Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite
v. d. Ausbreitung u. Fortpflantzung etc.
§. 10.
Mündliche und schrifftliche Nachrichten
gelten gleich viel.

Wir machen unsere Gedancken theils durch
Reden, theils durch Schreiben einander be-
kannt. Dieses findet also auch sowohl beym Aus-
sagen,
als auch beym Nachsagen, und mit-
hin überhaupt beym Nachrichten statt, daß sie
entweder mündlich oder schrifftlich gegeben
werden. Wenn nun in beyden Arten von Nach-
richten die Erzehlung in einerley Worten abgefasset
ist, so gilt es fast gleich viel, ob man eine Nach-
richt mündlich oder aber schrifftlich erhält.
Jch sage, fast gleich viel: denn völlig liesse sich
ein solches nicht behaupten. Denn die Stimme
des Redenden, und seine Gebehrden, sein Jnne-
halten, ja der Ort wo er redet, kan etwas zu
mehreren Verstande der Worte beytragen (§. 5.
6. 7. 8. Einleitung zur Auslegekunst.): welches
alles bey einer schrifftlichen Nachricht hinwegfällt.
Jm übrigen kommen schrifftliche und mündliche
Nachrichten darinne überein, daß wie eine münd-
liche
Nachricht nicht allein auf einmahl sehr vie-
len Zuhörern ertheilet, sondern auch gar leichte
mehrmahls wiederhohlt werden kan, also können
sich auch sehr viele, ja unzehlige Menschen, aus
einer einigen schrifftlichen Nachricht belehren.

§. 11.
Schrifftliche Geschäffte werden leicht bekannt.

Jn Geschafften ist ein grosser Unterschied
ob solche mündlich, oder aber schrifftlich tra

ctire
L 3
v. d. Ausbreitung u. Fortpflantzung ꝛc.
§. 10.
Muͤndliche und ſchrifftliche Nachrichten
gelten gleich viel.

Wir machen unſere Gedancken theils durch
Reden, theils durch Schreiben einander be-
kannt. Dieſes findet alſo auch ſowohl beym Auſ-
ſagen,
als auch beym Nachſagen, und mit-
hin uͤberhaupt beym Nachrichten ſtatt, daß ſie
entweder muͤndlich oder ſchrifftlich gegeben
werden. Wenn nun in beyden Arten von Nach-
richten die Erzehlung in einerley Worten abgefaſſet
iſt, ſo gilt es faſt gleich viel, ob man eine Nach-
richt muͤndlich oder aber ſchrifftlich erhaͤlt.
Jch ſage, faſt gleich viel: denn voͤllig lieſſe ſich
ein ſolches nicht behaupten. Denn die Stimme
des Redenden, und ſeine Gebehrden, ſein Jnne-
halten, ja der Ort wo er redet, kan etwas zu
mehreren Verſtande der Worte beytragen (§. 5.
6. 7. 8. Einleitung zur Auslegekunſt.): welches
alles bey einer ſchrifftlichen Nachricht hinwegfaͤllt.
Jm uͤbrigen kommen ſchrifftliche und muͤndliche
Nachrichten darinne uͤberein, daß wie eine muͤnd-
liche
Nachricht nicht allein auf einmahl ſehr vie-
len Zuhoͤrern ertheilet, ſondern auch gar leichte
mehrmahls wiederhohlt werden kan, alſo koͤnnen
ſich auch ſehr viele, ja unzehlige Menſchen, aus
einer einigen ſchrifftlichen Nachricht belehren.

§. 11.
Schrifftliche Geſchaͤffte werden leicht bekannt.

Jn Geſchafften iſt ein groſſer Unterſchied
ob ſolche muͤndlich, oder aber ſchrifftlich tra

ctire
L 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0201" n="165"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">v. d. Ausbreitung u. Fortpflantzung &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 10.<lb/>
Mu&#x0364;ndliche und &#x017F;chrifftliche Nachrichten<lb/>
gelten gleich viel.</head><lb/>
          <p>Wir machen un&#x017F;ere Gedancken theils durch<lb/><hi rendition="#fr">Reden,</hi> theils durch <hi rendition="#fr">Schreiben</hi> einander be-<lb/>
kannt. Die&#x017F;es findet al&#x017F;o auch &#x017F;owohl beym <hi rendition="#fr">Au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;agen,</hi> als auch beym <hi rendition="#fr">Nach&#x017F;agen,</hi> und mit-<lb/>
hin u&#x0364;berhaupt beym <hi rendition="#fr">Nachrichten</hi> &#x017F;tatt, daß &#x017F;ie<lb/>
entweder <hi rendition="#fr">mu&#x0364;ndlich</hi> oder <hi rendition="#fr">&#x017F;chrifftlich</hi> gegeben<lb/>
werden. Wenn nun in beyden Arten von Nach-<lb/>
richten die Erzehlung in einerley Worten abgefa&#x017F;&#x017F;et<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;o gilt es fa&#x017F;t gleich viel, ob man eine Nach-<lb/>
richt <hi rendition="#fr">mu&#x0364;ndlich</hi> oder aber <hi rendition="#fr">&#x017F;chrifftlich</hi> erha&#x0364;lt.<lb/>
Jch &#x017F;age, <hi rendition="#fr">fa&#x017F;t</hi> gleich viel: denn vo&#x0364;llig lie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich<lb/>
ein &#x017F;olches nicht behaupten. Denn die Stimme<lb/>
des Redenden, und &#x017F;eine Gebehrden, &#x017F;ein Jnne-<lb/>
halten, ja der Ort wo er redet, kan etwas zu<lb/>
mehreren Ver&#x017F;tande der Worte beytragen (§. 5.<lb/>
6. 7. 8. Einleitung zur Auslegekun&#x017F;t.): welches<lb/>
alles bey einer &#x017F;chrifftlichen Nachricht hinwegfa&#x0364;llt.<lb/>
Jm u&#x0364;brigen kommen &#x017F;chrifftliche und mu&#x0364;ndliche<lb/>
Nachrichten darinne u&#x0364;berein, daß wie eine <hi rendition="#fr">mu&#x0364;nd-<lb/>
liche</hi> Nachricht nicht allein auf einmahl &#x017F;ehr vie-<lb/>
len Zuho&#x0364;rern ertheilet, &#x017F;ondern auch gar leichte<lb/>
mehrmahls wiederhohlt werden kan, al&#x017F;o ko&#x0364;nnen<lb/>
&#x017F;ich auch &#x017F;ehr viele, ja unzehlige Men&#x017F;chen, aus<lb/>
einer einigen <hi rendition="#fr">&#x017F;chrifftlichen</hi> Nachricht belehren.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 11.<lb/>
Schrifftliche Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte werden leicht bekannt.</head><lb/>
          <p>Jn Ge&#x017F;chafften i&#x017F;t ein gro&#x017F;&#x017F;er Unter&#x017F;chied<lb/>
ob &#x017F;olche <hi rendition="#fr">mu&#x0364;ndlich,</hi> oder aber <hi rendition="#fr">&#x017F;chrifftlich</hi> tra<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ctire</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0201] v. d. Ausbreitung u. Fortpflantzung ꝛc. §. 10. Muͤndliche und ſchrifftliche Nachrichten gelten gleich viel. Wir machen unſere Gedancken theils durch Reden, theils durch Schreiben einander be- kannt. Dieſes findet alſo auch ſowohl beym Auſ- ſagen, als auch beym Nachſagen, und mit- hin uͤberhaupt beym Nachrichten ſtatt, daß ſie entweder muͤndlich oder ſchrifftlich gegeben werden. Wenn nun in beyden Arten von Nach- richten die Erzehlung in einerley Worten abgefaſſet iſt, ſo gilt es faſt gleich viel, ob man eine Nach- richt muͤndlich oder aber ſchrifftlich erhaͤlt. Jch ſage, faſt gleich viel: denn voͤllig lieſſe ſich ein ſolches nicht behaupten. Denn die Stimme des Redenden, und ſeine Gebehrden, ſein Jnne- halten, ja der Ort wo er redet, kan etwas zu mehreren Verſtande der Worte beytragen (§. 5. 6. 7. 8. Einleitung zur Auslegekunſt.): welches alles bey einer ſchrifftlichen Nachricht hinwegfaͤllt. Jm uͤbrigen kommen ſchrifftliche und muͤndliche Nachrichten darinne uͤberein, daß wie eine muͤnd- liche Nachricht nicht allein auf einmahl ſehr vie- len Zuhoͤrern ertheilet, ſondern auch gar leichte mehrmahls wiederhohlt werden kan, alſo koͤnnen ſich auch ſehr viele, ja unzehlige Menſchen, aus einer einigen ſchrifftlichen Nachricht belehren. §. 11. Schrifftliche Geſchaͤffte werden leicht bekannt. Jn Geſchafften iſt ein groſſer Unterſchied ob ſolche muͤndlich, oder aber ſchrifftlich tra ctire L 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/201
Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/201>, abgerufen am 21.11.2024.