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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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Actis in den Mem. de l'Acad. de Turin 1788--1789. Nachricht giebt. Eins der bekann-
testen Beyspiele ist das sogenannte Ohr des Dionystus (grotta della favella) in den Stein-
brüchen zu Syracus, welches der vielleicht fabelhaften Sage nach von Dionysius sell dazu
eingerichtet worden seyn, um alle Reden der unten befindlichen Gefangenen in einem Zimmer
über demselben zu hören; diese Grotte würde also, wenn die Sage wahr ist, als das größte
Hörrohr anzusehen seyn; sie soll nach Kircher in seiner Phonurgia parabolisch gewölbt, und
der Ort des Hörens in Brennpuncte der Parabel gewesen seyn.

Wollte man einen Schall absichtlich so einrichten, daß jeder aus einem Puncte aus-
gehende Laut in einem andern Puncte äußerst verstärkt gehört würde, so wäre eine elliptische
Gestalt der Seitenwände und der Decke unstreitig am vortheilhaftesten, weil eine Ellipse die
Eigenschaft hat, die aus einem Brennpuncte nach allen Richtungen ausgehenden Stralen in
dem andern Brennpuncte zu vereinigen, es müßte also der Schall in dem einen Brennpuncte
erregt werden, und der Hörende müßte sich in dem andern befinden.

Weitere Bemerkungen über die für den Schall vortheilhaftesten Einrichtungen eines
Sales verspare ich bis gegen das Ende dieses Abschnittes.

211.

Wenn sich die Beschaffenheit des Schalles so verändert, daß man denselben Schall
zwey oder mehreremahl nach einander hört, so nennt man dieses ein Echo. Es geschieht
hierbey nach einer geschehenen Verdichtung der Luft der Rückgang weiter, als bis zu der natür-
lichen Dichtigkeit, man hört also eine solche nach der entgegengesetzten Richtung geschehende
Wiederverdichtung der Luft als einen neuen Schall, der dem vorigen ähnlich ist. Wenn
solche Wiederholungen so schnell auf einander erfolgen, daß die Zeiträume, in welchen dieses
geschieht, sich nicht durch das Gehör unterscheiden lassen, und also diese Wiederholungen als
ein fortdauernder Schall empfunden werden, so nenut man es eine Resonanz, oder einen
Nachhall. Man nimmt gewöhnlich an, daß man höchstens ungefähr 8 bis 9 verschiedene
Laute in einer Secunde unterscheiden könne, es müßte also, wenn eine Wiederholung des
Schalles nicht als eine Resonanz, sondern als Echo soll empfunden werden, die Wiederholung
wenigstens Secunde später erfolgen. Die meisten Physiker erklären, wie schon §. 208.
erwähnt worden ist, alle Rückwürkungen eines Schalles aus Zurückbrechung der Schallstralen
nach katoptrischen Gesetzen; es hat aber la Grange in seinen Recherches sur la nature et

Actis in den Mém. de l’Acad. de Turin 1788—1789. Nachricht giebt. Eins der bekann-
teſten Beyſpiele iſt das ſogenannte Ohr des Dionyſtus (grotta della favella) in den Stein-
bruͤchen zu Syracus, welches der vielleicht fabelhaften Sage nach von Dionyſius ſell dazu
eingerichtet worden ſeyn, um alle Reden der unten befindlichen Gefangenen in einem Zimmer
uͤber demſelben zu hoͤren; dieſe Grotte wuͤrde alſo, wenn die Sage wahr iſt, als das groͤßte
Hoͤrrohr anzuſehen ſeyn; ſie ſoll nach Kircher in ſeiner Phonurgia paraboliſch gewoͤlbt, und
der Ort des Hoͤrens in Brennpuncte der Parabel geweſen ſeyn.

Wollte man einen Schall abſichtlich ſo einrichten, daß jeder aus einem Puncte aus-
gehende Laut in einem andern Puncte aͤußerſt verſtaͤrkt gehoͤrt wuͤrde, ſo waͤre eine elliptiſche
Geſtalt der Seitenwaͤnde und der Decke unſtreitig am vortheilhafteſten, weil eine Ellipſe die
Eigenſchaft hat, die aus einem Brennpuncte nach allen Richtungen ausgehenden Stralen in
dem andern Brennpuncte zu vereinigen, es muͤßte alſo der Schall in dem einen Brennpuncte
erregt werden, und der Hoͤrende muͤßte ſich in dem andern befinden.

Weitere Bemerkungen uͤber die fuͤr den Schall vortheilhafteſten Einrichtungen eines
Sales verſpare ich bis gegen das Ende dieſes Abſchnittes.

211.

Wenn ſich die Beſchaffenheit des Schalles ſo veraͤndert, daß man denſelben Schall
zwey oder mehreremahl nach einander hoͤrt, ſo nennt man dieſes ein Echo. Es geſchieht
hierbey nach einer geſchehenen Verdichtung der Luft der Ruͤckgang weiter, als bis zu der natuͤr-
lichen Dichtigkeit, man hoͤrt alſo eine ſolche nach der entgegengeſetzten Richtung geſchehende
Wiederverdichtung der Luft als einen neuen Schall, der dem vorigen aͤhnlich iſt. Wenn
ſolche Wiederholungen ſo ſchnell auf einander erfolgen, daß die Zeitraͤume, in welchen dieſes
geſchieht, ſich nicht durch das Gehoͤr unterſcheiden laſſen, und alſo dieſe Wiederholungen als
ein fortdauernder Schall empfunden werden, ſo nenut man es eine Reſonanz, oder einen
Nachhall. Man nimmt gewoͤhnlich an, daß man hoͤchſtens ungefaͤhr 8 bis 9 verſchiedene
Laute in einer Secunde unterſcheiden koͤnne, es muͤßte alſo, wenn eine Wiederholung des
Schalles nicht als eine Reſonanz, ſondern als Echo ſoll empfunden werden, die Wiederholung
wenigſtens ⅑ Secunde ſpaͤter erfolgen. Die meiſten Phyſiker erklaͤren, wie ſchon §. 208.
erwaͤhnt worden iſt, alle Ruͤckwuͤrkungen eines Schalles aus Zuruͤckbrechung der Schallſtralen
nach katoptriſchen Geſetzen; es hat aber la Grange in ſeinen Recherches sur la nature et

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[242/0276] Actis in den Mém. de l’Acad. de Turin 1788—1789. Nachricht giebt. Eins der bekann- teſten Beyſpiele iſt das ſogenannte Ohr des Dionyſtus (grotta della favella) in den Stein- bruͤchen zu Syracus, welches der vielleicht fabelhaften Sage nach von Dionyſius ſell dazu eingerichtet worden ſeyn, um alle Reden der unten befindlichen Gefangenen in einem Zimmer uͤber demſelben zu hoͤren; dieſe Grotte wuͤrde alſo, wenn die Sage wahr iſt, als das groͤßte Hoͤrrohr anzuſehen ſeyn; ſie ſoll nach Kircher in ſeiner Phonurgia paraboliſch gewoͤlbt, und der Ort des Hoͤrens in Brennpuncte der Parabel geweſen ſeyn. Wollte man einen Schall abſichtlich ſo einrichten, daß jeder aus einem Puncte aus- gehende Laut in einem andern Puncte aͤußerſt verſtaͤrkt gehoͤrt wuͤrde, ſo waͤre eine elliptiſche Geſtalt der Seitenwaͤnde und der Decke unſtreitig am vortheilhafteſten, weil eine Ellipſe die Eigenſchaft hat, die aus einem Brennpuncte nach allen Richtungen ausgehenden Stralen in dem andern Brennpuncte zu vereinigen, es muͤßte alſo der Schall in dem einen Brennpuncte erregt werden, und der Hoͤrende muͤßte ſich in dem andern befinden. Weitere Bemerkungen uͤber die fuͤr den Schall vortheilhafteſten Einrichtungen eines Sales verſpare ich bis gegen das Ende dieſes Abſchnittes. 211. Wenn ſich die Beſchaffenheit des Schalles ſo veraͤndert, daß man denſelben Schall zwey oder mehreremahl nach einander hoͤrt, ſo nennt man dieſes ein Echo. Es geſchieht hierbey nach einer geſchehenen Verdichtung der Luft der Ruͤckgang weiter, als bis zu der natuͤr- lichen Dichtigkeit, man hoͤrt alſo eine ſolche nach der entgegengeſetzten Richtung geſchehende Wiederverdichtung der Luft als einen neuen Schall, der dem vorigen aͤhnlich iſt. Wenn ſolche Wiederholungen ſo ſchnell auf einander erfolgen, daß die Zeitraͤume, in welchen dieſes geſchieht, ſich nicht durch das Gehoͤr unterſcheiden laſſen, und alſo dieſe Wiederholungen als ein fortdauernder Schall empfunden werden, ſo nenut man es eine Reſonanz, oder einen Nachhall. Man nimmt gewoͤhnlich an, daß man hoͤchſtens ungefaͤhr 8 bis 9 verſchiedene Laute in einer Secunde unterſcheiden koͤnne, es muͤßte alſo, wenn eine Wiederholung des Schalles nicht als eine Reſonanz, ſondern als Echo ſoll empfunden werden, die Wiederholung wenigſtens ⅑ Secunde ſpaͤter erfolgen. Die meiſten Phyſiker erklaͤren, wie ſchon §. 208. erwaͤhnt worden iſt, alle Ruͤckwuͤrkungen eines Schalles aus Zuruͤckbrechung der Schallſtralen nach katoptriſchen Geſetzen; es hat aber la Grange in ſeinen Recherches sur la nature et

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/276>, abgerufen am 24.11.2024.