Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.Die Erben. Menschenmaterial zu Grunde geht, stählt das starke; ausserdem stärktder Kampf ums Leben dieses Starke durch Ausscheidung der schwächeren Elemente. Die Kindheit grosser Rassen sehen wir stets von Krieg umtobt, selbst die der metaphysischen Inder. 2. Das Vorhandensein wackerer Menschen giebt jedoch noch 3. Jedoch die Inzucht pure et simple reicht zu dem Werke 1) Die Litteratur ist enorm; wegen der Einfachheit, Verständlichkeit und um- fassenden Vielseitigkeit sei jedem Laien vor Allem Darwin's: Animals and Plants under Domestication empfohlen. Im Origin of Species ist über dasselbe Thema etwas zu kurz und tendenziös berichtet. 2) Wie zum Beispiel die viele Jahrhunderte umfassende Epoche der Wanderung
im Sinne einer zunehmend veredelnden Zuchtwahl auf die Germanen hat wirken müssen, veranschaulicht Jhering mit besonderer Klarheit (Vorgeschichte, S. 462 fg.). Die Erben. Menschenmaterial zu Grunde geht, stählt das starke; ausserdem stärktder Kampf ums Leben dieses Starke durch Ausscheidung der schwächeren Elemente. Die Kindheit grosser Rassen sehen wir stets von Krieg umtobt, selbst die der metaphysischen Inder. 2. Das Vorhandensein wackerer Menschen giebt jedoch noch 3. Jedoch die Inzucht pure et simple reicht zu dem Werke 1) Die Litteratur ist enorm; wegen der Einfachheit, Verständlichkeit und um- fassenden Vielseitigkeit sei jedem Laien vor Allem Darwin’s: Animals and Plants under Domestication empfohlen. Im Origin of Species ist über dasselbe Thema etwas zu kurz und tendenziös berichtet. 2) Wie zum Beispiel die viele Jahrhunderte umfassende Epoche der Wanderung
im Sinne einer zunehmend veredelnden Zuchtwahl auf die Germanen hat wirken müssen, veranschaulicht Jhering mit besonderer Klarheit (Vorgeschichte, S. 462 fg.). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0301" n="278"/><fw place="top" type="header">Die Erben.</fw><lb/> Menschenmaterial zu Grunde geht, stählt das starke; ausserdem stärkt<lb/> der Kampf ums Leben dieses Starke durch Ausscheidung der<lb/> schwächeren Elemente. Die Kindheit grosser Rassen sehen wir stets<lb/> von Krieg umtobt, selbst die der metaphysischen Inder.</p><lb/> <p>2. Das Vorhandensein wackerer Menschen giebt jedoch noch<lb/> lange kein Überschwängliches; solche Rassen wie die Griechen, die<lb/> Römer, die Franken, die Schwaben, die Italiener und Spanier der<lb/> Glanzzeit, die Mauren, die Engländer, solche abnorme Erscheinungen<lb/> wie die arischen Inder und die Juden entstehen nur durch fortgesetzte<lb/><hi rendition="#g">Inzucht.</hi> Sie entstehen und sie vergehen vor unseren Augen.<lb/> Inzucht nennt man die Erzeugung von Nachkommenschaft aus-<lb/> schliesslich im Kreise der engeren Stammesgenossen, mit Vermeidung<lb/> jeder fremden Blutmischung. Schlagende Beispiele habe ich schon<lb/> oben genannt.</p><lb/> <p>3. Jedoch die Inzucht <hi rendition="#i">pure et simple</hi> reicht zu dem Werke<lb/> nicht hin; mit der Inzucht muss Auswahl oder wie die Fachmänner<lb/> sagen <hi rendition="#g">»Zuchtwahl«</hi> Hand in Hand gehen. Am besten begreift<lb/> man dieses Gesetz, wenn man die Prinzipien der künstlichen Züchtung<lb/> im Pflanzen- und Tierreich studiert; das möchte ich auch Jedem an-<lb/> empfehlen, denn es giebt wenige Dinge, welche unsere Vorstellungen<lb/> von den plastischen Möglichkeiten des Lebens so bereichern.<note place="foot" n="1)">Die Litteratur ist enorm; wegen der Einfachheit, Verständlichkeit und um-<lb/> fassenden Vielseitigkeit sei jedem Laien vor Allem Darwin’s: <hi rendition="#i">Animals and Plants<lb/> under Domestication</hi> empfohlen. Im <hi rendition="#i">Origin of Species</hi> ist über dasselbe Thema<lb/> etwas zu kurz und tendenziös berichtet.</note> Hat<lb/> man nun einsehen gelernt, welche Wunder die Wahl vollbringt, wie<lb/> ein Rennpferd oder ein Dachshund oder ein »überschwängliches«<lb/> Chrysanthemum nach und nach durch sorgfältige Ausscheidung alles<lb/> Minderwertigen erzeugt wird, dann wird man dasselbe Phänomen<lb/> auch im Menschengeschlecht als wirksam erkennen, wenngleich es<lb/> hier natürlich nie mit der Klarheit und Bestimmtheit wie dort auf-<lb/> treten kann. Als Beispiel führte ich vorhin die Juden an; das Aus-<lb/> setzen schwächlicher Kinder ist ein weiteres und war jedenfalls eines<lb/> der segenvollsten Gesetze der Griechen, Römer und Germanen; harte<lb/> Zeiten, welche nur der stämmige Mann, das ausdauernde Weib über-<lb/> lebt, wirken in ähnlichem Sinne.<note place="foot" n="2)">Wie zum Beispiel die viele Jahrhunderte umfassende Epoche der Wanderung<lb/> im Sinne einer zunehmend veredelnden Zuchtwahl auf die Germanen hat wirken<lb/> müssen, veranschaulicht Jhering mit besonderer Klarheit (<hi rendition="#i">Vorgeschichte,</hi> S. 462 fg.).</note></p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [278/0301]
Die Erben.
Menschenmaterial zu Grunde geht, stählt das starke; ausserdem stärkt
der Kampf ums Leben dieses Starke durch Ausscheidung der
schwächeren Elemente. Die Kindheit grosser Rassen sehen wir stets
von Krieg umtobt, selbst die der metaphysischen Inder.
2. Das Vorhandensein wackerer Menschen giebt jedoch noch
lange kein Überschwängliches; solche Rassen wie die Griechen, die
Römer, die Franken, die Schwaben, die Italiener und Spanier der
Glanzzeit, die Mauren, die Engländer, solche abnorme Erscheinungen
wie die arischen Inder und die Juden entstehen nur durch fortgesetzte
Inzucht. Sie entstehen und sie vergehen vor unseren Augen.
Inzucht nennt man die Erzeugung von Nachkommenschaft aus-
schliesslich im Kreise der engeren Stammesgenossen, mit Vermeidung
jeder fremden Blutmischung. Schlagende Beispiele habe ich schon
oben genannt.
3. Jedoch die Inzucht pure et simple reicht zu dem Werke
nicht hin; mit der Inzucht muss Auswahl oder wie die Fachmänner
sagen »Zuchtwahl« Hand in Hand gehen. Am besten begreift
man dieses Gesetz, wenn man die Prinzipien der künstlichen Züchtung
im Pflanzen- und Tierreich studiert; das möchte ich auch Jedem an-
empfehlen, denn es giebt wenige Dinge, welche unsere Vorstellungen
von den plastischen Möglichkeiten des Lebens so bereichern. 1) Hat
man nun einsehen gelernt, welche Wunder die Wahl vollbringt, wie
ein Rennpferd oder ein Dachshund oder ein »überschwängliches«
Chrysanthemum nach und nach durch sorgfältige Ausscheidung alles
Minderwertigen erzeugt wird, dann wird man dasselbe Phänomen
auch im Menschengeschlecht als wirksam erkennen, wenngleich es
hier natürlich nie mit der Klarheit und Bestimmtheit wie dort auf-
treten kann. Als Beispiel führte ich vorhin die Juden an; das Aus-
setzen schwächlicher Kinder ist ein weiteres und war jedenfalls eines
der segenvollsten Gesetze der Griechen, Römer und Germanen; harte
Zeiten, welche nur der stämmige Mann, das ausdauernde Weib über-
lebt, wirken in ähnlichem Sinne. 2)
1) Die Litteratur ist enorm; wegen der Einfachheit, Verständlichkeit und um-
fassenden Vielseitigkeit sei jedem Laien vor Allem Darwin’s: Animals and Plants
under Domestication empfohlen. Im Origin of Species ist über dasselbe Thema
etwas zu kurz und tendenziös berichtet.
2) Wie zum Beispiel die viele Jahrhunderte umfassende Epoche der Wanderung
im Sinne einer zunehmend veredelnden Zuchtwahl auf die Germanen hat wirken
müssen, veranschaulicht Jhering mit besonderer Klarheit (Vorgeschichte, S. 462 fg.).
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