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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Morphologie.
benutzt hatte. Gehn auch die Ansichten der Morphologen in einzelnen
Punkten auseinander, so ist doch der Grund auch für die neueren For-
men der Theorie des Gliederthierbaues bei Savigny zu finden. -- Die
Morphologie der Mollusken blieb lange Zeit unberücksichtigt. Man
hatte noch mit der äußern Ordnung und übersichtlichen Zusammen-
stellung der verschiedenen Gruppen zu thun, deren anatomisches und
embryologisches Verhalten erst nach und nach bekannt wurde. Savigny
hatte 1816 eine Anzahl früher für Polypen gehaltene Thiere als zu-
sammengesetzte Ascidien erkannt und damit den Formenkreis nicht un-
wesentlich erweitert. Auch die Moosthiere waren von Henri Milne
Edwards
(1836) und Arthur Farre (1839) als mit den Ascidien
verwandt nachgewiesen, während eine ausdrückliche Zurückführung beider
Formen auf einander, von einer etwas verschiedenen Ansicht ausgehend,
von P. J. van Beneden (1845) versucht und George James All-
man
(1852) ausführlich begründet wurde. Für die Morphologie der
echten Mollusken war von größter Bedeutung die musterhafte Ent-
wickelung der Cephalopoden von Albert Kölliker (1844), welche
den Nachweis eines einheitlichen Plans in diesem Thypus ermöglichte.
Von den Bildungsgesetzen desselben entwarf i. J. 1848 Sven Ludw.
Loven
(geb. 1809) eine besonders auf die Entwickelungsgeschichte ge-
gründete zusammenhängende Darstellung, nachdem derselbe Forscher
bereits 1839 einige Punkte eingehend besprochen hatte. Ihm folgte,
einzelne anatomische Verhältnisse schärfer hervorhebend, Rud. Leuckart
(1858). Thomas Henry Huxley35) suchte 1853 den den kopf-
tragenden Mollusken zu Grunde liegenden gemeinsamen Plan näher zu
entwickeln; auf diesen auch die Cephalopoden zurückzuführen versuchte
ich selbst in demselben Jahre. -- Für die große Gruppe der strahlig
gebauten Thiere sind vorzugsweise entwickelungsgeschichtliche Unter-

35) geb. am 4. Mai 1825 in Ealing bei London, studirte Medicin (besonders
als Schüler Wharton Jones'), gieng 1846 als Schiffsarzt mit Macgillivray an
Bord der Rattlesnake unter Capt. Owen Stanley nach Australien und Neu-Guinea.
Er kehrte 1850 zurück und wurde 1855 Professor der Naturgeschichte an der School
of Mines
, 1863 Professor der vergleichenden Anatomie und Physiologie am College
of Surgeons
.

Periode der Morphologie.
benutzt hatte. Gehn auch die Anſichten der Morphologen in einzelnen
Punkten auseinander, ſo iſt doch der Grund auch für die neueren For-
men der Theorie des Gliederthierbaues bei Savigny zu finden. — Die
Morphologie der Mollusken blieb lange Zeit unberückſichtigt. Man
hatte noch mit der äußern Ordnung und überſichtlichen Zuſammen-
ſtellung der verſchiedenen Gruppen zu thun, deren anatomiſches und
embryologiſches Verhalten erſt nach und nach bekannt wurde. Savigny
hatte 1816 eine Anzahl früher für Polypen gehaltene Thiere als zu-
ſammengeſetzte Ascidien erkannt und damit den Formenkreis nicht un-
weſentlich erweitert. Auch die Moosthiere waren von Henri Milne
Edwards
(1836) und Arthur Farre (1839) als mit den Ascidien
verwandt nachgewieſen, während eine ausdrückliche Zurückführung beider
Formen auf einander, von einer etwas verſchiedenen Anſicht ausgehend,
von P. J. van Beneden (1845) verſucht und George James All-
man
(1852) ausführlich begründet wurde. Für die Morphologie der
echten Mollusken war von größter Bedeutung die muſterhafte Ent-
wickelung der Cephalopoden von Albert Kölliker (1844), welche
den Nachweis eines einheitlichen Plans in dieſem Thypus ermöglichte.
Von den Bildungsgeſetzen deſſelben entwarf i. J. 1848 Sven Ludw.
Lovén
(geb. 1809) eine beſonders auf die Entwickelungsgeſchichte ge-
gründete zuſammenhängende Darſtellung, nachdem derſelbe Forſcher
bereits 1839 einige Punkte eingehend beſprochen hatte. Ihm folgte,
einzelne anatomiſche Verhältniſſe ſchärfer hervorhebend, Rud. Leuckart
(1858). Thomas Henry Huxley35) ſuchte 1853 den den kopf-
tragenden Mollusken zu Grunde liegenden gemeinſamen Plan näher zu
entwickeln; auf dieſen auch die Cephalopoden zurückzuführen verſuchte
ich ſelbſt in demſelben Jahre. — Für die große Gruppe der ſtrahlig
gebauten Thiere ſind vorzugsweiſe entwickelungsgeſchichtliche Unter-

35) geb. am 4. Mai 1825 in Ealing bei London, ſtudirte Medicin (beſonders
als Schüler Wharton Jones'), gieng 1846 als Schiffsarzt mit Macgillivray an
Bord der Rattleſnake unter Capt. Owen Stanley nach Auſtralien und Neu-Guinea.
Er kehrte 1850 zurück und wurde 1855 Profeſſor der Naturgeſchichte an der School
of Mines
, 1863 Profeſſor der vergleichenden Anatomie und Phyſiologie am College
of Surgeons
.
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[642/0653] Periode der Morphologie. benutzt hatte. Gehn auch die Anſichten der Morphologen in einzelnen Punkten auseinander, ſo iſt doch der Grund auch für die neueren For- men der Theorie des Gliederthierbaues bei Savigny zu finden. — Die Morphologie der Mollusken blieb lange Zeit unberückſichtigt. Man hatte noch mit der äußern Ordnung und überſichtlichen Zuſammen- ſtellung der verſchiedenen Gruppen zu thun, deren anatomiſches und embryologiſches Verhalten erſt nach und nach bekannt wurde. Savigny hatte 1816 eine Anzahl früher für Polypen gehaltene Thiere als zu- ſammengeſetzte Ascidien erkannt und damit den Formenkreis nicht un- weſentlich erweitert. Auch die Moosthiere waren von Henri Milne Edwards (1836) und Arthur Farre (1839) als mit den Ascidien verwandt nachgewieſen, während eine ausdrückliche Zurückführung beider Formen auf einander, von einer etwas verſchiedenen Anſicht ausgehend, von P. J. van Beneden (1845) verſucht und George James All- man (1852) ausführlich begründet wurde. Für die Morphologie der echten Mollusken war von größter Bedeutung die muſterhafte Ent- wickelung der Cephalopoden von Albert Kölliker (1844), welche den Nachweis eines einheitlichen Plans in dieſem Thypus ermöglichte. Von den Bildungsgeſetzen deſſelben entwarf i. J. 1848 Sven Ludw. Lovén (geb. 1809) eine beſonders auf die Entwickelungsgeſchichte ge- gründete zuſammenhängende Darſtellung, nachdem derſelbe Forſcher bereits 1839 einige Punkte eingehend beſprochen hatte. Ihm folgte, einzelne anatomiſche Verhältniſſe ſchärfer hervorhebend, Rud. Leuckart (1858). Thomas Henry Huxley 35) ſuchte 1853 den den kopf- tragenden Mollusken zu Grunde liegenden gemeinſamen Plan näher zu entwickeln; auf dieſen auch die Cephalopoden zurückzuführen verſuchte ich ſelbſt in demſelben Jahre. — Für die große Gruppe der ſtrahlig gebauten Thiere ſind vorzugsweiſe entwickelungsgeſchichtliche Unter- 35) geb. am 4. Mai 1825 in Ealing bei London, ſtudirte Medicin (beſonders als Schüler Wharton Jones'), gieng 1846 als Schiffsarzt mit Macgillivray an Bord der Rattleſnake unter Capt. Owen Stanley nach Auſtralien und Neu-Guinea. Er kehrte 1850 zurück und wurde 1855 Profeſſor der Naturgeſchichte an der School of Mines, 1863 Profeſſor der vergleichenden Anatomie und Phyſiologie am College of Surgeons.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/653>, abgerufen am 25.11.2024.