Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite
29.

Bisher war von den Verhältnissen der Töne unter sich die Rede, was aber deren
absolute Zahlen der Schwingungen betrift, so werden sie sich zwar nicht mit Genauigkeit
allgemein angeben lassen, weil man an einem Orte die Töne höher oder tiefer als an andern,
zu stimmen pflegt; jedoch wird man ungefähr folgende Zahlen als mittlere annehmen können:

das 32 füßige C, welches der tiefste Ton ist, von dem man Gebrauch zu machen pflegt,
macht in einer Secunde ungefähr 32 Schwingungen,
das 16 füßige oder Contra C ungefähr 64 Schwingungen,
das 8 füßige oder große C, welches das tiefste c auf dem Klaviere ist, 128 Schwingungen,
das 4 füßige oder ungestrichene c 256,
das 2 füßige oder eingestrichene c 512,
das 1 füßige oder 2 gestrichene c 1024,
das 1/2 füßige oder 3 gestrichene c. welches das höchste auf dem Klaviere ist, 2048,
das 1/4 füßige oder 4 gestrichene c 4096,
das 1/8 füßige oder 5 gestrichene c 8192,
das füßige oder 6 gestrichene c, welches kaum noch wird können deutlich her-
vorgebracht und unterschieden werden, 16384 Schwingungen in einer Secunde.

Die Benennung von der Zahl der Füße hat ihre Beziehung auf die Länge der größten
zu diesen Tönen gehörigen offenen Pfeifen in einer Orgel. Die höchsten Octaven werden nur
bey wenigen Registern der Orgel gebraucht. Den Tönen in jeder Octave giebt man ihre Be-
nennung von dem tiefern c in derselben, so wird z. B. die Octave zwischen dem 8 füßigen
und 4 füßigen c die 8 füßige Octave oder auch die große Octave, die zwischen dem 4 füßi-
gen und 2 füßigen c die 4 füßige oder ungestrichene Octave u. s. w. genennt, und jeder Ton
in derselben Octave erhält eine ähnliche Benennung.

Anm. L. Euler giebt in tentam. nov. theor. Music. cap. I. für das 8 füßige C 118 Schwingun-
gen an, und in einem Aufsatze de motu aeris in tubis §. 62. in Nov. Comment. Acad. Petrop.
tom. XVI
125 Schwingungen, mit welcher letztern Angabe eine an Saiten angestellte Beobachtung
von Marpurg übereinstimmt, die er in der Vorrede zu seinem Versuche über die Temperatur
erwähnt. Die Ursache von dieser Verschiedenheit der Angaben liege darinnen, weil man chemals
die Jnstrumente nicht so hoch zu stimmen pflegte, als jetzt. Der Kapellmeister Sarti in Pe-
tersburg hat der dortigen Academie der Wissenschaften 1796 einige Versuche vorgezeigt, woraus
29.

Bisher war von den Verhaͤltniſſen der Toͤne unter ſich die Rede, was aber deren
abſolute Zahlen der Schwingungen betrift, ſo werden ſie ſich zwar nicht mit Genauigkeit
allgemein angeben laſſen, weil man an einem Orte die Toͤne hoͤher oder tiefer als an andern,
zu ſtimmen pflegt; jedoch wird man ungefaͤhr folgende Zahlen als mittlere annehmen koͤnnen:

das 32 fuͤßige C, welches der tiefſte Ton iſt, von dem man Gebrauch zu machen pflegt,
macht in einer Secunde ungefaͤhr 32 Schwingungen,
das 16 fuͤßige oder Contra C ungefaͤhr 64 Schwingungen,
das 8 fuͤßige oder große C, welches das tiefſte c auf dem Klaviere iſt, 128 Schwingungen,
das 4 fuͤßige oder ungeſtrichene c 256,
das 2 fuͤßige oder eingeſtrichene 512,
das 1 fuͤßige oder 2 geſtrichene c̅̅ 1024,
das ½ fuͤßige oder 3 geſtrichene c.̅̅̅ welches das hoͤchſte auf dem Klaviere iſt, 2048,
das ¼ fuͤßige oder 4 geſtrichene c̅̅̅̅ 4096,
das ⅛ fuͤßige oder 5 geſtrichene c̅̅̅̅̅ 8192,
das fuͤßige oder 6 geſtrichene c̅̅̅̅̅̅, welches kaum noch wird koͤnnen deutlich her-
vorgebracht und unterſchieden werden, 16384 Schwingungen in einer Secunde.

Die Benennung von der Zahl der Fuͤße hat ihre Beziehung auf die Laͤnge der groͤßten
zu dieſen Toͤnen gehoͤrigen offenen Pfeifen in einer Orgel. Die hoͤchſten Octaven werden nur
bey wenigen Regiſtern der Orgel gebraucht. Den Toͤnen in jeder Octave giebt man ihre Be-
nennung von dem tiefern c in derſelben, ſo wird z. B. die Octave zwiſchen dem 8 fuͤßigen
und 4 fuͤßigen c die 8 fuͤßige Octave oder auch die große Octave, die zwiſchen dem 4 fuͤßi-
gen und 2 fuͤßigen c die 4 fuͤßige oder ungeſtrichene Octave u. ſ. w. genennt, und jeder Ton
in derſelben Octave erhaͤlt eine aͤhnliche Benennung.

Anm. L. Euler giebt in tentam. nov. theor. Music. cap. I. fuͤr das 8 fuͤßige C 118 Schwingun-
gen an, und in einem Aufſatze de motu aëris in tubis §. 62. in Nov. Comment. Acad. Petrop.
tom. XVI
125 Schwingungen, mit welcher letztern Angabe eine an Saiten angeſtellte Beobachtung
von Marpurg uͤbereinſtimmt, die er in der Vorrede zu ſeinem Verſuche uͤber die Temperatur
erwaͤhnt. Die Urſache von dieſer Verſchiedenheit der Angaben liege darinnen, weil man chemals
die Jnſtrumente nicht ſo hoch zu ſtimmen pflegte, als jetzt. Der Kapellmeiſter Sarti in Pe-
terſburg hat der dortigen Academie der Wiſſenſchaften 1796 einige Verſuche vorgezeigt, woraus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0068" n="34"/>
          <div n="3">
            <head>29.</head><lb/>
            <p>Bisher war von den Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en der To&#x0364;ne unter &#x017F;ich die Rede, was aber deren<lb/>
ab&#x017F;olute Zahlen der Schwingungen betrift, &#x017F;o werden &#x017F;ie &#x017F;ich zwar nicht mit Genauigkeit<lb/>
allgemein angeben la&#x017F;&#x017F;en, weil man an einem Orte die To&#x0364;ne ho&#x0364;her oder tiefer als an andern,<lb/>
zu &#x017F;timmen pflegt; jedoch wird man ungefa&#x0364;hr folgende Zahlen als mittlere annehmen ko&#x0364;nnen:</p><lb/>
            <list>
              <item>das 32 <hi rendition="#g">fu&#x0364;ßige</hi> <hi rendition="#aq">C,</hi> welches der tief&#x017F;te Ton i&#x017F;t, von dem man Gebrauch zu machen pflegt,<lb/>
macht in einer Secunde ungefa&#x0364;hr 32 Schwingungen,</item><lb/>
              <item>das 16 <hi rendition="#g">fu&#x0364;ßige</hi> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Contra</hi> C</hi> ungefa&#x0364;hr 64 Schwingungen,</item><lb/>
              <item>das 8 <hi rendition="#g">fu&#x0364;ßige</hi> oder große <hi rendition="#aq">C,</hi> welches das tief&#x017F;te <hi rendition="#aq">c</hi> auf dem Klaviere i&#x017F;t, 128 Schwingungen,</item><lb/>
              <item>das 4 <hi rendition="#g">fu&#x0364;ßige</hi> oder <hi rendition="#g">unge&#x017F;trichene</hi> <hi rendition="#aq">c</hi> 256,</item><lb/>
              <item>das 2 <hi rendition="#g">fu&#x0364;ßige</hi> oder <hi rendition="#g">einge&#x017F;trichene</hi> <hi rendition="#aq">c&#x0305;</hi> 512,</item><lb/>
              <item>das 1 <hi rendition="#g">fu&#x0364;ßige</hi> oder 2 <hi rendition="#g">ge&#x017F;trichene</hi> <hi rendition="#aq">c&#x0305;&#x0305;</hi> 1024,</item><lb/>
              <item>das ½ <hi rendition="#g">fu&#x0364;ßige</hi> oder 3 <hi rendition="#g">ge&#x017F;trichene</hi> <hi rendition="#aq">c.&#x0305;&#x0305;&#x0305;</hi> welches das ho&#x0364;ch&#x017F;te auf dem Klaviere i&#x017F;t, 2048,</item><lb/>
              <item>das ¼ <hi rendition="#g">fu&#x0364;ßige</hi> oder 4 <hi rendition="#g">ge&#x017F;trichene</hi> <hi rendition="#aq">c&#x0305;&#x0305;&#x0305;&#x0305;</hi> 4096,</item><lb/>
              <item>das &#x215B; <hi rendition="#g">fu&#x0364;ßige</hi> oder 5 <hi rendition="#g">ge&#x017F;trichene</hi> <hi rendition="#aq">c&#x0305;&#x0305;&#x0305;&#x0305;&#x0305;</hi> 8192,</item><lb/>
              <item>das <formula notation="TeX">\frac{1}{16}</formula> <hi rendition="#g">fu&#x0364;ßige</hi> oder 6 <hi rendition="#g">ge&#x017F;trichene</hi> <hi rendition="#aq">c&#x0305;&#x0305;&#x0305;&#x0305;&#x0305;&#x0305;,</hi> welches kaum noch wird ko&#x0364;nnen deutlich her-<lb/>
vorgebracht und unter&#x017F;chieden werden, 16384 Schwingungen in einer Secunde.</item>
            </list><lb/>
            <p>Die Benennung von der Zahl der Fu&#x0364;ße hat ihre Beziehung auf die La&#x0364;nge der gro&#x0364;ßten<lb/>
zu die&#x017F;en To&#x0364;nen geho&#x0364;rigen offenen Pfeifen in einer Orgel. Die ho&#x0364;ch&#x017F;ten Octaven werden nur<lb/>
bey wenigen Regi&#x017F;tern der Orgel gebraucht. Den To&#x0364;nen in jeder Octave giebt man ihre Be-<lb/>
nennung von dem tiefern <hi rendition="#aq">c</hi> in der&#x017F;elben, &#x017F;o wird z. B. die Octave zwi&#x017F;chen dem 8 fu&#x0364;ßigen<lb/>
und 4 fu&#x0364;ßigen <hi rendition="#aq">c</hi> die 8 fu&#x0364;ßige Octave oder auch die große Octave, die zwi&#x017F;chen dem 4 fu&#x0364;ßi-<lb/>
gen und 2 fu&#x0364;ßigen <hi rendition="#aq">c</hi> die 4 fu&#x0364;ßige oder unge&#x017F;trichene Octave u. &#x017F;. w. genennt, und jeder Ton<lb/>
in der&#x017F;elben Octave erha&#x0364;lt eine a&#x0364;hnliche Benennung.</p><lb/>
            <list>
              <item><hi rendition="#g">Anm. L. Euler</hi> giebt in <hi rendition="#aq">tentam. nov. theor. Music. cap. I.</hi> fu&#x0364;r das 8 fu&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">C</hi> 118 Schwingun-<lb/>
gen an, und in einem Auf&#x017F;atze <hi rendition="#aq">de motu aëris in tubis</hi> §. 62. in <hi rendition="#aq">Nov. Comment. Acad. Petrop.<lb/>
tom. XVI</hi> 125 Schwingungen, mit welcher letztern Angabe eine an Saiten ange&#x017F;tellte Beobachtung<lb/>
von <hi rendition="#g">Marpurg</hi> u&#x0364;berein&#x017F;timmt, die er in der Vorrede zu &#x017F;einem Ver&#x017F;uche u&#x0364;ber die Temperatur<lb/>
erwa&#x0364;hnt. Die Ur&#x017F;ache von die&#x017F;er Ver&#x017F;chiedenheit der Angaben liege darinnen, weil man chemals<lb/>
die Jn&#x017F;trumente nicht &#x017F;o hoch zu &#x017F;timmen pflegte, als jetzt. Der Kapellmei&#x017F;ter <hi rendition="#g">Sarti</hi> in Pe-<lb/>
ter&#x017F;burg hat der dortigen Academie der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften 1796 einige Ver&#x017F;uche vorgezeigt, woraus<lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0068] 29. Bisher war von den Verhaͤltniſſen der Toͤne unter ſich die Rede, was aber deren abſolute Zahlen der Schwingungen betrift, ſo werden ſie ſich zwar nicht mit Genauigkeit allgemein angeben laſſen, weil man an einem Orte die Toͤne hoͤher oder tiefer als an andern, zu ſtimmen pflegt; jedoch wird man ungefaͤhr folgende Zahlen als mittlere annehmen koͤnnen: das 32 fuͤßige C, welches der tiefſte Ton iſt, von dem man Gebrauch zu machen pflegt, macht in einer Secunde ungefaͤhr 32 Schwingungen, das 16 fuͤßige oder Contra C ungefaͤhr 64 Schwingungen, das 8 fuͤßige oder große C, welches das tiefſte c auf dem Klaviere iſt, 128 Schwingungen, das 4 fuͤßige oder ungeſtrichene c 256, das 2 fuͤßige oder eingeſtrichene c̅ 512, das 1 fuͤßige oder 2 geſtrichene c̅̅ 1024, das ½ fuͤßige oder 3 geſtrichene c.̅̅̅ welches das hoͤchſte auf dem Klaviere iſt, 2048, das ¼ fuͤßige oder 4 geſtrichene c̅̅̅̅ 4096, das ⅛ fuͤßige oder 5 geſtrichene c̅̅̅̅̅ 8192, das [FORMEL] fuͤßige oder 6 geſtrichene c̅̅̅̅̅̅, welches kaum noch wird koͤnnen deutlich her- vorgebracht und unterſchieden werden, 16384 Schwingungen in einer Secunde. Die Benennung von der Zahl der Fuͤße hat ihre Beziehung auf die Laͤnge der groͤßten zu dieſen Toͤnen gehoͤrigen offenen Pfeifen in einer Orgel. Die hoͤchſten Octaven werden nur bey wenigen Regiſtern der Orgel gebraucht. Den Toͤnen in jeder Octave giebt man ihre Be- nennung von dem tiefern c in derſelben, ſo wird z. B. die Octave zwiſchen dem 8 fuͤßigen und 4 fuͤßigen c die 8 fuͤßige Octave oder auch die große Octave, die zwiſchen dem 4 fuͤßi- gen und 2 fuͤßigen c die 4 fuͤßige oder ungeſtrichene Octave u. ſ. w. genennt, und jeder Ton in derſelben Octave erhaͤlt eine aͤhnliche Benennung. Anm. L. Euler giebt in tentam. nov. theor. Music. cap. I. fuͤr das 8 fuͤßige C 118 Schwingun- gen an, und in einem Aufſatze de motu aëris in tubis §. 62. in Nov. Comment. Acad. Petrop. tom. XVI 125 Schwingungen, mit welcher letztern Angabe eine an Saiten angeſtellte Beobachtung von Marpurg uͤbereinſtimmt, die er in der Vorrede zu ſeinem Verſuche uͤber die Temperatur erwaͤhnt. Die Urſache von dieſer Verſchiedenheit der Angaben liege darinnen, weil man chemals die Jnſtrumente nicht ſo hoch zu ſtimmen pflegte, als jetzt. Der Kapellmeiſter Sarti in Pe- terſburg hat der dortigen Academie der Wiſſenſchaften 1796 einige Verſuche vorgezeigt, woraus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/68
Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/68>, abgerufen am 21.11.2024.