager, in der Obstkammer oder Keller, gelegen, bis
ihre rohe Säfte ausgedunstet und alsdenn den Punct er-
reichet hat, daß sie mild und zum frischen Genuß vollkom-
men gut ist. -- Vom Sommerobst, das diesen Reifepunct
auf dem Baum oder doch wenige Tage nach dem Abneh-
men erlanget hat, heißt es die Zeitigung.

Renetten (Reinettes) -- eine Classe guter Aepfel. S.
in der Abh. Renetten
.

Rinde -- bestehet aus einer äußern zähen Haut, darun-
ter ein netzförmiges zelliges Gewebe voll kleiner Bläschen
ist. Hier befindet sich insonderheit die große Werkstätte,
worinnen der Saft des Baums bereitet wird, seinen Um-
und Rücklauf hat, und mit dem Herzen des thierischen
Körpers verglichen werden kann. -- An der innern Seite
dieser zelligten Haut werden die Gefäße nach und nach
knorpelartig, und es entstehet eine dichtere Rinde, die im
Winter sich verhärtet und zu Holz wird, welchen jährlichen
neuen Ring man den Jahreswuchs nennet, daran man
das Alter eines Baums abzählen kann, wenn der Baum
nahe an der Wurzel quer durchsäget ist.

Ringelwüchse -- heißen die Fruchtspieße, wenn sie noch
im Entstehen sind, und noch keine ausgebildete Fruchtau-
gen haben. S. Fruchtspieße.

Rippen, Kanten, Ecken -- sind am Kernobste die
Erhöhungen, die von der Blume gegen den Stiel hinlau-
fen. -- Scharfe Rippen sind die schmalen stärkere Er-
höhungen und das Gegentheil von den breitern und fla-
chern. -- Rippchen um die Blume sind die Falten,
so viele Kernobstsorten haben, und die allermeist ihren
Einfluß auf die Fläche der Rundung der Frucht äußern,
und ihre Wölbung ungleich und verschoben machen, oder
Rippen um die Frucht verursachen.

Pomologiſche

Reif — heißt eine Winter-Obſtfrucht, wenn ſie nach vor-
heriger Zeitigung auf dem Baum hernach ſo lange auf
dem Lager, in der Obſtkammer oder Keller, gelegen, bis
ihre rohe Säfte ausgedunſtet und alsdenn den Punct er-
reichet hat, daß ſie mild und zum friſchen Genuß vollkom-
men gut iſt. — Vom Sommerobſt, das dieſen Reifepunct
auf dem Baum oder doch wenige Tage nach dem Abneh-
men erlanget hat, heißt es die Zeitigung.

Renetten (Reinettes) — eine Claſſe guter Aepfel. S.
in der Abh. Renetten
.

Rinde — beſtehet aus einer äußern zähen Haut, darun-
ter ein netzförmiges zelliges Gewebe voll kleiner Bläschen
iſt. Hier befindet ſich inſonderheit die große Werkſtätte,
worinnen der Saft des Baums bereitet wird, ſeinen Um-
und Rücklauf hat, und mit dem Herzen des thieriſchen
Körpers verglichen werden kann. — An der innern Seite
dieſer zelligten Haut werden die Gefäße nach und nach
knorpelartig, und es entſtehet eine dichtere Rinde, die im
Winter ſich verhärtet und zu Holz wird, welchen jährlichen
neuen Ring man den Jahreswuchs nennet, daran man
das Alter eines Baums abzählen kann, wenn der Baum
nahe an der Wurzel quer durchſäget iſt.

Ringelwüchſe — heißen die Fruchtſpieße, wenn ſie noch
im Entſtehen ſind, und noch keine ausgebildete Fruchtau-
gen haben. S. Fruchtſpieße.

Rippen, Kanten, Ecken — ſind am Kernobſte die
Erhöhungen, die von der Blume gegen den Stiel hinlau-
fen. — Scharfe Rippen ſind die ſchmalen ſtärkere Er-
höhungen und das Gegentheil von den breitern und fla-
chern. — Rippchen um die Blume ſind die Falten,
ſo viele Kernobſtſorten haben, und die allermeiſt ihren
Einfluß auf die Fläche der Rundung der Frucht äußern,
und ihre Wölbung ungleich und verſchoben machen, oder
Rippen um die Frucht verurſachen.

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[XLII/0042] Pomologiſche Reif — heißt eine Winter-Obſtfrucht, wenn ſie nach vor- heriger Zeitigung auf dem Baum hernach ſo lange auf dem Lager, in der Obſtkammer oder Keller, gelegen, bis ihre rohe Säfte ausgedunſtet und alsdenn den Punct er- reichet hat, daß ſie mild und zum friſchen Genuß vollkom- men gut iſt. — Vom Sommerobſt, das dieſen Reifepunct auf dem Baum oder doch wenige Tage nach dem Abneh- men erlanget hat, heißt es die Zeitigung. Renetten (Reinettes) — eine Claſſe guter Aepfel. S. in der Abh. Renetten. Rinde — beſtehet aus einer äußern zähen Haut, darun- ter ein netzförmiges zelliges Gewebe voll kleiner Bläschen iſt. Hier befindet ſich inſonderheit die große Werkſtätte, worinnen der Saft des Baums bereitet wird, ſeinen Um- und Rücklauf hat, und mit dem Herzen des thieriſchen Körpers verglichen werden kann. — An der innern Seite dieſer zelligten Haut werden die Gefäße nach und nach knorpelartig, und es entſtehet eine dichtere Rinde, die im Winter ſich verhärtet und zu Holz wird, welchen jährlichen neuen Ring man den Jahreswuchs nennet, daran man das Alter eines Baums abzählen kann, wenn der Baum nahe an der Wurzel quer durchſäget iſt. Ringelwüchſe — heißen die Fruchtſpieße, wenn ſie noch im Entſtehen ſind, und noch keine ausgebildete Fruchtau- gen haben. S. Fruchtſpieße. Rippen, Kanten, Ecken — ſind am Kernobſte die Erhöhungen, die von der Blume gegen den Stiel hinlau- fen. — Scharfe Rippen ſind die ſchmalen ſtärkere Er- höhungen und das Gegentheil von den breitern und fla- chern. — Rippchen um die Blume ſind die Falten, ſo viele Kernobſtſorten haben, und die allermeiſt ihren Einfluß auf die Fläche der Rundung der Frucht äußern, und ihre Wölbung ungleich und verſchoben machen, oder Rippen um die Frucht verurſachen.

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Zitationshilfe: Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. XLII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/42>, abgerufen am 01.05.2024.