Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

Bild:
<< vorherige Seite

Uebersicht der den Alten bekannten Thierformen.
Caesar (diversum confusa genus panthera camelo, sagt Horaz von
ihr). Alte Abbildungen derselben finden sich öfter, so z. B. auf
einem antiken Mosaik (allerdings wenigstens wohl nachhadrianisch) und
einem Sarkophag mit dem indischen Triumph des Bacchus61). Der
Kamele wurde bereits früher gedacht. Von Walthieren waren Del-
phin, Tümmler, und die Existenz von Bartenwalen bekannt. Die
colossalen Knochen, welche M. Aemilius Scaurus 83 n. Chr. zur
Schau brachte, waren vielleicht die eines großen gestrandeten Wales.
Walartige Thiere in Indien erwähnt Arrian; Plinius gedenkt der Pla-
tanista als im Ganges vorkommend, mit Rüssel und Schwanz des
Delphins.

Ungleich schwerer als in Bezug auf die Säugethiere ist es, eine
kurze Uebersicht der Formen zu geben, welche den Völkern des Alter-
thums aus den übrigen Wirbelthierklassen bekannt waren. Zweck dieser
Zusammenstellung ist indeß nicht eine vollständige Aufzählung der etwa
wiedererkennbaren Arten, sondern ein Hinweis auf den ungefähren
Umfang der Formkenntniß der Alten. Es wird daher das Folgende
genügen. Was die Vögel betrifft, so führt schon Aristoteles Papa-
geyen als indische Vögel an; ähnlich Arrian; doch waren auch
aus Afrika solche bekannt. Außer dem Kuckuck, dessen Gewohnheit
seine Eier in fremde Nester zu legen der Aufmerksamkeit der Alten
nicht entgangen war, werden noch aus der Ordnung der Kuckucks-
artigen Eisvögel62), Bienenfresser und der Wiedehopf mehr oder we-
niger ausführlich geschildert. Die Ordnung der Spechte kannte man

61) Das pränestiner Mosaik abgebildet von Barthelemy in: Mem. de
l'Acad. d. Inscr. T. XXX, 1760. p. 334;
auch auf einem Wandgemälde eines
Columbarium der Villa Panfili. s. O. Jahn, in: Abhandlg. d. K. Bayer. Akad.
Philos. hist. Kl. Bd. 8. 1858. Taf. I. Fig. 1.; ferner auf Münzen, und zwar vor-
christlichen der Cyrenaika (s. Liebe, Gotha numm. S. 393), wo Cavedoni, der
das Thier für eine Giraffe hält, jedenfalls Recht hat gegen Liebe und Eckhel, und
auf alexandrinischen aus Antoninus Pius' Zeit. Wegen des Sarkophags s. Bullet.
dell' Istit. arch. 1858. p. 40
; ferner ebend. p. 125
62) Nach der oben angeführten Stelle des Alkman (Anm. 16. S. 19) wird es
wahrscheinlich, daß Antigonus Carystius Recht hat, wenn er den kerulos als Männ-
chen von alkuon bezeichnet. Im Aristoteles kommt er nur einmal vor (Hist.
anim. VIII, 3. 47
).
V. Carus, Gesch. d. Zool. 4

Ueberſicht der den Alten bekannten Thierformen.
Caeſar (diversum confusa genus panthera camelo, ſagt Horaz von
ihr). Alte Abbildungen derſelben finden ſich öfter, ſo z. B. auf
einem antiken Moſaik (allerdings wenigſtens wohl nachhadrianiſch) und
einem Sarkophag mit dem indiſchen Triumph des Bacchus61). Der
Kamele wurde bereits früher gedacht. Von Walthieren waren Del-
phin, Tümmler, und die Exiſtenz von Bartenwalen bekannt. Die
coloſſalen Knochen, welche M. Aemilius Scaurus 83 n. Chr. zur
Schau brachte, waren vielleicht die eines großen geſtrandeten Wales.
Walartige Thiere in Indien erwähnt Arrian; Plinius gedenkt der Pla-
taniſta als im Ganges vorkommend, mit Rüſſel und Schwanz des
Delphins.

Ungleich ſchwerer als in Bezug auf die Säugethiere iſt es, eine
kurze Ueberſicht der Formen zu geben, welche den Völkern des Alter-
thums aus den übrigen Wirbelthierklaſſen bekannt waren. Zweck dieſer
Zuſammenſtellung iſt indeß nicht eine vollſtändige Aufzählung der etwa
wiedererkennbaren Arten, ſondern ein Hinweis auf den ungefähren
Umfang der Formkenntniß der Alten. Es wird daher das Folgende
genügen. Was die Vögel betrifft, ſo führt ſchon Ariſtoteles Papa-
geyen als indiſche Vögel an; ähnlich Arrian; doch waren auch
aus Afrika ſolche bekannt. Außer dem Kuckuck, deſſen Gewohnheit
ſeine Eier in fremde Neſter zu legen der Aufmerkſamkeit der Alten
nicht entgangen war, werden noch aus der Ordnung der Kuckucks-
artigen Eisvögel62), Bienenfreſſer und der Wiedehopf mehr oder we-
niger ausführlich geſchildert. Die Ordnung der Spechte kannte man

61) Das präneſtiner Moſaik abgebildet von Barthélemy in: Mém. de
l'Acad. d. Inscr. T. XXX, 1760. p. 334;
auch auf einem Wandgemälde eines
Columbarium der Villa Panfili. ſ. O. Jahn, in: Abhandlg. d. K. Bayer. Akad.
Philoſ. hiſt. Kl. Bd. 8. 1858. Taf. I. Fig. 1.; ferner auf Münzen, und zwar vor-
chriſtlichen der Cyrenaika (ſ. Liebe, Gotha numm. S. 393), wo Cavedoni, der
das Thier für eine Giraffe hält, jedenfalls Recht hat gegen Liebe und Eckhel, und
auf alexandriniſchen aus Antoninus Pius' Zeit. Wegen des Sarkophags ſ. Bullet.
dell' Istit. arch. 1858. p. 40
; ferner ebend. p. 125
62) Nach der oben angeführten Stelle des Alkman (Anm. 16. S. 19) wird es
wahrſcheinlich, daß Antigonus Caryſtius Recht hat, wenn er den κήρυλος als Männ-
chen von ἀλκύων bezeichnet. Im Ariſtoteles kommt er nur einmal vor (Hist.
anim. VIII, 3. 47
).
V. Carus, Geſch. d. Zool. 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0060" n="49"/><fw place="top" type="header">Ueber&#x017F;icht der den Alten bekannten Thierformen.</fw><lb/>
Cae&#x017F;ar (<hi rendition="#aq">diversum confusa genus panthera camelo,</hi> &#x017F;agt <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118553569">Horaz</persName> von<lb/>
ihr). Alte Abbildungen der&#x017F;elben finden &#x017F;ich öfter, &#x017F;o z. B. auf<lb/>
einem antiken Mo&#x017F;aik (allerdings wenig&#x017F;tens wohl nachhadriani&#x017F;ch) und<lb/>
einem Sarkophag mit dem indi&#x017F;chen Triumph des Bacchus<note place="foot" n="61)">Das präne&#x017F;tiner Mo&#x017F;aik abgebildet von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117566047">Barthélemy</persName></hi></hi> in: <hi rendition="#aq">Mém. de<lb/>
l'Acad. d. Inscr. T. XXX, 1760. p. 334;</hi> auch auf einem Wandgemälde eines<lb/>
Columbarium der Villa Panfili. &#x017F;. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118556657">O. <hi rendition="#g">Jahn</hi></persName>, in: Abhandlg. d. K. Bayer. Akad.<lb/>
Philo&#x017F;. hi&#x017F;t. Kl. Bd. 8. 1858. Taf. <hi rendition="#aq">I.</hi> Fig. 1.; ferner auf Münzen, und zwar vor-<lb/>
chri&#x017F;tlichen der Cyrenaika (&#x017F;. <hi rendition="#g">Liebe</hi>, <hi rendition="#aq">Gotha numm.</hi> S. 393), wo Cavedoni, der<lb/>
das Thier für eine Giraffe hält, jedenfalls Recht hat gegen Liebe und Eckhel, und<lb/>
auf alexandrini&#x017F;chen aus <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118503499">Antoninus Pius</persName>' Zeit. Wegen des Sarkophags &#x017F;. <hi rendition="#aq">Bullet.<lb/>
dell' Istit. arch. 1858. p. 40</hi>; ferner ebend. <hi rendition="#aq">p. 125</hi></note>. Der<lb/>
Kamele wurde bereits früher gedacht. Von <hi rendition="#g">Walthieren</hi> waren Del-<lb/>
phin, Tümmler, und die Exi&#x017F;tenz von Bartenwalen bekannt. Die<lb/>
colo&#x017F;&#x017F;alen Knochen, welche <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118653040">M. Aemilius Scaurus</persName> 83 n. Chr. zur<lb/>
Schau brachte, waren vielleicht die eines großen ge&#x017F;trandeten Wales.<lb/>
Walartige Thiere in Indien erwähnt <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118504436">Arrian</persName>; <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118595083">Plinius</persName> gedenkt der Pla-<lb/>
tani&#x017F;ta als im Ganges vorkommend, mit Rü&#x017F;&#x017F;el und Schwanz des<lb/>
Delphins.</p><lb/>
          <p>Ungleich &#x017F;chwerer als in Bezug auf die Säugethiere i&#x017F;t es, eine<lb/>
kurze Ueber&#x017F;icht der Formen zu geben, welche den Völkern des Alter-<lb/>
thums aus den übrigen Wirbelthierkla&#x017F;&#x017F;en bekannt waren. Zweck die&#x017F;er<lb/>
Zu&#x017F;ammen&#x017F;tellung i&#x017F;t indeß nicht eine voll&#x017F;tändige Aufzählung der etwa<lb/>
wiedererkennbaren Arten, &#x017F;ondern ein Hinweis auf den ungefähren<lb/>
Umfang der Formkenntniß der Alten. Es wird daher das Folgende<lb/>
genügen. Was die <hi rendition="#g">Vögel</hi> betrifft, &#x017F;o führt &#x017F;chon <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ari&#x017F;toteles</persName> Papa-<lb/>
geyen als indi&#x017F;che Vögel an; ähnlich <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118504436">Arrian</persName>; doch waren auch<lb/>
aus Afrika &#x017F;olche bekannt. Außer dem Kuckuck, de&#x017F;&#x017F;en Gewohnheit<lb/>
&#x017F;eine Eier in fremde Ne&#x017F;ter zu legen der Aufmerk&#x017F;amkeit der Alten<lb/>
nicht entgangen war, werden noch aus der Ordnung der Kuckucks-<lb/>
artigen Eisvögel<note place="foot" n="62)">Nach der oben angeführten Stelle des Alkman (Anm. 16. S. 19) wird es<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich, daß <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118503383">Antigonus Cary&#x017F;tius</persName> Recht hat, wenn er den &#x03BA;&#x1F75;&#x03C1;&#x03C5;&#x03BB;&#x03BF;&#x03C2; als Männ-<lb/>
chen von &#x1F00;&#x03BB;&#x03BA;&#x1F7B;&#x03C9;&#x03BD; bezeichnet. Im <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ari&#x017F;toteles</persName> kommt er nur einmal vor (<hi rendition="#aq">Hist.<lb/>
anim. VIII, 3. 47</hi>).</note>, Bienenfre&#x017F;&#x017F;er und der Wiedehopf mehr oder we-<lb/>
niger ausführlich ge&#x017F;childert. Die Ordnung der Spechte kannte man<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/104288647">V. <hi rendition="#g">Carus</hi></persName>, Ge&#x017F;ch. d. Zool. 4</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0060] Ueberſicht der den Alten bekannten Thierformen. Caeſar (diversum confusa genus panthera camelo, ſagt Horaz von ihr). Alte Abbildungen derſelben finden ſich öfter, ſo z. B. auf einem antiken Moſaik (allerdings wenigſtens wohl nachhadrianiſch) und einem Sarkophag mit dem indiſchen Triumph des Bacchus 61). Der Kamele wurde bereits früher gedacht. Von Walthieren waren Del- phin, Tümmler, und die Exiſtenz von Bartenwalen bekannt. Die coloſſalen Knochen, welche M. Aemilius Scaurus 83 n. Chr. zur Schau brachte, waren vielleicht die eines großen geſtrandeten Wales. Walartige Thiere in Indien erwähnt Arrian; Plinius gedenkt der Pla- taniſta als im Ganges vorkommend, mit Rüſſel und Schwanz des Delphins. Ungleich ſchwerer als in Bezug auf die Säugethiere iſt es, eine kurze Ueberſicht der Formen zu geben, welche den Völkern des Alter- thums aus den übrigen Wirbelthierklaſſen bekannt waren. Zweck dieſer Zuſammenſtellung iſt indeß nicht eine vollſtändige Aufzählung der etwa wiedererkennbaren Arten, ſondern ein Hinweis auf den ungefähren Umfang der Formkenntniß der Alten. Es wird daher das Folgende genügen. Was die Vögel betrifft, ſo führt ſchon Ariſtoteles Papa- geyen als indiſche Vögel an; ähnlich Arrian; doch waren auch aus Afrika ſolche bekannt. Außer dem Kuckuck, deſſen Gewohnheit ſeine Eier in fremde Neſter zu legen der Aufmerkſamkeit der Alten nicht entgangen war, werden noch aus der Ordnung der Kuckucks- artigen Eisvögel 62), Bienenfreſſer und der Wiedehopf mehr oder we- niger ausführlich geſchildert. Die Ordnung der Spechte kannte man 61) Das präneſtiner Moſaik abgebildet von Barthélemy in: Mém. de l'Acad. d. Inscr. T. XXX, 1760. p. 334; auch auf einem Wandgemälde eines Columbarium der Villa Panfili. ſ. O. Jahn, in: Abhandlg. d. K. Bayer. Akad. Philoſ. hiſt. Kl. Bd. 8. 1858. Taf. I. Fig. 1.; ferner auf Münzen, und zwar vor- chriſtlichen der Cyrenaika (ſ. Liebe, Gotha numm. S. 393), wo Cavedoni, der das Thier für eine Giraffe hält, jedenfalls Recht hat gegen Liebe und Eckhel, und auf alexandriniſchen aus Antoninus Pius' Zeit. Wegen des Sarkophags ſ. Bullet. dell' Istit. arch. 1858. p. 40; ferner ebend. p. 125 62) Nach der oben angeführten Stelle des Alkman (Anm. 16. S. 19) wird es wahrſcheinlich, daß Antigonus Caryſtius Recht hat, wenn er den κήρυλος als Männ- chen von ἀλκύων bezeichnet. Im Ariſtoteles kommt er nur einmal vor (Hist. anim. VIII, 3. 47). V. Carus, Geſch. d. Zool. 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/60
Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/60>, abgerufen am 24.11.2024.