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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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übung außer den in einer einzigen diatonischen Tonleiter enthaltenen Tönen noch andere zu
Hülfe genommen werden müssen.

So wie hier a, die zufälligen Erhöhungen ausgenommen, in seiner weichen Tonleiter
eben die Töne hat, wie c in seiner harten Tonleiter, so ist es auch bey allen übrigen Tönen;
wenn man nähmlich einem jeden andern Tone seine weiche Tonleiter giebt, so enthält sie eben
dieselben Töne, wie die harte Tonleiter der kleinen Terz desselben. Es enthält also

die weiche Tonleiter von e dieselben Töne, wie die harte Tonleiter von g
-   h    - - d
-   fis    - - a
-   cis    - - e
-   gis    - - h
-   d    - - f
-   g    - - b
-   c    - - es
-   f    - - as
-   b    - - des
-   es    - - ges.
23.

Den ganzen Jnbegriff von Tönen, deren man sich bedienen kann, ohne das Gefühl
einer Beziehung auf einen gewissen Grundton zu verlieren, nennt man eine Tonart, und
zwar, wenn der Grundton die große Terz hat, und die Tonleiter so beschaffen ist, wie §. 21.
gezeigt worden, eine harte Tonart oder Dur-Tonart (modus major); wenn er aber
die kleine Terz, und also eine von den §. 22. angegebenen Tonleitern hat, eine weiche Ton-
art,
oder Moll-Tonart (modus minor). Gewöhnlich drückt man eine solche Tonart blos
dadurch aus, daß man der Benennung des Tones das Wort dur oder moll anhängt, so heißt
z. B. es dur die harte Tonart von es, b moll die weiche Tonart von b u. s. w. Wenn eine
Tonart mehr oder weniger Erhöhungs- oder Erniedrigungszeichen, als die andere hat, so
sagt man, sie sind um so viel Grade von einander verschieden. Eine Moll-Tonarr oder
Dur-Tonart, die (nach §. 22.) einerley Tonleiter haben, werden parallele Tonarten
genennt.

uͤbung außer den in einer einzigen diatoniſchen Tonleiter enthaltenen Toͤnen noch andere zu
Huͤlfe genommen werden muͤſſen.

So wie hier a, die zufaͤlligen Erhoͤhungen ausgenommen, in ſeiner weichen Tonleiter
eben die Toͤne hat, wie c in ſeiner harten Tonleiter, ſo iſt es auch bey allen uͤbrigen Toͤnen;
wenn man naͤhmlich einem jeden andern Tone ſeine weiche Tonleiter giebt, ſo enthaͤlt ſie eben
dieſelben Toͤne, wie die harte Tonleiter der kleinen Terz deſſelben. Es enthaͤlt alſo

die weiche Tonleiter von e dieſelben Toͤne, wie die harte Tonleiter von g
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‒   cis    ‒ ‒ e
‒   gis    ‒ ‒ h
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‒   c    ‒ ‒ es
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‒   b    ‒ ‒ des
‒   es    ‒ ‒ ges.
23.

Den ganzen Jnbegriff von Toͤnen, deren man ſich bedienen kann, ohne das Gefuͤhl
einer Beziehung auf einen gewiſſen Grundton zu verlieren, nennt man eine Tonart, und
zwar, wenn der Grundton die große Terz hat, und die Tonleiter ſo beſchaffen iſt, wie §. 21.
gezeigt worden, eine harte Tonart oder Dur-Tonart (modus major); wenn er aber
die kleine Terz, und alſo eine von den §. 22. angegebenen Tonleitern hat, eine weiche Ton-
art,
oder Moll-Tonart (modus minor). Gewoͤhnlich druͤckt man eine ſolche Tonart blos
dadurch aus, daß man der Benennung des Tones das Wort dur oder moll anhaͤngt, ſo heißt
z. B. es dur die harte Tonart von es, b moll die weiche Tonart von b u. ſ. w. Wenn eine
Tonart mehr oder weniger Erhoͤhungs- oder Erniedrigungszeichen, als die andere hat, ſo
ſagt man, ſie ſind um ſo viel Grade von einander verſchieden. Eine Moll-Tonarr oder
Dur-Tonart, die (nach §. 22.) einerley Tonleiter haben, werden parallele Tonarten
genennt.

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[24/0058] uͤbung außer den in einer einzigen diatoniſchen Tonleiter enthaltenen Toͤnen noch andere zu Huͤlfe genommen werden muͤſſen. So wie hier a, die zufaͤlligen Erhoͤhungen ausgenommen, in ſeiner weichen Tonleiter eben die Toͤne hat, wie c in ſeiner harten Tonleiter, ſo iſt es auch bey allen uͤbrigen Toͤnen; wenn man naͤhmlich einem jeden andern Tone ſeine weiche Tonleiter giebt, ſo enthaͤlt ſie eben dieſelben Toͤne, wie die harte Tonleiter der kleinen Terz deſſelben. Es enthaͤlt alſo die weiche Tonleiter von e dieſelben Toͤne, wie die harte Tonleiter von g ‒ h ‒ ‒ d ‒ fis ‒ ‒ a ‒ cis ‒ ‒ e ‒ gis ‒ ‒ h ‒ d ‒ ‒ f ‒ g ‒ ‒ b ‒ c ‒ ‒ es ‒ f ‒ ‒ as ‒ b ‒ ‒ des ‒ es ‒ ‒ ges. 23. Den ganzen Jnbegriff von Toͤnen, deren man ſich bedienen kann, ohne das Gefuͤhl einer Beziehung auf einen gewiſſen Grundton zu verlieren, nennt man eine Tonart, und zwar, wenn der Grundton die große Terz hat, und die Tonleiter ſo beſchaffen iſt, wie §. 21. gezeigt worden, eine harte Tonart oder Dur-Tonart (modus major); wenn er aber die kleine Terz, und alſo eine von den §. 22. angegebenen Tonleitern hat, eine weiche Ton- art, oder Moll-Tonart (modus minor). Gewoͤhnlich druͤckt man eine ſolche Tonart blos dadurch aus, daß man der Benennung des Tones das Wort dur oder moll anhaͤngt, ſo heißt z. B. es dur die harte Tonart von es, b moll die weiche Tonart von b u. ſ. w. Wenn eine Tonart mehr oder weniger Erhoͤhungs- oder Erniedrigungszeichen, als die andere hat, ſo ſagt man, ſie ſind um ſo viel Grade von einander verſchieden. Eine Moll-Tonarr oder Dur-Tonart, die (nach §. 22.) einerley Tonleiter haben, werden parallele Tonarten genennt.

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/58>, abgerufen am 21.11.2024.