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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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mit Wasser angefüllt ist, so zeigt sich die Erschütterung des Wassers durch die 4 schwingenden
Quadranten auf der Oberfläche desselben wie Fig. 252.

169.

Eine Harmonika-Glecke, die sich um ihre Axe dreht, und durch Anhalten eines
nassen Fingers oder einer andern hierzu tauglichen Materie in eine schwingende Bewegung
gesetzt wird, oder auch ein anderes rundes gläfernes Gefäß, das auf diese Art nicht weit vom
Rande in der Richtung seines Umkreises gerieben wird, theilt sich ebenfalls in vier schwingende
Theile ein, welche aber jeden Augenblick ihre Stelle verändern, und sich um den ganzen
Umfang der Glocke fortschieben. Die Schwingungsart und der Ton sind also ebendieselben,
als wenn die Glocke geschlagen, oder so, wie ich es jetzt erwähnt habe, mit dem Violinbogen
gestrichen würde, aber in Ansehung der Stelle, wo die Bewegung hervorgebracht wird, zeigt
sich ein Unterschied. Bey der vorher erwähnten Art, den Klang hervor zu bringen, ist da,
wo das Streichen mit dem Violinbogen oder das Anschlagen geschieht, ungefähr die Mitte
eines schwingenden Theils, und die festen Linien sind ungefähr 45 Grad davon entfernt; aber
bey dieser Art der Reibung in der Richtung der Peripherie ist da, wo der Finger oder über-
haupt die reibende Materie angehalten wird, eine feste Linie; es wird nähmlich das Stück der
Glocke Fig. 253, wo die Reibung nach der Richtung m n geschieht, dadurch genöthigt,
abwechselnd die Lagen f g und p q anzunehmen. Wenn eine Harmonica-Glocke ihren Klang
gehörig geben soll, und man wollte sie an mehr als einer Stelle zugleich berühren, so dürfte
diese Berührung nur an Stellen, die einander gegenüber, oder die um 90 Grad von einander
entfernt sind, geschehen, indem sonst entweder gar kein Klang, oder nach Beschaffenheit der
Umstände ein anderer Klang erfolgen würde.

Anm. Nur solche Glecken oder runde Gefäße, die aus Glas, oder einer glasähnlichen Materie,
z. B. Porcellan, bestehen; oder die wenigstens eine glasartige Oberfläche haben, können durch
Reibung mit nassen Fingern in schwingende Bewegung gesetzt werden. An metallenen Glocken
oder Gefäßen, wenn sie auch noch so glatt sind, ist doch die Oberfläche nicht so beschaffen, daß ein
nasser Finger auf diese Art gehörig haften könnte. Wollte man eine metallene Glocke auf diese
Art zu schwingen nöthigen, so müßte die äußere Oberfläche nahe am Rande so glatt als möglich
seyn, und nicht benetzt, sondern sowohl wie die reibende Materie mit Geigenharz oder andern
Harzstaube bestrichen werden; bey solchem Verfahren würde aber der Klang weit rauher ausfallen,
als bey dem Reiben einer gläsernen Glocke mit nassen Fingern.

mit Waſſer angefuͤllt iſt, ſo zeigt ſich die Erſchuͤtterung des Waſſers durch die 4 ſchwingenden
Quadranten auf der Oberflaͤche deſſelben wie Fig. 252.

169.

Eine Harmonika-Glecke, die ſich um ihre Axe dreht, und durch Anhalten eines
naſſen Fingers oder einer andern hierzu tauglichen Materie in eine ſchwingende Bewegung
geſetzt wird, oder auch ein anderes rundes glaͤfernes Gefaͤß, das auf dieſe Art nicht weit vom
Rande in der Richtung ſeines Umkreiſes gerieben wird, theilt ſich ebenfalls in vier ſchwingende
Theile ein, welche aber jeden Augenblick ihre Stelle veraͤndern, und ſich um den ganzen
Umfang der Glocke fortſchieben. Die Schwingungsart und der Ton ſind alſo ebendieſelben,
als wenn die Glocke geſchlagen, oder ſo, wie ich es jetzt erwaͤhnt habe, mit dem Violinbogen
geſtrichen wuͤrde, aber in Anſehung der Stelle, wo die Bewegung hervorgebracht wird, zeigt
ſich ein Unterſchied. Bey der vorher erwaͤhnten Art, den Klang hervor zu bringen, iſt da,
wo das Streichen mit dem Violinbogen oder das Anſchlagen geſchieht, ungefaͤhr die Mitte
eines ſchwingenden Theils, und die feſten Linien ſind ungefaͤhr 45 Grad davon entfernt; aber
bey dieſer Art der Reibung in der Richtung der Peripherie iſt da, wo der Finger oder uͤber-
haupt die reibende Materie angehalten wird, eine feſte Linie; es wird naͤhmlich das Stuͤck der
Glocke Fig. 253, wo die Reibung nach der Richtung m n geſchieht, dadurch genoͤthigt,
abwechſelnd die Lagen f g und p q anzunehmen. Wenn eine Harmonica-Glocke ihren Klang
gehoͤrig geben ſoll, und man wollte ſie an mehr als einer Stelle zugleich beruͤhren, ſo duͤrfte
dieſe Beruͤhrung nur an Stellen, die einander gegenuͤber, oder die um 90 Grad von einander
entfernt ſind, geſchehen, indem ſonſt entweder gar kein Klang, oder nach Beſchaffenheit der
Umſtaͤnde ein anderer Klang erfolgen wuͤrde.

Anm. Nur ſolche Glecken oder runde Gefaͤße, die aus Glas, oder einer glasaͤhnlichen Materie,
z. B. Porcellan, beſtehen; oder die wenigſtens eine glasartige Oberflaͤche haben, koͤnnen durch
Reibung mit naſſen Fingern in ſchwingende Bewegung geſetzt werden. An metallenen Glocken
oder Gefaͤßen, wenn ſie auch noch ſo glatt ſind, iſt doch die Oberflaͤche nicht ſo beſchaffen, daß ein
naſſer Finger auf dieſe Art gehoͤrig haften koͤnnte. Wollte man eine metallene Glocke auf dieſe
Art zu ſchwingen noͤthigen, ſo muͤßte die aͤußere Oberflaͤche nahe am Rande ſo glatt als moͤglich
ſeyn, und nicht benetzt, ſondern ſowohl wie die reibende Materie mit Geigenharz oder andern
Harzſtaube beſtrichen werden; bey ſolchem Verfahren wuͤrde aber der Klang weit rauher ausfallen,
als bey dem Reiben einer glaͤſernen Glocke mit naſſen Fingern.
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[194/0228] mit Waſſer angefuͤllt iſt, ſo zeigt ſich die Erſchuͤtterung des Waſſers durch die 4 ſchwingenden Quadranten auf der Oberflaͤche deſſelben wie Fig. 252. 169. Eine Harmonika-Glecke, die ſich um ihre Axe dreht, und durch Anhalten eines naſſen Fingers oder einer andern hierzu tauglichen Materie in eine ſchwingende Bewegung geſetzt wird, oder auch ein anderes rundes glaͤfernes Gefaͤß, das auf dieſe Art nicht weit vom Rande in der Richtung ſeines Umkreiſes gerieben wird, theilt ſich ebenfalls in vier ſchwingende Theile ein, welche aber jeden Augenblick ihre Stelle veraͤndern, und ſich um den ganzen Umfang der Glocke fortſchieben. Die Schwingungsart und der Ton ſind alſo ebendieſelben, als wenn die Glocke geſchlagen, oder ſo, wie ich es jetzt erwaͤhnt habe, mit dem Violinbogen geſtrichen wuͤrde, aber in Anſehung der Stelle, wo die Bewegung hervorgebracht wird, zeigt ſich ein Unterſchied. Bey der vorher erwaͤhnten Art, den Klang hervor zu bringen, iſt da, wo das Streichen mit dem Violinbogen oder das Anſchlagen geſchieht, ungefaͤhr die Mitte eines ſchwingenden Theils, und die feſten Linien ſind ungefaͤhr 45 Grad davon entfernt; aber bey dieſer Art der Reibung in der Richtung der Peripherie iſt da, wo der Finger oder uͤber- haupt die reibende Materie angehalten wird, eine feſte Linie; es wird naͤhmlich das Stuͤck der Glocke Fig. 253, wo die Reibung nach der Richtung m n geſchieht, dadurch genoͤthigt, abwechſelnd die Lagen f g und p q anzunehmen. Wenn eine Harmonica-Glocke ihren Klang gehoͤrig geben ſoll, und man wollte ſie an mehr als einer Stelle zugleich beruͤhren, ſo duͤrfte dieſe Beruͤhrung nur an Stellen, die einander gegenuͤber, oder die um 90 Grad von einander entfernt ſind, geſchehen, indem ſonſt entweder gar kein Klang, oder nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde ein anderer Klang erfolgen wuͤrde. Anm. Nur ſolche Glecken oder runde Gefaͤße, die aus Glas, oder einer glasaͤhnlichen Materie, z. B. Porcellan, beſtehen; oder die wenigſtens eine glasartige Oberflaͤche haben, koͤnnen durch Reibung mit naſſen Fingern in ſchwingende Bewegung geſetzt werden. An metallenen Glocken oder Gefaͤßen, wenn ſie auch noch ſo glatt ſind, iſt doch die Oberflaͤche nicht ſo beſchaffen, daß ein naſſer Finger auf dieſe Art gehoͤrig haften koͤnnte. Wollte man eine metallene Glocke auf dieſe Art zu ſchwingen noͤthigen, ſo muͤßte die aͤußere Oberflaͤche nahe am Rande ſo glatt als moͤglich ſeyn, und nicht benetzt, ſondern ſowohl wie die reibende Materie mit Geigenharz oder andern Harzſtaube beſtrichen werden; bey ſolchem Verfahren wuͤrde aber der Klang weit rauher ausfallen, als bey dem Reiben einer glaͤſernen Glocke mit naſſen Fingern.

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/228>, abgerufen am 30.11.2024.