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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Uebersicht der den Alten bekannten Thierformen.
durch mehrere Formen vertreten. Ob der Flamingo, dessen Zunge Pli-
nius
nach dem Apicius als Leckerbissen rühmt, schon dem Aristoteles
bekannt war, ist zweifelhaft. Dagegen waren außer den früher ange-
führten Schwänen, Gänsen und Enten noch der Pelikan, Scharben,
Taucher und Möven bekannt.

Am dürftigsten ist bei den alten Schriftstellern im Verhältnisse zu
den übrigen Wirbelthieren die Bekanntschaft mit Reptilien und Am-
phibien vertreten. Man kannte zwar See-, Land- und Süßwasser-
schildkröten, aber nur in einzelnen nicht scharf bestimmten Formen.
Nil-Crocodile kamen sogar nach Rom in den Circus. Daß sie gezähmt
worden sind, beweisen die in verschiedenen ägyptischen Städten gehal-
tenen und verehrten Crocodile; selbst aus späterer Zeit wird manches
erzählt, so daß Firmus in Alexandrien (272 n. Chr.) nach der Erzäh-
lung des Vopiscus unter einer Anzahl von Crocodilen herumgeschwom-
men sei, daß in Arsinoe die Priester die Crocodile wenigstens fütterten
(4. Jahrhundert). Crocodilartige Thiere aus Indien erwähnt bereits
Arrian, eine Angabe, welche später erst von den arabischen Geographen
wiederholt wurde. Von Schlangen sind die gekannten europäischen
Arten schwer mit Sicherheit zu bestimmen. Außer der südeuropäischen
kannte man die ägyptische Schild-Viper und wahrscheinlich noch ein Paar
indische, zum Theil giftige Schlangen64). Unter Augustus wurde eine
colossale Schlange im Circus gezeigt (? Python). Kleine Eidechsenfor-
men, Stellionen65), das Chamaeleon und einige andere schwer zu deu-
tende Arten repräsentiren die Saurier. Von Amphibien wurde der
jedenfalls gesehene und beobachtete Salamander mit vielen fabelhaften
Uebertreibungen geschildert. Außer ihm kannte man kaum eine andere
geschwänzte Form. Frösche und Kröten waren dagegen wohlbekannt.


64) Eine Anzahl von Schlangen, welche indeß nur dem Namen nach ange-
führt werden, erwähnt Andromachus, Leibarzt des Kaisers Nero, in seinem berühm-
ten Theriak: theriake di ekhidnon.
65) Apollonius Dyskolos citirt (Hist. mirab. 39) aus Aristoteles (en tais
eklogais ton Anatomon) eine Stelle, wo letzterer erzählt, in Paphos sei eine
Schlange mit zwei Füßen, denen des Landcrocodils (Stellio) ähnlich, gesehen wor-
den. Ob hier eine unvollständige Beobachtung einer Skinkoiden-Form zu Grunde
liegt?
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Ueberſicht der den Alten bekannten Thierformen.
durch mehrere Formen vertreten. Ob der Flamingo, deſſen Zunge Pli-
nius
nach dem Apicius als Leckerbiſſen rühmt, ſchon dem Ariſtoteles
bekannt war, iſt zweifelhaft. Dagegen waren außer den früher ange-
führten Schwänen, Gänſen und Enten noch der Pelikan, Scharben,
Taucher und Möven bekannt.

Am dürftigſten iſt bei den alten Schriftſtellern im Verhältniſſe zu
den übrigen Wirbelthieren die Bekanntſchaft mit Reptilien und Am-
phibien vertreten. Man kannte zwar See-, Land- und Süßwaſſer-
ſchildkröten, aber nur in einzelnen nicht ſcharf beſtimmten Formen.
Nil-Crocodile kamen ſogar nach Rom in den Circus. Daß ſie gezähmt
worden ſind, beweiſen die in verſchiedenen ägyptiſchen Städten gehal-
tenen und verehrten Crocodile; ſelbſt aus ſpäterer Zeit wird manches
erzählt, ſo daß Firmus in Alexandrien (272 n. Chr.) nach der Erzäh-
lung des Vopiscus unter einer Anzahl von Crocodilen herumgeſchwom-
men ſei, daß in Arſinoë die Prieſter die Crocodile wenigſtens fütterten
(4. Jahrhundert). Crocodilartige Thiere aus Indien erwähnt bereits
Arrian, eine Angabe, welche ſpäter erſt von den arabiſchen Geographen
wiederholt wurde. Von Schlangen ſind die gekannten europäiſchen
Arten ſchwer mit Sicherheit zu beſtimmen. Außer der ſüdeuropäiſchen
kannte man die ägyptiſche Schild-Viper und wahrſcheinlich noch ein Paar
indiſche, zum Theil giftige Schlangen64). Unter Auguſtus wurde eine
coloſſale Schlange im Circus gezeigt (? Python). Kleine Eidechſenfor-
men, Stellionen65), das Chamaeleon und einige andere ſchwer zu deu-
tende Arten repräſentiren die Saurier. Von Amphibien wurde der
jedenfalls geſehene und beobachtete Salamander mit vielen fabelhaften
Uebertreibungen geſchildert. Außer ihm kannte man kaum eine andere
geſchwänzte Form. Fröſche und Kröten waren dagegen wohlbekannt.


64) Eine Anzahl von Schlangen, welche indeß nur dem Namen nach ange-
führt werden, erwähnt Andromachus, Leibarzt des Kaiſers Nero, in ſeinem berühm-
ten Theriak: θηριακὴ δἰ ἐχίδνων.
65) Apollonius Dyskolos citirt (Hist. mirab. 39) aus Ariſtoteles (ἐν ταῖς
ἐκλογαῖς τῶν Ἀνατομῶν) eine Stelle, wo letzterer erzählt, in Paphos ſei eine
Schlange mit zwei Füßen, denen des Landcrocodils (Stellio) ähnlich, geſehen wor-
den. Ob hier eine unvollſtändige Beobachtung einer Skinkoiden-Form zu Grunde
liegt?
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[51/0062] Ueberſicht der den Alten bekannten Thierformen. durch mehrere Formen vertreten. Ob der Flamingo, deſſen Zunge Pli- nius nach dem Apicius als Leckerbiſſen rühmt, ſchon dem Ariſtoteles bekannt war, iſt zweifelhaft. Dagegen waren außer den früher ange- führten Schwänen, Gänſen und Enten noch der Pelikan, Scharben, Taucher und Möven bekannt. Am dürftigſten iſt bei den alten Schriftſtellern im Verhältniſſe zu den übrigen Wirbelthieren die Bekanntſchaft mit Reptilien und Am- phibien vertreten. Man kannte zwar See-, Land- und Süßwaſſer- ſchildkröten, aber nur in einzelnen nicht ſcharf beſtimmten Formen. Nil-Crocodile kamen ſogar nach Rom in den Circus. Daß ſie gezähmt worden ſind, beweiſen die in verſchiedenen ägyptiſchen Städten gehal- tenen und verehrten Crocodile; ſelbſt aus ſpäterer Zeit wird manches erzählt, ſo daß Firmus in Alexandrien (272 n. Chr.) nach der Erzäh- lung des Vopiscus unter einer Anzahl von Crocodilen herumgeſchwom- men ſei, daß in Arſinoë die Prieſter die Crocodile wenigſtens fütterten (4. Jahrhundert). Crocodilartige Thiere aus Indien erwähnt bereits Arrian, eine Angabe, welche ſpäter erſt von den arabiſchen Geographen wiederholt wurde. Von Schlangen ſind die gekannten europäiſchen Arten ſchwer mit Sicherheit zu beſtimmen. Außer der ſüdeuropäiſchen kannte man die ägyptiſche Schild-Viper und wahrſcheinlich noch ein Paar indiſche, zum Theil giftige Schlangen 64). Unter Auguſtus wurde eine coloſſale Schlange im Circus gezeigt (? Python). Kleine Eidechſenfor- men, Stellionen 65), das Chamaeleon und einige andere ſchwer zu deu- tende Arten repräſentiren die Saurier. Von Amphibien wurde der jedenfalls geſehene und beobachtete Salamander mit vielen fabelhaften Uebertreibungen geſchildert. Außer ihm kannte man kaum eine andere geſchwänzte Form. Fröſche und Kröten waren dagegen wohlbekannt. 64) Eine Anzahl von Schlangen, welche indeß nur dem Namen nach ange- führt werden, erwähnt Andromachus, Leibarzt des Kaiſers Nero, in ſeinem berühm- ten Theriak: θηριακὴ δἰ ἐχίδνων. 65) Apollonius Dyskolos citirt (Hist. mirab. 39) aus Ariſtoteles (ἐν ταῖς ἐκλογαῖς τῶν Ἀνατομῶν) eine Stelle, wo letzterer erzählt, in Paphos ſei eine Schlange mit zwei Füßen, denen des Landcrocodils (Stellio) ähnlich, geſehen wor- den. Ob hier eine unvollſtändige Beobachtung einer Skinkoiden-Form zu Grunde liegt? 4*

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/62>, abgerufen am 24.11.2024.