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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Morphologie.
ihrer Entwickelung gefördert, den Schleier, welcher auf so manchen Er-
scheinungen im Leben derselben lag, gelüftet zu haben, ist wesentlich ein
Verdienst deutscher Forscher. Vor Allen ist hier C. A. Rudolphi zu
nennen, welcher nicht allein die Zahl der bekannten Helminthen gegen
seine Vorgänger fast verdreifacht hat (Zeder 391, Rudolph 993 Arten),
sondern sowohl systematisch als anatomisch die Gruppen gewissermaßen
neu begründet hat. Ihm folgten Joh. Gfr. Bremser (in Wien,
1767-1827), Bojanus, Friedr. Chstn. Heinr. Creplin (in
Greifswald), Nitzsch, Eduard Mehlis (gest. 1832 in
Clausthal),
C. E. von Baer, C. Mor. Diesing, C. Th. E. von Siebold.
Sie lehrten nicht allein die Anatomie der Helminthen und deren Entwicke-
lungsstufen kennen, sondern beseitigten auch die selbst von Rudolph nicht
ganz aufgegebene Annahme einer Urzeugung bei diesen Thieren. Sie
legten den sichern Grund zu dem Baue, welcher jetzt von Rud. Leuckart,
Ant. Schneider u. A. weiter geführt wird. Von Ausländern sind
rühmlich zu nennen Alex. von Nordmann (starb 1866 in Helsing-
fors), Rich. Owen, D. F. Eschricht, F. Dujardin und P.
J.
van Beneden
. Abgesehn von der etwaigen Einordnung sämmtlicher
Helminthen in das System der Würmer hat Rudolph's Classification
(die sich wie erwähnt an Zeder anschloß) noch immer Gültigkeit. Nur
betreffs der Blasenwürmer wurde ein wesentlicher Fortschritt gemacht.
Goeze hatte dieselben als in Eingeweiden (nicht im Darme) lebende
Bandwürmer dargestellt. Dieser durch Rudolph's System, welches
neben den Nematoden, Acanthocephalen, Trematoden und Cestoden noch
eine Ordnung Blasenwürmer aufführt, zurückgedrängte Gesichtspunkt
trat wieder in den Vordergrund. Wiegmann sagte (1832), daß die
Blasenwürmer als unausgebildete Formen der Grubenköpfe und Band-
würmer angesehen werden könnten. Nun kannte schon Rudolph die
Wanderung und die damit erfolgende Weiterentwickelung einiger Band-
würmer aus Fischen in Wasservögel. von Siebold wies (1844)
die Wanderung der Entwickelungszustände von Trematoden nach, welche
Bojanus und C. E. von Baer beschrieben und Steenstrup bereits als
zum Generationswechsel gehörige Formen bezeichnet hatte. Gleichzeitig
betonte er aber überhaupt die Nothwendigkeit des Wanderns auch an-

Periode der Morphologie.
ihrer Entwickelung gefördert, den Schleier, welcher auf ſo manchen Er-
ſcheinungen im Leben derſelben lag, gelüftet zu haben, iſt weſentlich ein
Verdienſt deutſcher Forſcher. Vor Allen iſt hier C. A. Rudolphi zu
nennen, welcher nicht allein die Zahl der bekannten Helminthen gegen
ſeine Vorgänger faſt verdreifacht hat (Zeder 391, Rudolph 993 Arten),
ſondern ſowohl ſyſtematiſch als anatomiſch die Gruppen gewiſſermaßen
neu begründet hat. Ihm folgten Joh. Gfr. Bremſer (in Wien,
1767-1827), Bojanus, Friedr. Chſtn. Heinr. Creplin (in
Greifswald), Nitzſch, Eduard Mehlis (geſt. 1832 in
Clausthal),
C. E. von Baer, C. Mor. Dieſing, C. Th. E. von Siebold.
Sie lehrten nicht allein die Anatomie der Helminthen und deren Entwicke-
lungsſtufen kennen, ſondern beſeitigten auch die ſelbſt von Rudolph nicht
ganz aufgegebene Annahme einer Urzeugung bei dieſen Thieren. Sie
legten den ſichern Grund zu dem Baue, welcher jetzt von Rud. Leuckart,
Ant. Schneider u. A. weiter geführt wird. Von Ausländern ſind
rühmlich zu nennen Alex. von Nordmann (ſtarb 1866 in Helſing-
fors), Rich. Owen, D. F. Eſchricht, F. Dujardin und P.
J.
van Beneden
. Abgeſehn von der etwaigen Einordnung ſämmtlicher
Helminthen in das Syſtem der Würmer hat Rudolph's Claſſification
(die ſich wie erwähnt an Zeder anſchloß) noch immer Gültigkeit. Nur
betreffs der Blaſenwürmer wurde ein weſentlicher Fortſchritt gemacht.
Goeze hatte dieſelben als in Eingeweiden (nicht im Darme) lebende
Bandwürmer dargeſtellt. Dieſer durch Rudolph's Syſtem, welches
neben den Nematoden, Acanthocephalen, Trematoden und Ceſtoden noch
eine Ordnung Blaſenwürmer aufführt, zurückgedrängte Geſichtspunkt
trat wieder in den Vordergrund. Wiegmann ſagte (1832), daß die
Blaſenwürmer als unausgebildete Formen der Grubenköpfe und Band-
würmer angeſehen werden könnten. Nun kannte ſchon Rudolph die
Wanderung und die damit erfolgende Weiterentwickelung einiger Band-
würmer aus Fiſchen in Waſſervögel. von Siebold wies (1844)
die Wanderung der Entwickelungszuſtände von Trematoden nach, welche
Bojanus und C. E. von Baer beſchrieben und Steenſtrup bereits als
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[692/0703] Periode der Morphologie. ihrer Entwickelung gefördert, den Schleier, welcher auf ſo manchen Er- ſcheinungen im Leben derſelben lag, gelüftet zu haben, iſt weſentlich ein Verdienſt deutſcher Forſcher. Vor Allen iſt hier C. A. Rudolphi zu nennen, welcher nicht allein die Zahl der bekannten Helminthen gegen ſeine Vorgänger faſt verdreifacht hat (Zeder 391, Rudolph 993 Arten), ſondern ſowohl ſyſtematiſch als anatomiſch die Gruppen gewiſſermaßen neu begründet hat. Ihm folgten Joh. Gfr. Bremſer (in Wien, 1767-1827), Bojanus, Friedr. Chſtn. Heinr. Creplin (in Greifswald), Nitzſch, Eduard Mehlis (geſt. 1832 in Clausthal), C. E. von Baer, C. Mor. Dieſing, C. Th. E. von Siebold. Sie lehrten nicht allein die Anatomie der Helminthen und deren Entwicke- lungsſtufen kennen, ſondern beſeitigten auch die ſelbſt von Rudolph nicht ganz aufgegebene Annahme einer Urzeugung bei dieſen Thieren. Sie legten den ſichern Grund zu dem Baue, welcher jetzt von Rud. Leuckart, Ant. Schneider u. A. weiter geführt wird. Von Ausländern ſind rühmlich zu nennen Alex. von Nordmann (ſtarb 1866 in Helſing- fors), Rich. Owen, D. F. Eſchricht, F. Dujardin und P. J. van Beneden. Abgeſehn von der etwaigen Einordnung ſämmtlicher Helminthen in das Syſtem der Würmer hat Rudolph's Claſſification (die ſich wie erwähnt an Zeder anſchloß) noch immer Gültigkeit. Nur betreffs der Blaſenwürmer wurde ein weſentlicher Fortſchritt gemacht. Goeze hatte dieſelben als in Eingeweiden (nicht im Darme) lebende Bandwürmer dargeſtellt. Dieſer durch Rudolph's Syſtem, welches neben den Nematoden, Acanthocephalen, Trematoden und Ceſtoden noch eine Ordnung Blaſenwürmer aufführt, zurückgedrängte Geſichtspunkt trat wieder in den Vordergrund. Wiegmann ſagte (1832), daß die Blaſenwürmer als unausgebildete Formen der Grubenköpfe und Band- würmer angeſehen werden könnten. Nun kannte ſchon Rudolph die Wanderung und die damit erfolgende Weiterentwickelung einiger Band- würmer aus Fiſchen in Waſſervögel. von Siebold wies (1844) die Wanderung der Entwickelungszuſtände von Trematoden nach, welche Bojanus und C. E. von Baer beſchrieben und Steenſtrup bereits als zum Generationswechſel gehörige Formen bezeichnet hatte. Gleichzeitig betonte er aber überhaupt die Nothwendigkeit des Wanderns auch an-

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/703>, abgerufen am 22.11.2024.