Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.Da ich an einem schönen Abend nach mei¬ Ich ließ sie aus meinem Arm in eine Ohn¬ Da ich an einem ſchoͤnen Abend nach mei¬ Ich ließ ſie aus meinem Arm in eine Ohn¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0054" n="34"/> <p>Da ich an einem ſchoͤnen Abend nach mei¬<lb/> ner Gewohnheit eine Geſellſchaft in einem erleuch¬<lb/> teten Garten verſammelt hatte, wandelte ich mit<lb/> der Herrin Arm in Arm, in einiger Entfernung<lb/> von den uͤbrigen Gaͤſten, und bemuͤhte mich, ihr<lb/> Redesarten vorzudrechſeln. Sie ſah ſittig vor ſich<lb/> nieder, und erwiederte leiſe den Druck meiner<lb/> Hand; da trat unverſehens hinter uns der Mond<lb/> aus den Wolken hervor — und ſie ſah nur <hi rendition="#g">ih¬<lb/> ren</hi> Schatten vor ſich hinfallen. Sie fuhr zuſam¬<lb/> men, und blickte beſtuͤrzt mich an, dann wieder<lb/> auf die Erde, mit dem Auge meinen Schatten<lb/> begehrend; und was in ihr vorging, malte ſich ſo<lb/> ſonderbar in ihren Mienen, daß ich in ein lautes<lb/> Gelaͤchter haͤtte ausbrechen moͤgen, wenn es mir<lb/> nicht ſelber eiskalt uͤber den Ruͤcken gelaufen<lb/> waͤre.</p><lb/> <p>Ich ließ ſie aus meinem Arm in eine Ohn¬<lb/> macht ſinken, ſchoß wie ein Pfeil durch die ent¬<lb/> ſetzten Gaͤſte, erreichte die Thuͤr', warf mich in<lb/> den erſten Wagen, den ich da haltend fand, und<lb/> fuhr nach der Stadt zuruͤck, wo ich diesmal zu<lb/> meinem Unheil den vorſichtigen <hi rendition="#g">Bendel</hi> gelaſſen<lb/> hatte. Er erſchrack, als er mich ſah, <hi rendition="#g">ein</hi> Wort<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [34/0054]
Da ich an einem ſchoͤnen Abend nach mei¬
ner Gewohnheit eine Geſellſchaft in einem erleuch¬
teten Garten verſammelt hatte, wandelte ich mit
der Herrin Arm in Arm, in einiger Entfernung
von den uͤbrigen Gaͤſten, und bemuͤhte mich, ihr
Redesarten vorzudrechſeln. Sie ſah ſittig vor ſich
nieder, und erwiederte leiſe den Druck meiner
Hand; da trat unverſehens hinter uns der Mond
aus den Wolken hervor — und ſie ſah nur ih¬
ren Schatten vor ſich hinfallen. Sie fuhr zuſam¬
men, und blickte beſtuͤrzt mich an, dann wieder
auf die Erde, mit dem Auge meinen Schatten
begehrend; und was in ihr vorging, malte ſich ſo
ſonderbar in ihren Mienen, daß ich in ein lautes
Gelaͤchter haͤtte ausbrechen moͤgen, wenn es mir
nicht ſelber eiskalt uͤber den Ruͤcken gelaufen
waͤre.
Ich ließ ſie aus meinem Arm in eine Ohn¬
macht ſinken, ſchoß wie ein Pfeil durch die ent¬
ſetzten Gaͤſte, erreichte die Thuͤr', warf mich in
den erſten Wagen, den ich da haltend fand, und
fuhr nach der Stadt zuruͤck, wo ich diesmal zu
meinem Unheil den vorſichtigen Bendel gelaſſen
hatte. Er erſchrack, als er mich ſah, ein Wort
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