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Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.

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Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte.
dem Masse ihrer Befähigung sehr ungleich begabt und die Germanen
gehören zu jener Gruppe der Zuhöchstbegabten, die man als Arier zu
bezeichnen pflegt. Ist diese Menschenfamilie eine durch Blutbande ge-
einigte, einheitliche? entwachsen diese Stämme wirklich alle der selben
Wurzel? ich weiss es nicht, es gilt mir auch gleich; keine Verwandt-
schaft kettet inniger aneinander als Wahlverwandtschaft, und in diesem
Sinne bilden ohne Frage die indoeuropäischen Arier eine Familie. In
seiner Politik schreibt Aristoteles (I, 5): "Wenn es Menschen gäbe, die
an Körpergrösse allein soweit hervorragten, wie die Bilder der Götter,
so würde Jedermann gestehen, dass die übrigen von Rechtswegen
sich diesen unterwerfen müssen. Ist aber dies in Beziehung auf den
Körper wahr, so kann mit noch grösserem Rechte diese selbe Unter-
scheidung zwischen hervorragenden Seelen und gewöhnlichen gemacht
werden." Körperlich und seelisch ragen die Arier unter allen Menschen
empor; darum sind sie von Rechtswegen (wie der Stagirit sich aus-
drückt) die Herren der Welt. Aristoteles fasst übrigens seinen Gedanken
noch knapper zusammen und sagt: "Einige Menschen sind von Natur
frei, Andere Sklaven"; damit trifft er den moralischen Kernpunkt.
Denn die Freiheit ist durchaus nicht ein abstraktes Ding, auf welches
jeder Mensch von Hause aus ein Anrecht hätte, sondern ein Recht
auf Freiheit kann offenbar einzig aus der Befähigung zu ihr hervor-
gehen, und diese wiederum setzt physische Kraft und geistige Kraft
voraus. Man darf die Behauptung aufstellen, dass selbst die blosse
Vorstellung der Freiheit den meisten Menschen gänzlich unbekannt
ist. Sehen wir nicht den Homo syriacus sich genau eben so gut und
glücklich entwickeln als Knecht wie als Herr? Bieten uns nicht die
Chinesen ein grossartiges Beispiel der selben Gesinnung? Erzählen uns
nicht alle Historiker, dass die Semiten und Halbsemiten trotz ihrer
grossen Intelligenz niemals einen dauernden Staat zu bilden vermochten,
und zwar weil stets Jeder die ganze Macht an sich zu reissen bestrebt
war, somit zeigend, dass sie nur für Despotie und Anarchie, die beiden
Gegensätze der Freiheit, Befähigung besassen?1) Und da sehen wir
gleich, welche grosse Gaben Einer besitzen muss, damit von ihm
gesagt werden könne, er sei "von Natur frei", denn die erste Be-
dingung hierzu ist die Kraft der Gestaltung. Nur eine staatenbildende
Rasse kann eine freie sein; die Begabung welche den Einzelnen zum
Künstler und Philosophen macht ist wesentlich die selbe, welche, durch

1) Vergl. S. 385.

Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte.
dem Masse ihrer Befähigung sehr ungleich begabt und die Germanen
gehören zu jener Gruppe der Zuhöchstbegabten, die man als Arier zu
bezeichnen pflegt. Ist diese Menschenfamilie eine durch Blutbande ge-
einigte, einheitliche? entwachsen diese Stämme wirklich alle der selben
Wurzel? ich weiss es nicht, es gilt mir auch gleich; keine Verwandt-
schaft kettet inniger aneinander als Wahlverwandtschaft, und in diesem
Sinne bilden ohne Frage die indoeuropäischen Arier eine Familie. In
seiner Politik schreibt Aristoteles (I, 5): »Wenn es Menschen gäbe, die
an Körpergrösse allein soweit hervorragten, wie die Bilder der Götter,
so würde Jedermann gestehen, dass die übrigen von Rechtswegen
sich diesen unterwerfen müssen. Ist aber dies in Beziehung auf den
Körper wahr, so kann mit noch grösserem Rechte diese selbe Unter-
scheidung zwischen hervorragenden Seelen und gewöhnlichen gemacht
werden.« Körperlich und seelisch ragen die Arier unter allen Menschen
empor; darum sind sie von Rechtswegen (wie der Stagirit sich aus-
drückt) die Herren der Welt. Aristoteles fasst übrigens seinen Gedanken
noch knapper zusammen und sagt: »Einige Menschen sind von Natur
frei, Andere Sklaven«; damit trifft er den moralischen Kernpunkt.
Denn die Freiheit ist durchaus nicht ein abstraktes Ding, auf welches
jeder Mensch von Hause aus ein Anrecht hätte, sondern ein Recht
auf Freiheit kann offenbar einzig aus der Befähigung zu ihr hervor-
gehen, und diese wiederum setzt physische Kraft und geistige Kraft
voraus. Man darf die Behauptung aufstellen, dass selbst die blosse
Vorstellung der Freiheit den meisten Menschen gänzlich unbekannt
ist. Sehen wir nicht den Homo syriacus sich genau eben so gut und
glücklich entwickeln als Knecht wie als Herr? Bieten uns nicht die
Chinesen ein grossartiges Beispiel der selben Gesinnung? Erzählen uns
nicht alle Historiker, dass die Semiten und Halbsemiten trotz ihrer
grossen Intelligenz niemals einen dauernden Staat zu bilden vermochten,
und zwar weil stets Jeder die ganze Macht an sich zu reissen bestrebt
war, somit zeigend, dass sie nur für Despotie und Anarchie, die beiden
Gegensätze der Freiheit, Befähigung besassen?1) Und da sehen wir
gleich, welche grosse Gaben Einer besitzen muss, damit von ihm
gesagt werden könne, er sei »von Natur frei«, denn die erste Be-
dingung hierzu ist die Kraft der Gestaltung. Nur eine staatenbildende
Rasse kann eine freie sein; die Begabung welche den Einzelnen zum
Künstler und Philosophen macht ist wesentlich die selbe, welche, durch

1) Vergl. S. 385.
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[503/0526] Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte. dem Masse ihrer Befähigung sehr ungleich begabt und die Germanen gehören zu jener Gruppe der Zuhöchstbegabten, die man als Arier zu bezeichnen pflegt. Ist diese Menschenfamilie eine durch Blutbande ge- einigte, einheitliche? entwachsen diese Stämme wirklich alle der selben Wurzel? ich weiss es nicht, es gilt mir auch gleich; keine Verwandt- schaft kettet inniger aneinander als Wahlverwandtschaft, und in diesem Sinne bilden ohne Frage die indoeuropäischen Arier eine Familie. In seiner Politik schreibt Aristoteles (I, 5): »Wenn es Menschen gäbe, die an Körpergrösse allein soweit hervorragten, wie die Bilder der Götter, so würde Jedermann gestehen, dass die übrigen von Rechtswegen sich diesen unterwerfen müssen. Ist aber dies in Beziehung auf den Körper wahr, so kann mit noch grösserem Rechte diese selbe Unter- scheidung zwischen hervorragenden Seelen und gewöhnlichen gemacht werden.« Körperlich und seelisch ragen die Arier unter allen Menschen empor; darum sind sie von Rechtswegen (wie der Stagirit sich aus- drückt) die Herren der Welt. Aristoteles fasst übrigens seinen Gedanken noch knapper zusammen und sagt: »Einige Menschen sind von Natur frei, Andere Sklaven«; damit trifft er den moralischen Kernpunkt. Denn die Freiheit ist durchaus nicht ein abstraktes Ding, auf welches jeder Mensch von Hause aus ein Anrecht hätte, sondern ein Recht auf Freiheit kann offenbar einzig aus der Befähigung zu ihr hervor- gehen, und diese wiederum setzt physische Kraft und geistige Kraft voraus. Man darf die Behauptung aufstellen, dass selbst die blosse Vorstellung der Freiheit den meisten Menschen gänzlich unbekannt ist. Sehen wir nicht den Homo syriacus sich genau eben so gut und glücklich entwickeln als Knecht wie als Herr? Bieten uns nicht die Chinesen ein grossartiges Beispiel der selben Gesinnung? Erzählen uns nicht alle Historiker, dass die Semiten und Halbsemiten trotz ihrer grossen Intelligenz niemals einen dauernden Staat zu bilden vermochten, und zwar weil stets Jeder die ganze Macht an sich zu reissen bestrebt war, somit zeigend, dass sie nur für Despotie und Anarchie, die beiden Gegensätze der Freiheit, Befähigung besassen? 1) Und da sehen wir gleich, welche grosse Gaben Einer besitzen muss, damit von ihm gesagt werden könne, er sei »von Natur frei«, denn die erste Be- dingung hierzu ist die Kraft der Gestaltung. Nur eine staatenbildende Rasse kann eine freie sein; die Begabung welche den Einzelnen zum Künstler und Philosophen macht ist wesentlich die selbe, welche, durch 1) Vergl. S. 385.

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Zitationshilfe: Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamberlain_grundlagen01_1899/526>, abgerufen am 24.11.2024.