Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte.
sprochen, indem er eine Gemeinsamkeit der Abstammung zwischen den Juden und den Indoeuropäern, und legte man sie noch so weit zurück, in Abrede stellt: "Dem auserwählten Volke wollen wir die Ehre seiner Abstammung von Adam keineswegs streitig machen. Wir andere aber hatten gewiss auch andere Urväter."1)
Aus diesen Erwägungen ergiebt sich für uns die BerechtigungDas "fremde Volk". und die Verpflichtung, den Juden als ein besonderes und zwar als ein fremdes Element in unserer Mitte zu erkennen. Äusserlich erbte er dasselbe wie wir; innerlich erbte er einen grundverschiedenen Geist. Ein einziger Zug genügt, um die gähnende Kluft, welche hier Seele von Seele scheidet, in fast erschreckender Weise dem Bewusstsein zu enthüllen: die Erscheinung Christi ist für den Juden ohne Bedeutung! Ich rede hier gar nicht von frommer Rechtgläubigkeit. Man lese aber z. B. bei dem offenkundigen Freidenker Diderot die wundervollen Worte über den Gekreuzigten, man sehe, wie Diderot den Menschen in seinem höchsten Leid sich an den Göttlichen wenden und die christliche Religion als die einzige der Welt empfinden lässt. "Quelle profonde sagesse il y a dans ce que l'aveugle philosophie appelle la folie de la croix! Dans l'etat ou j'etais, de quoi m'aurait servi l'image d'un legislateur heureux et comble de gloire? Je voyais l'innocent, le flanc perce, le front couronne d'epines, les mains et les pieds perces de clous, et expirant dans les souffrances; et je me disais: Voila mon Dieu, et j'ose me plaindre!" Eine förmliche Bibliothek jüdischer Bücher habe ich durchgesucht in der Erwartung, ähnliche Worte zu finden -- nicht den Glauben an die Gottheit Christi natürlich, auch nicht den Begriff der Erlösung, sondern das rein menschliche Gefühl für die Bedeutung eines leidenden Heilands, doch vergebens. Ein Jude, der das fühlt, ist eben kein Jude mehr, sondern ein Verneiner des Judentums. Und während wir sogar in Mohammed's Koran mindestens eine Ahnung von der Bedeutung Christi und eine tiefe Ehrfurcht vor seiner Erscheinung finden, nennt ein kultivierter, führender Jude unseres Jahrhunderts Christus: "die Neugeburt mit der Totenmaske", die dem jüdischen Volke neue und schmerz- liche Wunden geschlagen hat; etwas Anderes vermag er in ihm nicht zu erblicken.2) Er versichert uns beim Anblick des Kreuzes: "Die
1)Eckermann's Gespräche, 7. Oktober 1828. Dasselbe hatte Giordano Bruno gelehrt, welcher behauptete, einzig die Juden stammten von Adam und Eva ab, die übrigen Menschen von einer weit älteren Rasse (nach Diderot).
2) Graetz: Volkstümliche Geschichte der Juden, I, 591.
Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte.
sprochen, indem er eine Gemeinsamkeit der Abstammung zwischen den Juden und den Indoeuropäern, und legte man sie noch so weit zurück, in Abrede stellt: »Dem auserwählten Volke wollen wir die Ehre seiner Abstammung von Adam keineswegs streitig machen. Wir andere aber hatten gewiss auch andere Urväter.«1)
Aus diesen Erwägungen ergiebt sich für uns die BerechtigungDas »fremde Volk«. und die Verpflichtung, den Juden als ein besonderes und zwar als ein fremdes Element in unserer Mitte zu erkennen. Äusserlich erbte er dasselbe wie wir; innerlich erbte er einen grundverschiedenen Geist. Ein einziger Zug genügt, um die gähnende Kluft, welche hier Seele von Seele scheidet, in fast erschreckender Weise dem Bewusstsein zu enthüllen: die Erscheinung Christi ist für den Juden ohne Bedeutung! Ich rede hier gar nicht von frommer Rechtgläubigkeit. Man lese aber z. B. bei dem offenkundigen Freidenker Diderot die wundervollen Worte über den Gekreuzigten, man sehe, wie Diderot den Menschen in seinem höchsten Leid sich an den Göttlichen wenden und die christliche Religion als die einzige der Welt empfinden lässt. »Quelle profonde sagesse il y a dans ce que l’aveugle philosophie appelle la folie de la croix! Dans l’état où j’étais, de quoi m’aurait servi l’image d’un législateur heureux et comblé de gloire? Je voyais l’innocent, le flanc percé, le front couronné d’épines, les mains et les pieds percés de clous, et expirant dans les souffrances; et je me disais: Voilà mon Dieu, et j’ose me plaindre!« Eine förmliche Bibliothek jüdischer Bücher habe ich durchgesucht in der Erwartung, ähnliche Worte zu finden — nicht den Glauben an die Gottheit Christi natürlich, auch nicht den Begriff der Erlösung, sondern das rein menschliche Gefühl für die Bedeutung eines leidenden Heilands, doch vergebens. Ein Jude, der das fühlt, ist eben kein Jude mehr, sondern ein Verneiner des Judentums. Und während wir sogar in Mohammed’s Koran mindestens eine Ahnung von der Bedeutung Christi und eine tiefe Ehrfurcht vor seiner Erscheinung finden, nennt ein kultivierter, führender Jude unseres Jahrhunderts Christus: »die Neugeburt mit der Totenmaske«, die dem jüdischen Volke neue und schmerz- liche Wunden geschlagen hat; etwas Anderes vermag er in ihm nicht zu erblicken.2) Er versichert uns beim Anblick des Kreuzes: »Die
1)Eckermann’s Gespräche, 7. Oktober 1828. Dasselbe hatte Giordano Bruno gelehrt, welcher behauptete, einzig die Juden stammten von Adam und Eva ab, die übrigen Menschen von einer weit älteren Rasse (nach Diderot).
2) Graetz: Volkstümliche Geschichte der Juden, I, 591.
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Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte.
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den Juden und den Indoeuropäern, und legte man sie noch so weit
zurück, in Abrede stellt: »Dem auserwählten Volke wollen wir die
Ehre seiner Abstammung von Adam keineswegs streitig machen. Wir
andere aber hatten gewiss auch andere Urväter.« 1)
Aus diesen Erwägungen ergiebt sich für uns die Berechtigung
und die Verpflichtung, den Juden als ein besonderes und zwar als
ein fremdes Element in unserer Mitte zu erkennen. Äusserlich erbte
er dasselbe wie wir; innerlich erbte er einen grundverschiedenen Geist.
Ein einziger Zug genügt, um die gähnende Kluft, welche hier Seele
von Seele scheidet, in fast erschreckender Weise dem Bewusstsein zu
enthüllen: die Erscheinung Christi ist für den Juden ohne Bedeutung!
Ich rede hier gar nicht von frommer Rechtgläubigkeit. Man lese
aber z. B. bei dem offenkundigen Freidenker Diderot die wundervollen
Worte über den Gekreuzigten, man sehe, wie Diderot den Menschen
in seinem höchsten Leid sich an den Göttlichen wenden und die
christliche Religion als die einzige der Welt empfinden lässt. »Quelle
profonde sagesse il y a dans ce que l’aveugle philosophie appelle
la folie de la croix! Dans l’état où j’étais, de quoi m’aurait servi
l’image d’un législateur heureux et comblé de gloire? Je voyais
l’innocent, le flanc percé, le front couronné d’épines, les mains et
les pieds percés de clous, et expirant dans les souffrances; et je me
disais: Voilà mon Dieu, et j’ose me plaindre!« Eine förmliche
Bibliothek jüdischer Bücher habe ich durchgesucht in der Erwartung,
ähnliche Worte zu finden — nicht den Glauben an die Gottheit
Christi natürlich, auch nicht den Begriff der Erlösung, sondern das rein
menschliche Gefühl für die Bedeutung eines leidenden Heilands, doch
vergebens. Ein Jude, der das fühlt, ist eben kein Jude mehr, sondern
ein Verneiner des Judentums. Und während wir sogar in Mohammed’s
Koran mindestens eine Ahnung von der Bedeutung Christi und eine
tiefe Ehrfurcht vor seiner Erscheinung finden, nennt ein kultivierter,
führender Jude unseres Jahrhunderts Christus: »die Neugeburt
mit der Totenmaske«, die dem jüdischen Volke neue und schmerz-
liche Wunden geschlagen hat; etwas Anderes vermag er in ihm nicht
zu erblicken. 2) Er versichert uns beim Anblick des Kreuzes: »Die
Das
»fremde Volk«.
1) Eckermann’s Gespräche, 7. Oktober 1828. Dasselbe hatte Giordano Bruno
gelehrt, welcher behauptete, einzig die Juden stammten von Adam und Eva ab,
die übrigen Menschen von einer weit älteren Rasse (nach Diderot).
2) Graetz: Volkstümliche Geschichte der Juden, I, 591.
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Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamberlain_grundlagen01_1899/352>, abgerufen am 28.07.2024.
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