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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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Kraft in Bewegung setzt, ein hoher Ton wegen der größern Zahl der in einerley Zeit
geschehenden Schwingungen mehrere Würkung auf das Gehör äußern, als ein tiefer.
Wenn nun beyde gleiche Würkung thun sollen, so müssen die Kräfte, welche jede ein-
zelne Schwingung äußert, sich umgekehrt wie die Zahlen der Schwingungen verhalten.
Die besten Bemerkungen sowohl hierüber, als auch über das, was bey Saiten- und
Blasinstrumenten zu Bewürkung einer gleichförmigen Stärke erforderlich ist, finden
sich in dem Werke des Grafen Giordano Riccati delle corde ovvero fibre elastiche,
Schediasm. VI.
IV) Von der kleinern oder größern Entfernung; der gewöhnlichen Theorie nach vermin-
dert sich die Stärke des Schalles, (so wie die Stärke einer jeden aus einem gemein-
schaftlichen Mittelpuncte nach allen Richtungen ausgehenden Bewegung) wie die Qua-
drate der Entsernung von dem Orte, wo die Bewegung hervorgebracht wird. Andere
behaupten, die Verminderung geschehe in dem Verhältnisse der Entfernungen selbst,
welches erst noch durch anzustellende Versuche auszumachen wäre.
V) Von der Dichtigkeit der Luft; man nimmt gewöhnlich an, daß die Stärke des
Schalles in deren geradem Verhältnisse zu- und abnimmt. Einen im luftleeren Raume
hervorgebrachten Schall würde man nicht hören, wenn man verhindern könnte, daß die
zitternde Bewegung nicht etwa durch die Unterlage, worauf der schallende Körper ruht,
oder wenn er etwa an einem Faden aufgehängt ist, dadurch, daß dieser den Wänden die
Schwingungen mittheilt, könnte weiter verbreitet werden. So fand auch Zanetti,
daß in einem offenen Gefäße, worin die Luft erwärmt, und also deren Dichtigkeit
ohne die Elasticität zu ändern, vermindert ward, der Schall viel schwächer war.
(Hawksbee exper. T. II. p. 323.) Ein Beyspiel von einer Verstärkung des Schalles
durch Verdichtung der Luft findet sich in Gilberts Annalen der Physik, im ersten Stücke
des 9ten Bandes S. 50., wo Roebuck, da er sich in dem Windgewölbe der Deovner
hohen Oefen eine Zeitlang aufhielt, bemerkt hat, daß in der durch die Blasebälge sehr
zusammengedrückten Luft bey dem Sprechen, oder auch, wenn an etwas geschlagen
ward, der Schall beträchtlich stärker war, als gewöhnlich.
VI) Von der Richtung, nach welcher der schallende Körper die angränzende Luft stößt.
So hört man z. B. den Klang einer senkrecht gehaltenen gläsernen oder merallenen
Scheibe, die mit dem Violinbogen gestrichen wird, stärker, wenn man sich in einer
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Kraft in Bewegung ſetzt, ein hoher Ton wegen der groͤßern Zahl der in einerley Zeit
geſchehenden Schwingungen mehrere Wuͤrkung auf das Gehoͤr aͤußern, als ein tiefer.
Wenn nun beyde gleiche Wuͤrkung thun ſollen, ſo muͤſſen die Kraͤfte, welche jede ein-
zelne Schwingung aͤußert, ſich umgekehrt wie die Zahlen der Schwingungen verhalten.
Die beſten Bemerkungen ſowohl hieruͤber, als auch uͤber das, was bey Saiten- und
Blasinſtrumenten zu Bewuͤrkung einer gleichfoͤrmigen Staͤrke erforderlich iſt, finden
ſich in dem Werke des Grafen Giordano Riccati delle corde ovvero fibre elastiche,
Schediasm. VI.
IV) Von der kleinern oder groͤßern Entfernung; der gewoͤhnlichen Theorie nach vermin-
dert ſich die Staͤrke des Schalles, (ſo wie die Staͤrke einer jeden aus einem gemein-
ſchaftlichen Mittelpuncte nach allen Richtungen ausgehenden Bewegung) wie die Qua-
drate der Entſernung von dem Orte, wo die Bewegung hervorgebracht wird. Andere
behaupten, die Verminderung geſchehe in dem Verhaͤltniſſe der Entfernungen ſelbſt,
welches erſt noch durch anzuſtellende Verſuche auszumachen waͤre.
V) Von der Dichtigkeit der Luft; man nimmt gewoͤhnlich an, daß die Staͤrke des
Schalles in deren geradem Verhaͤltniſſe zu- und abnimmt. Einen im luftleeren Raume
hervorgebrachten Schall wuͤrde man nicht hoͤren, wenn man verhindern koͤnnte, daß die
zitternde Bewegung nicht etwa durch die Unterlage, worauf der ſchallende Koͤrper ruht,
oder wenn er etwa an einem Faden aufgehaͤngt iſt, dadurch, daß dieſer den Waͤnden die
Schwingungen mittheilt, koͤnnte weiter verbreitet werden. So fand auch Zanetti,
daß in einem offenen Gefaͤße, worin die Luft erwaͤrmt, und alſo deren Dichtigkeit
ohne die Elaſticitaͤt zu aͤndern, vermindert ward, der Schall viel ſchwaͤcher war.
(Hawksbee exper. T. II. p. 323.) Ein Beyſpiel von einer Verſtaͤrkung des Schalles
durch Verdichtung der Luft findet ſich in Gilberts Annalen der Phyſik, im erſten Stuͤcke
des 9ten Bandes S. 50., wo Roebuck, da er ſich in dem Windgewoͤlbe der Deovner
hohen Oefen eine Zeitlang aufhielt, bemerkt hat, daß in der durch die Blaſebaͤlge ſehr
zuſammengedruͤckten Luft bey dem Sprechen, oder auch, wenn an etwas geſchlagen
ward, der Schall betraͤchtlich ſtaͤrker war, als gewoͤhnlich.
VI) Von der Richtung, nach welcher der ſchallende Koͤrper die angraͤnzende Luft ſtoͤßt.
So hoͤrt man z. B. den Klang einer ſenkrecht gehaltenen glaͤſernen oder merallenen
Scheibe, die mit dem Violinbogen geſtrichen wird, ſtaͤrker, wenn man ſich in einer
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[233/0267] Kraft in Bewegung ſetzt, ein hoher Ton wegen der groͤßern Zahl der in einerley Zeit geſchehenden Schwingungen mehrere Wuͤrkung auf das Gehoͤr aͤußern, als ein tiefer. Wenn nun beyde gleiche Wuͤrkung thun ſollen, ſo muͤſſen die Kraͤfte, welche jede ein- zelne Schwingung aͤußert, ſich umgekehrt wie die Zahlen der Schwingungen verhalten. Die beſten Bemerkungen ſowohl hieruͤber, als auch uͤber das, was bey Saiten- und Blasinſtrumenten zu Bewuͤrkung einer gleichfoͤrmigen Staͤrke erforderlich iſt, finden ſich in dem Werke des Grafen Giordano Riccati delle corde ovvero fibre elastiche, Schediasm. VI. IV) Von der kleinern oder groͤßern Entfernung; der gewoͤhnlichen Theorie nach vermin- dert ſich die Staͤrke des Schalles, (ſo wie die Staͤrke einer jeden aus einem gemein- ſchaftlichen Mittelpuncte nach allen Richtungen ausgehenden Bewegung) wie die Qua- drate der Entſernung von dem Orte, wo die Bewegung hervorgebracht wird. Andere behaupten, die Verminderung geſchehe in dem Verhaͤltniſſe der Entfernungen ſelbſt, welches erſt noch durch anzuſtellende Verſuche auszumachen waͤre. V) Von der Dichtigkeit der Luft; man nimmt gewoͤhnlich an, daß die Staͤrke des Schalles in deren geradem Verhaͤltniſſe zu- und abnimmt. Einen im luftleeren Raume hervorgebrachten Schall wuͤrde man nicht hoͤren, wenn man verhindern koͤnnte, daß die zitternde Bewegung nicht etwa durch die Unterlage, worauf der ſchallende Koͤrper ruht, oder wenn er etwa an einem Faden aufgehaͤngt iſt, dadurch, daß dieſer den Waͤnden die Schwingungen mittheilt, koͤnnte weiter verbreitet werden. So fand auch Zanetti, daß in einem offenen Gefaͤße, worin die Luft erwaͤrmt, und alſo deren Dichtigkeit ohne die Elaſticitaͤt zu aͤndern, vermindert ward, der Schall viel ſchwaͤcher war. (Hawksbee exper. T. II. p. 323.) Ein Beyſpiel von einer Verſtaͤrkung des Schalles durch Verdichtung der Luft findet ſich in Gilberts Annalen der Phyſik, im erſten Stuͤcke des 9ten Bandes S. 50., wo Roebuck, da er ſich in dem Windgewoͤlbe der Deovner hohen Oefen eine Zeitlang aufhielt, bemerkt hat, daß in der durch die Blaſebaͤlge ſehr zuſammengedruͤckten Luft bey dem Sprechen, oder auch, wenn an etwas geſchlagen ward, der Schall betraͤchtlich ſtaͤrker war, als gewoͤhnlich. VI) Von der Richtung, nach welcher der ſchallende Koͤrper die angraͤnzende Luft ſtoͤßt. So hoͤrt man z. B. den Klang einer ſenkrecht gehaltenen glaͤſernen oder merallenen Scheibe, die mit dem Violinbogen geſtrichen wird, ſtaͤrker, wenn man ſich in einer G g

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/267>, abgerufen am 24.11.2024.