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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.

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hineinwirft, in seinem hallenden Fall aufzuhal¬
ten. Er malte mir, wie er öfters that, mit
verschwenderischer Einbildungskraft und im schim¬
mernden Reize der glänzendsten Farben, sorgfältig
ausgeführte Bilder von dem, was ich in der Welt,
Kraft meines Säckels, ausführen würde, wenn
ich erst meinen Schatten wieder in meiner Gewalt
hätte. Die Ellenbogen auf die Knie gestützt, hielt
ich mein Gesicht in meinen Händen verborgen,
und hörte dem Falschen zu, das Herz zwiefach
getheilt zwischen der Verführung und dem stren¬
gen Willen in mir. Ich konnte bei solchem in¬
nerlichen Zwiespalt länger nicht ausdauern, und
begann den entscheidenden Kampf:

"Sie scheinen, mein Herr, zu vergessen, daß
ich Ihnen zwar erlaubt habe, unter gewissen Be¬
dingungen in meiner Begleitung zu bleiben, daß
ich mir aber meine völlige Freiheit vorbehalten
habe." -- "Wenn Sie befehlen, so pack' ich
ein." Die Drohung war ihm geläufig. Ich
schwieg; er setzte sich gleich daran, meinen
Schatten wieder zusammen zu rollen. Ich er¬
blaßte, aber ich ließ es stumm geschehen. Es er¬

hineinwirft, in ſeinem hallenden Fall aufzuhal¬
ten. Er malte mir, wie er oͤfters that, mit
verſchwenderiſcher Einbildungskraft und im ſchim¬
mernden Reize der glaͤnzendſten Farben, ſorgfaͤltig
ausgefuͤhrte Bilder von dem, was ich in der Welt,
Kraft meines Saͤckels, ausfuͤhren wuͤrde, wenn
ich erſt meinen Schatten wieder in meiner Gewalt
haͤtte. Die Ellenbogen auf die Knie geſtuͤtzt, hielt
ich mein Geſicht in meinen Haͤnden verborgen,
und hoͤrte dem Falſchen zu, das Herz zwiefach
getheilt zwiſchen der Verfuͤhrung und dem ſtren¬
gen Willen in mir. Ich konnte bei ſolchem in¬
nerlichen Zwieſpalt laͤnger nicht ausdauern, und
begann den entſcheidenden Kampf:

“Sie ſcheinen, mein Herr, zu vergeſſen, daß
ich Ihnen zwar erlaubt habe, unter gewiſſen Be¬
dingungen in meiner Begleitung zu bleiben, daß
ich mir aber meine voͤllige Freiheit vorbehalten
habe.„ — “Wenn Sie befehlen, ſo pack' ich
ein.„ Die Drohung war ihm gelaͤufig. Ich
ſchwieg; er ſetzte ſich gleich daran, meinen
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blaßte, aber ich ließ es ſtumm geſchehen. Es er¬

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[98/0118] hineinwirft, in ſeinem hallenden Fall aufzuhal¬ ten. Er malte mir, wie er oͤfters that, mit verſchwenderiſcher Einbildungskraft und im ſchim¬ mernden Reize der glaͤnzendſten Farben, ſorgfaͤltig ausgefuͤhrte Bilder von dem, was ich in der Welt, Kraft meines Saͤckels, ausfuͤhren wuͤrde, wenn ich erſt meinen Schatten wieder in meiner Gewalt haͤtte. Die Ellenbogen auf die Knie geſtuͤtzt, hielt ich mein Geſicht in meinen Haͤnden verborgen, und hoͤrte dem Falſchen zu, das Herz zwiefach getheilt zwiſchen der Verfuͤhrung und dem ſtren¬ gen Willen in mir. Ich konnte bei ſolchem in¬ nerlichen Zwieſpalt laͤnger nicht ausdauern, und begann den entſcheidenden Kampf: “Sie ſcheinen, mein Herr, zu vergeſſen, daß ich Ihnen zwar erlaubt habe, unter gewiſſen Be¬ dingungen in meiner Begleitung zu bleiben, daß ich mir aber meine voͤllige Freiheit vorbehalten habe.„ — “Wenn Sie befehlen, ſo pack' ich ein.„ Die Drohung war ihm gelaͤufig. Ich ſchwieg; er ſetzte ſich gleich daran, meinen Schatten wieder zuſammen zu rollen. Ich er¬ blaßte, aber ich ließ es ſtumm geſchehen. Es er¬

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/118>, abgerufen am 24.11.2024.