Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.mit einer Art Wuth, die, wie eine flackernde Da träumt' es mir von Dir, es ward mir, mit einer Art Wuth, die, wie eine flackernde Da traͤumt' es mir von Dir, es ward mir, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0038" n="18"/> mit einer Art Wuth, die, wie eine flackernde<lb/> Feuersbrunſt, ſich in mir durch ſich ſelbſt mehrte,<lb/> zog ich Gold daraus, und Gold, und Gold, und<lb/> immer mehr Gold, und ſtreute es auf den Eſtrich,<lb/> und ſchritt daruͤber hin, und ließ es klirren, und<lb/> warf, mein armes Herz an dem Glanze, an dem<lb/> Klange weidend, immer des Metalles mehr zu<lb/> dem Metalle, bis ich ermuͤdet ſelbſt auf das rei¬<lb/> che Lager ſank und ſchwelgend darin wuͤhlte, mich<lb/> daruͤber waͤlzte. So verging der Tag, der Abend,<lb/> ich ſchloß meine Thuͤr' nicht auf, die Nacht fand<lb/> mich liegend auf dem Golde, und darauf uͤber¬<lb/> mannte mich der Schlaf.</p><lb/> <p>Da traͤumt' es mir von Dir, es ward mir,<lb/> als ſtuͤnde ich hinter der Glasthuͤr Deines kleinen<lb/> Zimmers, und ſaͤhe Dich von da an Deinem Ar¬<lb/> beitstiſche zwiſchen einem Skelet und einem Bun¬<lb/> de getrockneter Pflanzen ſitzen, vor Dir waren<lb/> Haller, <choice><sic>Humbold</sic><corr>Humboldt</corr></choice> und <choice><sic>Linne′</sic><corr>Linné</corr></choice> aufgeſchlagen, auf<lb/> Deinem Sopha lagen ein Band Goͤthe und der<lb/> Zauberring, ich betrachtete Dich lange, und je¬<lb/> des Ding in Deiner Stube, und dann Dich wie¬<lb/> der, Du ruͤhrteſt Dich aber nicht, Du hatteſt auch<lb/> nicht Athem, du warſt todt.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [18/0038]
mit einer Art Wuth, die, wie eine flackernde
Feuersbrunſt, ſich in mir durch ſich ſelbſt mehrte,
zog ich Gold daraus, und Gold, und Gold, und
immer mehr Gold, und ſtreute es auf den Eſtrich,
und ſchritt daruͤber hin, und ließ es klirren, und
warf, mein armes Herz an dem Glanze, an dem
Klange weidend, immer des Metalles mehr zu
dem Metalle, bis ich ermuͤdet ſelbſt auf das rei¬
che Lager ſank und ſchwelgend darin wuͤhlte, mich
daruͤber waͤlzte. So verging der Tag, der Abend,
ich ſchloß meine Thuͤr' nicht auf, die Nacht fand
mich liegend auf dem Golde, und darauf uͤber¬
mannte mich der Schlaf.
Da traͤumt' es mir von Dir, es ward mir,
als ſtuͤnde ich hinter der Glasthuͤr Deines kleinen
Zimmers, und ſaͤhe Dich von da an Deinem Ar¬
beitstiſche zwiſchen einem Skelet und einem Bun¬
de getrockneter Pflanzen ſitzen, vor Dir waren
Haller, Humboldt und Linné aufgeſchlagen, auf
Deinem Sopha lagen ein Band Goͤthe und der
Zauberring, ich betrachtete Dich lange, und je¬
des Ding in Deiner Stube, und dann Dich wie¬
der, Du ruͤhrteſt Dich aber nicht, Du hatteſt auch
nicht Athem, du warſt todt.
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