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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Morphologie.
Sinne Thiere zu nennen seien wie die Knochenthiere. Das System,
welches Andre Marie Constant Dumeril (1774-1860) in seiner
analytischen Zoologie durchführte, ist ziemlich dasselbe wie das was
Cuvier seinen Vorlesungen zu Grunde legte; nur weicht es in Betreff
der den Zoophyten zugewiesenen Formen dadurch ab, daß es die Hel-
minthen, welche Cuvier dort noch als zweifelhaft zu den übrigen Wür-
mern gestellt hatte, den Zoophyten zutheilt. Lamarck hatte in seinem
ersten Cursus fünf Classen wirbelloser Thiere aufgestellt, Mollusken,
Insecten, Würmer, Echinodermen und Polypen; 1796 änderte er die
Classenbezeichnung der Echinodermen in die der Strahlthiere, um die
Medusen damit vereinigen zu können. 1800 stellte er die Classe der
Arachniden auf, welche Cuvier schon 1798 unter dem Namen Aracnei-
des als Ordnung der Insecten aufgeführt hatte; und 1802 bildete er
aus den rothblütigen Würmern Cuvier's die Classe der Anneliden. In
dem 1801 erschienenen System der wirbellosen Thiere hat er daher
sieben Classen, Mollusken, Crustaceen, Arachniden, Insecten, Würmer,
Strahlthiere und Polypen (strahlige, Räderthiere und amorphe), wo-
gegen in der zoologischen Philosophie die Cirripeden, Anneliden und
Infusorien selbständige Classen geworden sind (1809). Dabei ordnet
er dieselben so, daß Infusorien und Polypen den ersten Organisations-
grad darstellen, ohne Nerven, Gefäße und andere innere Organe als
die Verdauungsorgane; die zweite Stufe bilden Strahlthiere und Wür-
mer ohne Längsnervenmark und Gefäße, aber "mit einigen andern
innern Organen außer denen der Verdauung". Die Arachniden und
Insecten bilden die dritte Stufe, auf welcher Nerven in einer Markkette
und luftführende Tracheen vorhanden sind, wogegen die Circulation
null oder unvollständig ist. Die vierte Stufe endlich nehmen Crustaceen,
Anneliden, Cirripeden und Mollusken ein; sie sind durch den Besitz
von Gehirn und Längsnervenstrang, Kiemen, Arterien und Venen aus-
gezeichnet. In der Naturgeschichte der wirbellosen Thiere (1815) ver-
einigt er die Infusorien, Polypen, Strahlthiere und Würmer als
"Apathische Thiere"; sie haben kein Gehirn, kein Längsmark, keine
Sinnesorgane, ihre Form ist verschieden, selten zeigt sich Gliederung.
Die übrigen sechs wirbellosen Classen bilden seine "Sensiblen Thiere";

Periode der Morphologie.
Sinne Thiere zu nennen ſeien wie die Knochenthiere. Das Syſtem,
welches André Marie Conſtant Duméril (1774-1860) in ſeiner
analytiſchen Zoologie durchführte, iſt ziemlich daſſelbe wie das was
Cuvier ſeinen Vorleſungen zu Grunde legte; nur weicht es in Betreff
der den Zoophyten zugewieſenen Formen dadurch ab, daß es die Hel-
minthen, welche Cuvier dort noch als zweifelhaft zu den übrigen Wür-
mern geſtellt hatte, den Zoophyten zutheilt. Lamarck hatte in ſeinem
erſten Curſus fünf Claſſen wirbelloſer Thiere aufgeſtellt, Mollusken,
Inſecten, Würmer, Echinodermen und Polypen; 1796 änderte er die
Claſſenbezeichnung der Echinodermen in die der Strahlthiere, um die
Meduſen damit vereinigen zu können. 1800 ſtellte er die Claſſe der
Arachniden auf, welche Cuvier ſchon 1798 unter dem Namen Aracnéi-
des als Ordnung der Inſecten aufgeführt hatte; und 1802 bildete er
aus den rothblütigen Würmern Cuvier's die Claſſe der Anneliden. In
dem 1801 erſchienenen Syſtem der wirbelloſen Thiere hat er daher
ſieben Claſſen, Mollusken, Cruſtaceen, Arachniden, Inſecten, Würmer,
Strahlthiere und Polypen (ſtrahlige, Räderthiere und amorphe), wo-
gegen in der zoologiſchen Philoſophie die Cirripeden, Anneliden und
Infuſorien ſelbſtändige Claſſen geworden ſind (1809). Dabei ordnet
er dieſelben ſo, daß Infuſorien und Polypen den erſten Organiſations-
grad darſtellen, ohne Nerven, Gefäße und andere innere Organe als
die Verdauungsorgane; die zweite Stufe bilden Strahlthiere und Wür-
mer ohne Längsnervenmark und Gefäße, aber „mit einigen andern
innern Organen außer denen der Verdauung“. Die Arachniden und
Inſecten bilden die dritte Stufe, auf welcher Nerven in einer Markkette
und luftführende Tracheen vorhanden ſind, wogegen die Circulation
null oder unvollſtändig iſt. Die vierte Stufe endlich nehmen Cruſtaceen,
Anneliden, Cirripeden und Mollusken ein; ſie ſind durch den Beſitz
von Gehirn und Längsnervenſtrang, Kiemen, Arterien und Venen aus-
gezeichnet. In der Naturgeſchichte der wirbelloſen Thiere (1815) ver-
einigt er die Infuſorien, Polypen, Strahlthiere und Würmer als
„Apathiſche Thiere“; ſie haben kein Gehirn, kein Längsmark, keine
Sinnesorgane, ihre Form iſt verſchieden, ſelten zeigt ſich Gliederung.
Die übrigen ſechs wirbelloſen Claſſen bilden ſeine „Senſiblen Thiere“;

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[668/0679] Periode der Morphologie. Sinne Thiere zu nennen ſeien wie die Knochenthiere. Das Syſtem, welches André Marie Conſtant Duméril (1774-1860) in ſeiner analytiſchen Zoologie durchführte, iſt ziemlich daſſelbe wie das was Cuvier ſeinen Vorleſungen zu Grunde legte; nur weicht es in Betreff der den Zoophyten zugewieſenen Formen dadurch ab, daß es die Hel- minthen, welche Cuvier dort noch als zweifelhaft zu den übrigen Wür- mern geſtellt hatte, den Zoophyten zutheilt. Lamarck hatte in ſeinem erſten Curſus fünf Claſſen wirbelloſer Thiere aufgeſtellt, Mollusken, Inſecten, Würmer, Echinodermen und Polypen; 1796 änderte er die Claſſenbezeichnung der Echinodermen in die der Strahlthiere, um die Meduſen damit vereinigen zu können. 1800 ſtellte er die Claſſe der Arachniden auf, welche Cuvier ſchon 1798 unter dem Namen Aracnéi- des als Ordnung der Inſecten aufgeführt hatte; und 1802 bildete er aus den rothblütigen Würmern Cuvier's die Claſſe der Anneliden. In dem 1801 erſchienenen Syſtem der wirbelloſen Thiere hat er daher ſieben Claſſen, Mollusken, Cruſtaceen, Arachniden, Inſecten, Würmer, Strahlthiere und Polypen (ſtrahlige, Räderthiere und amorphe), wo- gegen in der zoologiſchen Philoſophie die Cirripeden, Anneliden und Infuſorien ſelbſtändige Claſſen geworden ſind (1809). Dabei ordnet er dieſelben ſo, daß Infuſorien und Polypen den erſten Organiſations- grad darſtellen, ohne Nerven, Gefäße und andere innere Organe als die Verdauungsorgane; die zweite Stufe bilden Strahlthiere und Wür- mer ohne Längsnervenmark und Gefäße, aber „mit einigen andern innern Organen außer denen der Verdauung“. Die Arachniden und Inſecten bilden die dritte Stufe, auf welcher Nerven in einer Markkette und luftführende Tracheen vorhanden ſind, wogegen die Circulation null oder unvollſtändig iſt. Die vierte Stufe endlich nehmen Cruſtaceen, Anneliden, Cirripeden und Mollusken ein; ſie ſind durch den Beſitz von Gehirn und Längsnervenſtrang, Kiemen, Arterien und Venen aus- gezeichnet. In der Naturgeſchichte der wirbelloſen Thiere (1815) ver- einigt er die Infuſorien, Polypen, Strahlthiere und Würmer als „Apathiſche Thiere“; ſie haben kein Gehirn, kein Längsmark, keine Sinnesorgane, ihre Form iſt verſchieden, ſelten zeigt ſich Gliederung. Die übrigen ſechs wirbelloſen Claſſen bilden ſeine „Senſiblen Thiere“;

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/679>, abgerufen am 22.11.2024.