die edle Wissenschaft und zum Nutzen und Vergnügen der Liebhaber der Obstbaumzucht aufs Beste einzurich- ten, da ich gefunden, daß der hiesige Boden und die Lage vor hundert Baumschulen geschickt seye, die besten junge Bäume zu erziehen, die in allerley Bo- den und Clima gut fortkommen. Ich gab mir daher alle ersinnliche Mühe, die ausgesuchtesten und edelsten Obstsorten aus halb Europa zu sammlen und zu er- ziehen; zumal ich mir damals schmeichlen konnte, die Liebe zu der so nützlichen und angenehmen Obstpflanzung bey vielen angefacht, und in manchen Gegenden gleich- sam aus dem Schlafe erweckt zu haben.
Aber wie schwer es halte, eine starke Baum- schule mit lauter ächten Sorten zu bestellen, und wie leicht und oft man getäuschet werde, kann nie- mand glauben, als der es selbst erfährt. -- Nicht nur Freunde, die keine Pomologen sind, -- (vom gemeinen Schlag der Handelsgärtner will ich gar nicht gedenken,) -- machen uns öfters, obgleich aus guter Meinung, irre: oder lassen uns wohl die Pfropfreiser durch ihren Gärtner schneiden, der unwissend, unacht- sam, oder wohl boshaft genug ist, uns unächte zu
Vorbericht.
die edle Wiſſenſchaft und zum Nutzen und Vergnügen der Liebhaber der Obſtbaumzucht aufs Beſte einzurich- ten, da ich gefunden, daß der hieſige Boden und die Lage vor hundert Baumſchulen geſchickt ſeye, die beſten junge Bäume zu erziehen, die in allerley Bo- den und Clima gut fortkommen. Ich gab mir daher alle erſinnliche Mühe, die ausgeſuchteſten und edelſten Obſtſorten aus halb Europa zu ſammlen und zu er- ziehen; zumal ich mir damals ſchmeichlen konnte, die Liebe zu der ſo nützlichen und angenehmen Obſtpflanzung bey vielen angefacht, und in manchen Gegenden gleich- ſam aus dem Schlafe erweckt zu haben.
Aber wie ſchwer es halte, eine ſtarke Baum- ſchule mit lauter ächten Sorten zu beſtellen, und wie leicht und oft man getäuſchet werde, kann nie- mand glauben, als der es ſelbſt erfährt. — Nicht nur Freunde, die keine Pomologen ſind, — (vom gemeinen Schlag der Handelsgärtner will ich gar nicht gedenken,) — machen uns öfters, obgleich aus guter Meinung, irre: oder laſſen uns wohl die Pfropfreiſer durch ihren Gärtner ſchneiden, der unwiſſend, unacht- ſam, oder wohl boshaft genug iſt, uns unächte zu
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[XII/0012]
Vorbericht.
die edle Wiſſenſchaft und zum Nutzen und Vergnügen
der Liebhaber der Obſtbaumzucht aufs Beſte einzurich-
ten, da ich gefunden, daß der hieſige Boden und die
Lage vor hundert Baumſchulen geſchickt ſeye, die
beſten junge Bäume zu erziehen, die in allerley Bo-
den und Clima gut fortkommen. Ich gab mir daher
alle erſinnliche Mühe, die ausgeſuchteſten und edelſten
Obſtſorten aus halb Europa zu ſammlen und zu er-
ziehen; zumal ich mir damals ſchmeichlen konnte, die
Liebe zu der ſo nützlichen und angenehmen Obſtpflanzung
bey vielen angefacht, und in manchen Gegenden gleich-
ſam aus dem Schlafe erweckt zu haben.
Aber wie ſchwer es halte, eine ſtarke Baum-
ſchule mit lauter ächten Sorten zu beſtellen, und
wie leicht und oft man getäuſchet werde, kann nie-
mand glauben, als der es ſelbſt erfährt. — Nicht
nur Freunde, die keine Pomologen ſind, — (vom
gemeinen Schlag der Handelsgärtner will ich gar nicht
gedenken,) — machen uns öfters, obgleich aus guter
Meinung, irre: oder laſſen uns wohl die Pfropfreiſer
durch ihren Gärtner ſchneiden, der unwiſſend, unacht-
ſam, oder wohl boshaft genug iſt, uns unächte zu
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Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/12>, abgerufen am 24.11.2024.
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