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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Morphologie.
längere Expedition, deren Resultate auch für Zoologie erwähnenswerth
sind. Frederic Debell Bennett (geb. 1809, gest. 1859, Bruder von
George Bennett, geb. 1804, welcher Australien als Zoolog bereiste)
fuhr 1830-1833 mit einem Walfischfänger um die Erde. Von 1826
bis 1830 hatten Philipp Parker King und Robert Fitzroy (gest. 1865)
die Schiffe "Adventure" und "Beagle" um die Erde geführt und manches
zoologisch Interessante heimgebracht. Besonders bedeutungsvoll wurde
aber die zweite Reise derselben beiden Schiffe unter der Führung des
Capt. Rob. Fitzroy, welchen Charles Darwin als Naturforscher
begleitete. Waren schon die nächsten Resultate dieser Reise von großem
Werthe, von denen beispielsweise nur die Fauna der Galapagos, die
Natur und Bildung der Koralleninseln, die fossile Fauna Süd-Amerika's
u. a. erwähnt werden mögen, so ist dieselbe doch besonders noch durch
den Umstand merkwürdig geworden, als durch die auf derselben gewon-
nenen Erfahrungen Darwin zuerst zur Entwickelung jener Theorie an-
geregt wurde, welche nicht bloß die Zoologie sondern alle auf die belebte
Natur sich beziehenden Wissenszweige in neue Bahnen führte. Rich.
Brinsley Hinds
war als Naturforscher der Fahrt des "Sulphur"
(1836-1842) unter Sir Edw. Belcher zugetheilt. Zur Unter-
suchung der magnetischen Kräfte in der antarctischen Region und wo-
möglich zur Auffindung des magnetischen Südpols waren die beiden
Schiffe "Erebus" und "Terror" unter Sir James Clark Roß ausgesandt
worden. Mit ihm giengen R. M'Cormick und der Botaniker Jos.
Dalton Hooker
. Der als Malakolog bekannt gewordene Arthur
Adams
begleitete als Naturforscher Sir Edw. Belcher, als der-
selbe 1843-1846 die Küsten der indischen und chinesischen Gewässer
untersuchte. Ein deutscher Botaniker, Berth. Seemann (gest. 1871)
gieng als Naturforscher mit Capt. Henry Kellett, als dieser von
1845-1850 eine Reise um die Erde und drei Fahrten nach dem Polar-
meere zur Aufsuchung John Franklin's ausführte. Endlich nahm Thom.
H. Huxley
in den Jahren 1846-1850 wie erwähnt an der Expedi-
tion der "Rattlesnake" unter Capt. Owen Stanley Theil.

Sehr früh schon begannen die Russen ihre größern Reisen durch
Mitsendung von Naturforschern für die Wissenschaft nutzbar zu machen.

Periode der Morphologie.
längere Expedition, deren Reſultate auch für Zoologie erwähnenswerth
ſind. Frederic Debell Bennett (geb. 1809, geſt. 1859, Bruder von
George Bennett, geb. 1804, welcher Auſtralien als Zoolog bereiſte)
fuhr 1830-1833 mit einem Walfiſchfänger um die Erde. Von 1826
bis 1830 hatten Philipp Parker King und Robert Fitzroy (geſt. 1865)
die Schiffe „Adventure“ und „Beagle“ um die Erde geführt und manches
zoologiſch Intereſſante heimgebracht. Beſonders bedeutungsvoll wurde
aber die zweite Reiſe derſelben beiden Schiffe unter der Führung des
Capt. Rob. Fitzroy, welchen Charles Darwin als Naturforſcher
begleitete. Waren ſchon die nächſten Reſultate dieſer Reiſe von großem
Werthe, von denen beiſpielsweiſe nur die Fauna der Galapagos, die
Natur und Bildung der Koralleninſeln, die foſſile Fauna Süd-Amerika's
u. a. erwähnt werden mögen, ſo iſt dieſelbe doch beſonders noch durch
den Umſtand merkwürdig geworden, als durch die auf derſelben gewon-
nenen Erfahrungen Darwin zuerſt zur Entwickelung jener Theorie an-
geregt wurde, welche nicht bloß die Zoologie ſondern alle auf die belebte
Natur ſich beziehenden Wiſſenszweige in neue Bahnen führte. Rich.
Brinsley Hinds
war als Naturforſcher der Fahrt des „Sulphur“
(1836-1842) unter Sir Edw. Belcher zugetheilt. Zur Unter-
ſuchung der magnetiſchen Kräfte in der antarctiſchen Region und wo-
möglich zur Auffindung des magnetiſchen Südpols waren die beiden
Schiffe „Erebus“ und „Terror“ unter Sir James Clark Roß ausgeſandt
worden. Mit ihm giengen R. M'Cormick und der Botaniker Joſ.
Dalton Hooker
. Der als Malakolog bekannt gewordene Arthur
Adams
begleitete als Naturforſcher Sir Edw. Belcher, als der-
ſelbe 1843-1846 die Küſten der indiſchen und chineſiſchen Gewäſſer
unterſuchte. Ein deutſcher Botaniker, Berth. Seemann (geſt. 1871)
gieng als Naturforſcher mit Capt. Henry Kellett, als dieſer von
1845-1850 eine Reiſe um die Erde und drei Fahrten nach dem Polar-
meere zur Aufſuchung John Franklin's ausführte. Endlich nahm Thom.
H. Huxley
in den Jahren 1846-1850 wie erwähnt an der Expedi-
tion der „Rattleſnake“ unter Capt. Owen Stanley Theil.

Sehr früh ſchon begannen die Ruſſen ihre größern Reiſen durch
Mitſendung von Naturforſchern für die Wiſſenſchaft nutzbar zu machen.

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[654/0665] Periode der Morphologie. längere Expedition, deren Reſultate auch für Zoologie erwähnenswerth ſind. Frederic Debell Bennett (geb. 1809, geſt. 1859, Bruder von George Bennett, geb. 1804, welcher Auſtralien als Zoolog bereiſte) fuhr 1830-1833 mit einem Walfiſchfänger um die Erde. Von 1826 bis 1830 hatten Philipp Parker King und Robert Fitzroy (geſt. 1865) die Schiffe „Adventure“ und „Beagle“ um die Erde geführt und manches zoologiſch Intereſſante heimgebracht. Beſonders bedeutungsvoll wurde aber die zweite Reiſe derſelben beiden Schiffe unter der Führung des Capt. Rob. Fitzroy, welchen Charles Darwin als Naturforſcher begleitete. Waren ſchon die nächſten Reſultate dieſer Reiſe von großem Werthe, von denen beiſpielsweiſe nur die Fauna der Galapagos, die Natur und Bildung der Koralleninſeln, die foſſile Fauna Süd-Amerika's u. a. erwähnt werden mögen, ſo iſt dieſelbe doch beſonders noch durch den Umſtand merkwürdig geworden, als durch die auf derſelben gewon- nenen Erfahrungen Darwin zuerſt zur Entwickelung jener Theorie an- geregt wurde, welche nicht bloß die Zoologie ſondern alle auf die belebte Natur ſich beziehenden Wiſſenszweige in neue Bahnen führte. Rich. Brinsley Hinds war als Naturforſcher der Fahrt des „Sulphur“ (1836-1842) unter Sir Edw. Belcher zugetheilt. Zur Unter- ſuchung der magnetiſchen Kräfte in der antarctiſchen Region und wo- möglich zur Auffindung des magnetiſchen Südpols waren die beiden Schiffe „Erebus“ und „Terror“ unter Sir James Clark Roß ausgeſandt worden. Mit ihm giengen R. M'Cormick und der Botaniker Joſ. Dalton Hooker. Der als Malakolog bekannt gewordene Arthur Adams begleitete als Naturforſcher Sir Edw. Belcher, als der- ſelbe 1843-1846 die Küſten der indiſchen und chineſiſchen Gewäſſer unterſuchte. Ein deutſcher Botaniker, Berth. Seemann (geſt. 1871) gieng als Naturforſcher mit Capt. Henry Kellett, als dieſer von 1845-1850 eine Reiſe um die Erde und drei Fahrten nach dem Polar- meere zur Aufſuchung John Franklin's ausführte. Endlich nahm Thom. H. Huxley in den Jahren 1846-1850 wie erwähnt an der Expedi- tion der „Rattleſnake“ unter Capt. Owen Stanley Theil. Sehr früh ſchon begannen die Ruſſen ihre größern Reiſen durch Mitſendung von Naturforſchern für die Wiſſenſchaft nutzbar zu machen.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/665>, abgerufen am 24.07.2024.