bin, denn ich eröffne Ihnen offenbar eine neue Kraft -- O dieser Säckel! -- Und hätten gleich die Motten Ihren Schatten schon aufgefressen, der würde noch ein starkes Band zwischen uns seyn. Genug, Sie haben mich an meinem Gold, befehlen Sie auch in der Ferne über Ihren Knecht, Sie wissen, daß ich mich meinen Freunden dienstfertig genug erweisen kann, und daß die Reichen besonders gut mit mir stehen; Sie ha¬ ben es selbst gesehen, -- nur Ihren Schatten, mein Herr -- das lassen Sie Sich gesagt seyn -- nie wieder, als unter einer einzigen Bedingung."
Gestalten der alten Zeit traten vor meine Seele. Ich frug ihn schnell: "Hatten Sie eine Unterschrift vom Herrn John?" -- Er lächel¬ te. -- "Mit einem so guten Freund, hab' ich es keinesweges nöthig gehabt." -- "Wo ist er? bei Gott, ich will es wissen!" Er steckte zögernd die Hand in die Tasche, und daraus bei den Haaren hervorgezogen erschien Thomas John's bleiche entstellte Gestalt, und die blauen Leichenlippen bewegten sich zu schweren Worten:
bin, denn ich eroͤffne Ihnen offenbar eine neue Kraft — O dieſer Saͤckel! — Und haͤtten gleich die Motten Ihren Schatten ſchon aufgefreſſen, der wuͤrde noch ein ſtarkes Band zwiſchen uns ſeyn. Genug, Sie haben mich an meinem Gold, befehlen Sie auch in der Ferne uͤber Ihren Knecht, Sie wiſſen, daß ich mich meinen Freunden dienſtfertig genug erweiſen kann, und daß die Reichen beſonders gut mit mir ſtehen; Sie ha¬ ben es ſelbſt geſehen, — nur Ihren Schatten, mein Herr — das laſſen Sie Sich geſagt ſeyn — nie wieder, als unter einer einzigen Bedingung.„
Geſtalten der alten Zeit traten vor meine Seele. Ich frug ihn ſchnell: “Hatten Sie eine Unterſchrift vom Herrn John?„ — Er laͤchel¬ te. — “Mit einem ſo guten Freund, hab' ich es keinesweges noͤthig gehabt.„ — “Wo iſt er? bei Gott, ich will es wiſſen!„ Er ſteckte zoͤgernd die Hand in die Taſche, und daraus bei den Haaren hervorgezogen erſchien Thomas John's bleiche entſtellte Geſtalt, und die blauen Leichenlippen bewegten ſich zu ſchweren Worten:
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0121"n="101"/>
bin, denn ich eroͤffne Ihnen offenbar eine neue<lb/>
Kraft — O dieſer Saͤckel! — Und haͤtten gleich<lb/>
die Motten Ihren Schatten ſchon aufgefreſſen,<lb/>
der wuͤrde noch ein ſtarkes Band zwiſchen uns<lb/>ſeyn. Genug, Sie haben mich an meinem Gold,<lb/>
befehlen Sie auch in der Ferne uͤber Ihren Knecht,<lb/>
Sie wiſſen, daß ich mich meinen Freunden<lb/>
dienſtfertig genug erweiſen kann, und daß die<lb/>
Reichen beſonders gut mit mir ſtehen; Sie ha¬<lb/>
ben es ſelbſt geſehen, — nur Ihren Schatten,<lb/>
mein Herr — das laſſen Sie Sich geſagt<lb/>ſeyn — nie wieder, als unter einer einzigen<lb/>
Bedingung.„</p><lb/><p>Geſtalten der alten Zeit traten vor meine<lb/>
Seele. Ich frug ihn ſchnell: “Hatten Sie eine<lb/>
Unterſchrift vom Herrn <hirendition="#g">John</hi>?„— Er laͤchel¬<lb/>
te. —“Mit einem ſo guten Freund, hab' ich<lb/>
es keinesweges noͤthig gehabt.„—“Wo iſt<lb/>
er? bei Gott, ich will es wiſſen!„ Er ſteckte<lb/>
zoͤgernd die Hand in die Taſche, und daraus bei<lb/>
den Haaren hervorgezogen erſchien <hirendition="#g">Thomas<lb/>
John's</hi> bleiche entſtellte Geſtalt, und die blauen<lb/>
Leichenlippen bewegten ſich zu ſchweren Worten:<lb/></p></div></body></text></TEI>
[101/0121]
bin, denn ich eroͤffne Ihnen offenbar eine neue
Kraft — O dieſer Saͤckel! — Und haͤtten gleich
die Motten Ihren Schatten ſchon aufgefreſſen,
der wuͤrde noch ein ſtarkes Band zwiſchen uns
ſeyn. Genug, Sie haben mich an meinem Gold,
befehlen Sie auch in der Ferne uͤber Ihren Knecht,
Sie wiſſen, daß ich mich meinen Freunden
dienſtfertig genug erweiſen kann, und daß die
Reichen beſonders gut mit mir ſtehen; Sie ha¬
ben es ſelbſt geſehen, — nur Ihren Schatten,
mein Herr — das laſſen Sie Sich geſagt
ſeyn — nie wieder, als unter einer einzigen
Bedingung.„
Geſtalten der alten Zeit traten vor meine
Seele. Ich frug ihn ſchnell: “Hatten Sie eine
Unterſchrift vom Herrn John?„ — Er laͤchel¬
te. — “Mit einem ſo guten Freund, hab' ich
es keinesweges noͤthig gehabt.„ — “Wo iſt
er? bei Gott, ich will es wiſſen!„ Er ſteckte
zoͤgernd die Hand in die Taſche, und daraus bei
den Haaren hervorgezogen erſchien Thomas
John's bleiche entſtellte Geſtalt, und die blauen
Leichenlippen bewegten ſich zu ſchweren Worten:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten E… [mehr]
Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten Exemplars aus der SBB-PK sind sechs Kupfer von George Cruikshank aus der 2. Aufl. (1827).
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/121>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.