Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

v. d. Zusammenhange d. Begebenh. etc.
Geschäffte bemerckt zu haben) oder es wenigstens
erkundigen können, und daraus die Ursach finden
wollen, so muß die allgemeine Theorie der Ursa-
chen einer Begebenheit, das Licht seyn, welches
uns die Ursach der vorhabenden Begebenheit entde-
cken muß: nehmlich sie muß uns zeigen, auf was
vor Umstände und vorhergegangene Begebenheiten
wir zu sehen haben, um sie aus ihren Gründen ein-
zusehen. Wir müssen Eintheilungen der mensch-
lichen Begebenheiten haben, die aus dem verschie-
denen Ursprunge derselben hergeleitet sind, da-
mit wir abnehmen können, zu welcher Art die ge-
genwärtige Begebenheit gehöre, und was wir da-
bey weiter zu dencken haben, um hinter die Ursa-
chen zu kommen. Denn bey eintzeln Dingen ist
kein ander Mittel, hinter die Eigenschafften, die
nicht von selbst in die Augen fallen, zu kommen,
als daß man durch den allgemeinen Begriff,
darunter die Sache, als unter ihrer Art, oder ih-
rem Geschlecht enthalten ist, eine Einsicht in die
Sache bekomme. Wir wollen also nach Anleitung
der vorher schon fürgegebenen Lehren folgende Re-
geln setzen.

§. 38.
Handlungen, die mit einem Vergnügen verknüpfft
sind, können verschiedene Ursachen haben.

Wenn uns eine Handlung vorkommt, ent-
weder eines einigen oder mehrerer vereinigten Men-
schen, die ihrer Natur nach mit einer Lust verknüpft
ist; und wir erfahren oder wissen, daß dieselben
Personen, da sie auf weiter nichts gesehen, so ist

in

v. d. Zuſammenhange d. Begebenh. ꝛc.
Geſchaͤffte bemerckt zu haben) oder es wenigſtens
erkundigen koͤnnen, und daraus die Urſach finden
wollen, ſo muß die allgemeine Theorie der Urſa-
chen einer Begebenheit, das Licht ſeyn, welches
uns die Urſach der vorhabenden Begebenheit entde-
cken muß: nehmlich ſie muß uns zeigen, auf was
vor Umſtaͤnde und vorhergegangene Begebenheiten
wir zu ſehen haben, um ſie aus ihren Gruͤnden ein-
zuſehen. Wir muͤſſen Eintheilungen der menſch-
lichen Begebenheiten haben, die aus dem verſchie-
denen Urſprunge derſelben hergeleitet ſind, da-
mit wir abnehmen koͤnnen, zu welcher Art die ge-
genwaͤrtige Begebenheit gehoͤre, und was wir da-
bey weiter zu dencken haben, um hinter die Urſa-
chen zu kommen. Denn bey eintzeln Dingen iſt
kein ander Mittel, hinter die Eigenſchafften, die
nicht von ſelbſt in die Augen fallen, zu kommen,
als daß man durch den allgemeinen Begriff,
darunter die Sache, als unter ihrer Art, oder ih-
rem Geſchlecht enthalten iſt, eine Einſicht in die
Sache bekomme. Wir wollen alſo nach Anleitung
der vorher ſchon fuͤrgegebenen Lehren folgende Re-
geln ſetzen.

§. 38.
Handlungen, die mit einem Vergnuͤgen verknuͤpfft
ſind, koͤnnen verſchiedene Urſachen haben.

Wenn uns eine Handlung vorkommt, ent-
weder eines einigen oder mehrerer vereinigten Men-
ſchen, die ihrer Natur nach mit einer Luſt verknuͤpft
iſt; und wir erfahren oder wiſſen, daß dieſelben
Perſonen, da ſie auf weiter nichts geſehen, ſo iſt

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0289" n="253"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">v. d. Zu&#x017F;ammenhange d. Begebenh. &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte bemerckt zu haben) oder es wenig&#x017F;tens<lb/>
erkundigen ko&#x0364;nnen, und daraus die Ur&#x017F;ach finden<lb/>
wollen, &#x017F;o muß die allgemeine <hi rendition="#fr">Theorie</hi> der Ur&#x017F;a-<lb/>
chen einer Begebenheit, das Licht &#x017F;eyn, welches<lb/>
uns die Ur&#x017F;ach der vorhabenden Begebenheit entde-<lb/>
cken muß: nehmlich &#x017F;ie muß uns zeigen, auf was<lb/>
vor Um&#x017F;ta&#x0364;nde und vorhergegangene Begebenheiten<lb/>
wir zu &#x017F;ehen haben, um &#x017F;ie aus ihren Gru&#x0364;nden ein-<lb/>
zu&#x017F;ehen. Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">Eintheilungen</hi> der men&#x017F;ch-<lb/>
lichen Begebenheiten haben, die aus dem ver&#x017F;chie-<lb/>
denen <hi rendition="#fr">Ur&#x017F;prunge</hi> der&#x017F;elben hergeleitet &#x017F;ind, da-<lb/>
mit wir abnehmen ko&#x0364;nnen, zu welcher <hi rendition="#fr">Art</hi> die ge-<lb/>
genwa&#x0364;rtige Begebenheit geho&#x0364;re, und was wir da-<lb/>
bey weiter zu dencken haben, um hinter die Ur&#x017F;a-<lb/>
chen zu kommen. Denn bey <hi rendition="#fr">eintzeln Dingen</hi> i&#x017F;t<lb/>
kein ander Mittel, hinter die Eigen&#x017F;chafften, die<lb/>
nicht von &#x017F;elb&#x017F;t in die Augen fallen, zu kommen,<lb/>
als daß man durch den <hi rendition="#fr">allgemeinen Begriff,</hi><lb/>
darunter die Sache, als unter ihrer <hi rendition="#fr">Art,</hi> oder ih-<lb/>
rem <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;chlecht</hi> enthalten i&#x017F;t, eine Ein&#x017F;icht in die<lb/>
Sache bekomme. Wir wollen al&#x017F;o nach Anleitung<lb/>
der vorher &#x017F;chon fu&#x0364;rgegebenen Lehren folgende Re-<lb/>
geln &#x017F;etzen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 38.<lb/>
Handlungen, die mit einem Vergnu&#x0364;gen verknu&#x0364;pfft<lb/>
&#x017F;ind, ko&#x0364;nnen ver&#x017F;chiedene Ur&#x017F;achen haben.</head><lb/>
          <p>Wenn uns eine Handlung vorkommt, ent-<lb/>
weder eines einigen oder mehrerer vereinigten Men-<lb/>
&#x017F;chen, die ihrer Natur nach mit einer Lu&#x017F;t verknu&#x0364;pft<lb/>
i&#x017F;t; und wir erfahren oder wi&#x017F;&#x017F;en, daß die&#x017F;elben<lb/>
Per&#x017F;onen, da &#x017F;ie auf weiter nichts ge&#x017F;ehen, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0289] v. d. Zuſammenhange d. Begebenh. ꝛc. Geſchaͤffte bemerckt zu haben) oder es wenigſtens erkundigen koͤnnen, und daraus die Urſach finden wollen, ſo muß die allgemeine Theorie der Urſa- chen einer Begebenheit, das Licht ſeyn, welches uns die Urſach der vorhabenden Begebenheit entde- cken muß: nehmlich ſie muß uns zeigen, auf was vor Umſtaͤnde und vorhergegangene Begebenheiten wir zu ſehen haben, um ſie aus ihren Gruͤnden ein- zuſehen. Wir muͤſſen Eintheilungen der menſch- lichen Begebenheiten haben, die aus dem verſchie- denen Urſprunge derſelben hergeleitet ſind, da- mit wir abnehmen koͤnnen, zu welcher Art die ge- genwaͤrtige Begebenheit gehoͤre, und was wir da- bey weiter zu dencken haben, um hinter die Urſa- chen zu kommen. Denn bey eintzeln Dingen iſt kein ander Mittel, hinter die Eigenſchafften, die nicht von ſelbſt in die Augen fallen, zu kommen, als daß man durch den allgemeinen Begriff, darunter die Sache, als unter ihrer Art, oder ih- rem Geſchlecht enthalten iſt, eine Einſicht in die Sache bekomme. Wir wollen alſo nach Anleitung der vorher ſchon fuͤrgegebenen Lehren folgende Re- geln ſetzen. §. 38. Handlungen, die mit einem Vergnuͤgen verknuͤpfft ſind, koͤnnen verſchiedene Urſachen haben. Wenn uns eine Handlung vorkommt, ent- weder eines einigen oder mehrerer vereinigten Men- ſchen, die ihrer Natur nach mit einer Luſt verknuͤpft iſt; und wir erfahren oder wiſſen, daß dieſelben Perſonen, da ſie auf weiter nichts geſehen, ſo iſt in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/289
Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/289>, abgerufen am 21.11.2024.