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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Morphologie.
drei Hauptabtheilungen: Bauchthiere, Gastrozoa (mit vorherrschenden
vegetativen Organen) ohne symmetrische Bewegungsorgane und ohne
gleichmäßig entwickelte Sinne, Gliederthiere, Arthrozoa, mit symme-
trischen Bewegungsorganen und äußerlicher Gliederung, aber unvoll-
kommenen Sinnen, und Kopf- oder Rückgratsthiere, Osteozoa. In
zweiter Linie tritt dann die Blainville'sche Auffassung der Formentypen
und die Vierzahl auf. In gleicher Weise legte auch Leop. Jos. Fitzin-
ger
(geb. 1802) seinem Systeme (1843) das Vorherrschen der Ent-
wickelung einzelner Organsysteme zu Grunde und zwar bei den Wirbel-
losen das der vegetativen, bei den Wirbelthieren das der animalen
Organe neben je einem vegetativen Systeme (z. B. bei den Fischen
Ernährungs- und Knochensystem, bei den Reptilien Zeugungs- und
Muskelsystem). Was die Verwendbarkeit der einzelnen Organsysteme
in dieser Weise äußerst bedenklich erscheinen läßt und das Zutrauen zu
dergleichen Systemen völlig untergräbt, ist der Umstand, daß eine und
dieselbe Classe bei den verschiedenen Autoren durch verschiedene Organe
charakterisirt wird58). -- Es wurde hier auf das consequente Festhalten
bestimmter Zahlenverhältnisse hingewiesen. Als ein auf eine bestimmte
Zahl gegründetes System ist noch das Quinarsystem von Will. Sharp
Mac Leay
und das die gleiche Zahl enthaltende von Joh. Jak.
Kaup

zu erwähnen. Mac Leay's Hauptsätze sind, daß das Thierreich eine
kreisförmig in sich zurücklaufende Reihe bildet, daß nur solche kreisför-
mige Reihen als natürliche Gruppen zu betrachten sind, daß es fünf
große Hauptkreise von Thieren gibt, welche von fünf kleineren (oscu-
lanten) mit einander verbunden werden, und daß eine der fünf großen
Gruppen, in welche jeder der großen Kreise getheilt ist, Aehnlichkeit mit
allen übrigen und einen ihr eigenen Typus darbietet. Der letzte Satz
mußte natürlich zum Herbeiziehen einer Menge von Aehnlichkeiten ver-
anlassen; und es wird gerade der Nachweis der Verschiedenheit zwischen

58) Kaum einer weitern Erwähnung werth sind die
gleichfalls rein naturphilo-
sophischen Systeme von Aug. Vollr. Streubel und Max. Perty (beide
1846).
Bei ersterem sind die drei Gruppen, Kopf-, Glieder- und Rumpfthiere, sogar durch
die Temperamente charakterisirt, die Rumpfthiere sind melancholisch, Gliederthiere
sanguinisch, Kopfthiere phlegmatisch-cholerisch.

Periode der Morphologie.
drei Hauptabtheilungen: Bauchthiere, Gastrozoa (mit vorherrſchenden
vegetativen Organen) ohne ſymmetriſche Bewegungsorgane und ohne
gleichmäßig entwickelte Sinne, Gliederthiere, Arthrozoa, mit ſymme-
triſchen Bewegungsorganen und äußerlicher Gliederung, aber unvoll-
kommenen Sinnen, und Kopf- oder Rückgratsthiere, Osteozoa. In
zweiter Linie tritt dann die Blainville'ſche Auffaſſung der Formentypen
und die Vierzahl auf. In gleicher Weiſe legte auch Leop. Joſ. Fitzin-
ger
(geb. 1802) ſeinem Syſteme (1843) das Vorherrſchen der Ent-
wickelung einzelner Organſyſteme zu Grunde und zwar bei den Wirbel-
loſen das der vegetativen, bei den Wirbelthieren das der animalen
Organe neben je einem vegetativen Syſteme (z. B. bei den Fiſchen
Ernährungs- und Knochenſyſtem, bei den Reptilien Zeugungs- und
Muskelſyſtem). Was die Verwendbarkeit der einzelnen Organſyſteme
in dieſer Weiſe äußerſt bedenklich erſcheinen läßt und das Zutrauen zu
dergleichen Syſtemen völlig untergräbt, iſt der Umſtand, daß eine und
dieſelbe Claſſe bei den verſchiedenen Autoren durch verſchiedene Organe
charakteriſirt wird58). — Es wurde hier auf das conſequente Feſthalten
beſtimmter Zahlenverhältniſſe hingewieſen. Als ein auf eine beſtimmte
Zahl gegründetes Syſtem iſt noch das Quinarſyſtem von Will. Sharp
Mac Leay
und das die gleiche Zahl enthaltende von Joh. Jak.
Kaup

zu erwähnen. Mac Leay's Hauptſätze ſind, daß das Thierreich eine
kreisförmig in ſich zurücklaufende Reihe bildet, daß nur ſolche kreisför-
mige Reihen als natürliche Gruppen zu betrachten ſind, daß es fünf
große Hauptkreiſe von Thieren gibt, welche von fünf kleineren (oscu-
lanten) mit einander verbunden werden, und daß eine der fünf großen
Gruppen, in welche jeder der großen Kreiſe getheilt iſt, Aehnlichkeit mit
allen übrigen und einen ihr eigenen Typus darbietet. Der letzte Satz
mußte natürlich zum Herbeiziehen einer Menge von Aehnlichkeiten ver-
anlaſſen; und es wird gerade der Nachweis der Verſchiedenheit zwiſchen

58) Kaum einer weitern Erwähnung werth ſind die
gleichfalls rein naturphilo-
ſophiſchen Syſteme von Aug. Vollr. Streubel und Max. Perty (beide
1846).
Bei erſterem ſind die drei Gruppen, Kopf-, Glieder- und Rumpfthiere, ſogar durch
die Temperamente charakteriſirt, die Rumpfthiere ſind melancholiſch, Gliederthiere
ſanguiniſch, Kopfthiere phlegmatiſch-choleriſch.
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[674/0685] Periode der Morphologie. drei Hauptabtheilungen: Bauchthiere, Gastrozoa (mit vorherrſchenden vegetativen Organen) ohne ſymmetriſche Bewegungsorgane und ohne gleichmäßig entwickelte Sinne, Gliederthiere, Arthrozoa, mit ſymme- triſchen Bewegungsorganen und äußerlicher Gliederung, aber unvoll- kommenen Sinnen, und Kopf- oder Rückgratsthiere, Osteozoa. In zweiter Linie tritt dann die Blainville'ſche Auffaſſung der Formentypen und die Vierzahl auf. In gleicher Weiſe legte auch Leop. Joſ. Fitzin- ger (geb. 1802) ſeinem Syſteme (1843) das Vorherrſchen der Ent- wickelung einzelner Organſyſteme zu Grunde und zwar bei den Wirbel- loſen das der vegetativen, bei den Wirbelthieren das der animalen Organe neben je einem vegetativen Syſteme (z. B. bei den Fiſchen Ernährungs- und Knochenſyſtem, bei den Reptilien Zeugungs- und Muskelſyſtem). Was die Verwendbarkeit der einzelnen Organſyſteme in dieſer Weiſe äußerſt bedenklich erſcheinen läßt und das Zutrauen zu dergleichen Syſtemen völlig untergräbt, iſt der Umſtand, daß eine und dieſelbe Claſſe bei den verſchiedenen Autoren durch verſchiedene Organe charakteriſirt wird 58). — Es wurde hier auf das conſequente Feſthalten beſtimmter Zahlenverhältniſſe hingewieſen. Als ein auf eine beſtimmte Zahl gegründetes Syſtem iſt noch das Quinarſyſtem von Will. Sharp Mac Leay und das die gleiche Zahl enthaltende von Joh. Jak. Kaup zu erwähnen. Mac Leay's Hauptſätze ſind, daß das Thierreich eine kreisförmig in ſich zurücklaufende Reihe bildet, daß nur ſolche kreisför- mige Reihen als natürliche Gruppen zu betrachten ſind, daß es fünf große Hauptkreiſe von Thieren gibt, welche von fünf kleineren (oscu- lanten) mit einander verbunden werden, und daß eine der fünf großen Gruppen, in welche jeder der großen Kreiſe getheilt iſt, Aehnlichkeit mit allen übrigen und einen ihr eigenen Typus darbietet. Der letzte Satz mußte natürlich zum Herbeiziehen einer Menge von Aehnlichkeiten ver- anlaſſen; und es wird gerade der Nachweis der Verſchiedenheit zwiſchen 58) Kaum einer weitern Erwähnung werth ſind die gleichfalls rein naturphilo- ſophiſchen Syſteme von Aug. Vollr. Streubel und Max. Perty (beide 1846). Bei erſterem ſind die drei Gruppen, Kopf-, Glieder- und Rumpfthiere, ſogar durch die Temperamente charakteriſirt, die Rumpfthiere ſind melancholiſch, Gliederthiere ſanguiniſch, Kopfthiere phlegmatiſch-choleriſch.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/685>, abgerufen am 25.11.2024.