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Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809.

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III. Classe. Renetten.

Und weil man denn diesen besondern Wohl- und
Beygeschmack, den Renettenparfüm, allermeist bey sol-
chen Aepfeln gefunden, die eine gewisse reguläre Gestalt
und Form haben, so theilet sich von selbst diese Classe
Aepfel in ächte und reine Renetten, und in ab-
weichende. -- Farben können hier gar nichts ent-
scheiden, oder besonders geschmackvolle Abtheilungen
machen, zumal die Farben nach dem Sonnenstand, nach
der Jahreswitterung etc. gar veränderlich sind, und viele
ihre Farben erst auf dem Lager, oft nach Jahr und Ta-
gen bekommen. Die natürlichste Ordnung der Beschrei-
bungen, (die überhaupt nichts Wesentliches ist,) glau-
ben wir die bisher beobachtete zu seyn, wenn die Sorten
nach ihrer Zeitigungs- und Reifefolge *), als Sommer-

*) Hier findet eine kleine Bemerkung statt: Es ist nemlich ein
Unterschied zwischen zeitig und reif. Zeitig heißt ein
Obst, das vom Baum eßbar ist, oder doch in wenigen Tagen
eßbar wird, wie gewöhnlich das Sommerobst, und auch man-
ches Herbstobst. Reif aber wird vom Obst gesagt, wenn es
nach längerem Liegen erst seine Güte und Eßbarkeit erlanget
hat. Da ist gewöhnlich vom Winterobst die Rede. Die-
ses wird wohl auch -- und muß auf dem Baume zeitig wer-
den, und zum Beweis dessen, fällt es auch endlich ab. Allein
es ist doch deswegen noch nicht gut und genießbar. Es muß
noch eine Reihe von Tagen, Wochen und Monaten liegen, und
in dieser Zeit eine Art von Verwandlung, eine innerliche ru-
hige Gährung in sich vorgehen lassen, die Crudidäten aus-
dunsten, und dadurch reif, Lagerreif, und eßbar werden.
Wenn also von einem Obst gesagt wird: zeitig, so ist es
vom Baum eßbar: das Wort reif aber bedeutet auf dem
Lager eßbar gewordenes Obst.
III. Claſſe. Renetten.

Und weil man denn dieſen beſondern Wohl- und
Beygeſchmack, den Renettenparfüm, allermeiſt bey ſol-
chen Aepfeln gefunden, die eine gewiſſe reguläre Geſtalt
und Form haben, ſo theilet ſich von ſelbſt dieſe Claſſe
Aepfel in ächte und reine Renetten, und in ab-
weichende. — Farben können hier gar nichts ent-
ſcheiden, oder beſonders geſchmackvolle Abtheilungen
machen, zumal die Farben nach dem Sonnenſtand, nach
der Jahreswitterung ꝛc. gar veränderlich ſind, und viele
ihre Farben erſt auf dem Lager, oft nach Jahr und Ta-
gen bekommen. Die natürlichſte Ordnung der Beſchrei-
bungen, (die überhaupt nichts Weſentliches iſt,) glau-
ben wir die bisher beobachtete zu ſeyn, wenn die Sorten
nach ihrer Zeitigungs- und Reifefolge *), als Sommer-

*) Hier findet eine kleine Bemerkung ſtatt: Es iſt nemlich ein
Unterſchied zwiſchen zeitig und reif. Zeitig heißt ein
Obſt, das vom Baum eßbar iſt, oder doch in wenigen Tagen
eßbar wird, wie gewöhnlich das Sommerobſt, und auch man-
ches Herbſtobſt. Reif aber wird vom Obſt geſagt, wenn es
nach längerem Liegen erſt ſeine Güte und Eßbarkeit erlanget
hat. Da iſt gewöhnlich vom Winterobſt die Rede. Die-
ſes wird wohl auch — und muß auf dem Baume zeitig wer-
den, und zum Beweis deſſen, fällt es auch endlich ab. Allein
es iſt doch deswegen noch nicht gut und genießbar. Es muß
noch eine Reihe von Tagen, Wochen und Monaten liegen, und
in dieſer Zeit eine Art von Verwandlung, eine innerliche ru-
hige Gährung in ſich vorgehen laſſen, die Crudidäten aus-
dunſten, und dadurch reif, Lagerreif, und eßbar werden.
Wenn alſo von einem Obſt geſagt wird: zeitig, ſo iſt es
vom Baum eßbar: das Wort reif aber bedeutet auf dem
Lager eßbar gewordenes Obſt.
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[137/0185] III. Claſſe. Renetten. Und weil man denn dieſen beſondern Wohl- und Beygeſchmack, den Renettenparfüm, allermeiſt bey ſol- chen Aepfeln gefunden, die eine gewiſſe reguläre Geſtalt und Form haben, ſo theilet ſich von ſelbſt dieſe Claſſe Aepfel in ächte und reine Renetten, und in ab- weichende. — Farben können hier gar nichts ent- ſcheiden, oder beſonders geſchmackvolle Abtheilungen machen, zumal die Farben nach dem Sonnenſtand, nach der Jahreswitterung ꝛc. gar veränderlich ſind, und viele ihre Farben erſt auf dem Lager, oft nach Jahr und Ta- gen bekommen. Die natürlichſte Ordnung der Beſchrei- bungen, (die überhaupt nichts Weſentliches iſt,) glau- ben wir die bisher beobachtete zu ſeyn, wenn die Sorten nach ihrer Zeitigungs- und Reifefolge *), als Sommer- *) Hier findet eine kleine Bemerkung ſtatt: Es iſt nemlich ein Unterſchied zwiſchen zeitig und reif. Zeitig heißt ein Obſt, das vom Baum eßbar iſt, oder doch in wenigen Tagen eßbar wird, wie gewöhnlich das Sommerobſt, und auch man- ches Herbſtobſt. Reif aber wird vom Obſt geſagt, wenn es nach längerem Liegen erſt ſeine Güte und Eßbarkeit erlanget hat. Da iſt gewöhnlich vom Winterobſt die Rede. Die- ſes wird wohl auch — und muß auf dem Baume zeitig wer- den, und zum Beweis deſſen, fällt es auch endlich ab. Allein es iſt doch deswegen noch nicht gut und genießbar. Es muß noch eine Reihe von Tagen, Wochen und Monaten liegen, und in dieſer Zeit eine Art von Verwandlung, eine innerliche ru- hige Gährung in ſich vorgehen laſſen, die Crudidäten aus- dunſten, und dadurch reif, Lagerreif, und eßbar werden. Wenn alſo von einem Obſt geſagt wird: zeitig, ſo iſt es vom Baum eßbar: das Wort reif aber bedeutet auf dem Lager eßbar gewordenes Obſt.

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Zitationshilfe: Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/185>, abgerufen am 21.11.2024.