dessen, vielleicht bin ich ein andermal glücklicher. Auf baldiges Wiedersehen! -- A propos, erlau¬ ben Sie mir noch, Ihnen zu zeigen, daß ich die Sachen, die ich kaufe, keinesweges verschimmeln lasse, sondern in Ehren halte, und daß sie bei mir gut aufgehoben sind." --
Er zog sogleich meinen Schatten aus seiner Tasche, und ihn mit einem geschickten Wurf auf der Haide entfaltend, breitete er ihn auf der Son¬ nenseite zu seinen Füßen aus, so daß er zwischen den beiden ihm aufwartenden Schatten, dem mei¬ nen und dem seinen, daher ging, denn meiner mußte ihm gleichfalls gehorchen und nach allen sei¬ nen Bewegungen sich richten und bequemen.
Als ich nach so langer Zeit einmal meinen armen Schatten wieder sah', und ihn zu solchem schnöden Dienst herabgewürdigt fand, eben als ich um seinetwillen in so namenloser Noth war, da brach mir das Herz, und ich fing bitterlich zu weinen an. Der Verhaßte stolzirte mit dem mir abgejagten Raub, und erneuerte unverschämt sei¬ nen Antrag:
E2
deſſen, vielleicht bin ich ein andermal gluͤcklicher. Auf baldiges Wiederſehen! — A propos, erlau¬ ben Sie mir noch, Ihnen zu zeigen, daß ich die Sachen, die ich kaufe, keinesweges verſchimmeln laſſe, ſondern in Ehren halte, und daß ſie bei mir gut aufgehoben ſind.„ —
Er zog ſogleich meinen Schatten aus ſeiner Taſche, und ihn mit einem geſchickten Wurf auf der Haide entfaltend, breitete er ihn auf der Son¬ nenſeite zu ſeinen Fuͤßen aus, ſo daß er zwiſchen den beiden ihm aufwartenden Schatten, dem mei¬ nen und dem ſeinen, daher ging, denn meiner mußte ihm gleichfalls gehorchen und nach allen ſei¬ nen Bewegungen ſich richten und bequemen.
Als ich nach ſo langer Zeit einmal meinen armen Schatten wieder ſah’, und ihn zu ſolchem ſchnoͤden Dienſt herabgewuͤrdigt fand, eben als ich um ſeinetwillen in ſo namenloſer Noth war, da brach mir das Herz, und ich fing bitterlich zu weinen an. Der Verhaßte ſtolzirte mit dem mir abgejagten Raub, und erneuerte unverſchaͤmt ſei¬ nen Antrag:
E2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0087"n="67"/>
deſſen, vielleicht bin ich ein andermal gluͤcklicher.<lb/>
Auf baldiges Wiederſehen! — A propos, erlau¬<lb/>
ben Sie mir noch, Ihnen zu zeigen, daß ich die<lb/>
Sachen, die ich kaufe, keinesweges verſchimmeln<lb/>
laſſe, ſondern in Ehren halte, und daß ſie bei mir<lb/>
gut aufgehoben ſind.„—</p><lb/><p>Er zog ſogleich meinen Schatten aus ſeiner<lb/>
Taſche, und ihn mit einem geſchickten Wurf auf<lb/>
der Haide entfaltend, breitete er ihn auf der Son¬<lb/>
nenſeite zu ſeinen Fuͤßen aus, ſo daß er zwiſchen<lb/>
den beiden ihm aufwartenden Schatten, dem mei¬<lb/>
nen und dem ſeinen, daher ging, denn meiner<lb/>
mußte ihm gleichfalls gehorchen und nach allen ſei¬<lb/>
nen Bewegungen ſich richten und bequemen.</p><lb/><p>Als ich nach ſo langer Zeit einmal meinen<lb/>
armen Schatten wieder ſah’, und ihn zu ſolchem<lb/>ſchnoͤden Dienſt herabgewuͤrdigt fand, eben als ich<lb/>
um ſeinetwillen in ſo namenloſer Noth war, da<lb/>
brach mir das Herz, und ich fing bitterlich zu<lb/>
weinen an. Der Verhaßte ſtolzirte mit dem mir<lb/>
abgejagten Raub, und erneuerte unverſchaͤmt ſei¬<lb/>
nen Antrag:<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E2<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[67/0087]
deſſen, vielleicht bin ich ein andermal gluͤcklicher.
Auf baldiges Wiederſehen! — A propos, erlau¬
ben Sie mir noch, Ihnen zu zeigen, daß ich die
Sachen, die ich kaufe, keinesweges verſchimmeln
laſſe, ſondern in Ehren halte, und daß ſie bei mir
gut aufgehoben ſind.„ —
Er zog ſogleich meinen Schatten aus ſeiner
Taſche, und ihn mit einem geſchickten Wurf auf
der Haide entfaltend, breitete er ihn auf der Son¬
nenſeite zu ſeinen Fuͤßen aus, ſo daß er zwiſchen
den beiden ihm aufwartenden Schatten, dem mei¬
nen und dem ſeinen, daher ging, denn meiner
mußte ihm gleichfalls gehorchen und nach allen ſei¬
nen Bewegungen ſich richten und bequemen.
Als ich nach ſo langer Zeit einmal meinen
armen Schatten wieder ſah’, und ihn zu ſolchem
ſchnoͤden Dienſt herabgewuͤrdigt fand, eben als ich
um ſeinetwillen in ſo namenloſer Noth war, da
brach mir das Herz, und ich fing bitterlich zu
weinen an. Der Verhaßte ſtolzirte mit dem mir
abgejagten Raub, und erneuerte unverſchaͤmt ſei¬
nen Antrag:
E2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten E… [mehr]
Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten Exemplars aus der SBB-PK sind sechs Kupfer von George Cruikshank aus der 2. Aufl. (1827).
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/87>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.