Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.stimmtere Geltung in dem allgemeinen von der Natur zu entwerfenden Bilde verschaffen sollte. Erst nachdem er zehn Jahre am Pflanzen- garten angestellt war, veröffentlichte er 1749 die ersten drei Bände seiner Naturgeschichte, welche die Hypothesen über die Kosmogonie, über Zeugung und Ernährung und die Schilderung des Menschen ent- hielten. In den zunächst folgenden Bänden, welche die Geschichte der Hausthiere, Fleischfresser u. s. f. brachten, sprach er sich gegen An- wendung irgend einer systematischen Methode so stark aus, daß er sie selbst für schädlich erklärte. Als er aber zur Schilderung der Affen kam und damit zum erstenmale einer an Arten und Gattungen zahl- reichen Gruppe gegenübertrat, konnte er eine methodische Auseinander- setzung der einzelnen Formen und eine systematisch präcisere Charakte- risirung derselben doch nicht entbehren. Bei den ersten Bänden half ihm Philibert Gueneau de Montbeillard (geb. 1720 in Semur), dessen Stil von dem Buffon's kaum zu unterscheiden sein soll, bei den später bearbeiteten Vögeln außer jenem auch der Abbe Gabriel Leopold Bexon (aus Remirecourt, geb. 1748). Zur Bearbeitung der übrigen Thierclassen kam Buffon nicht mehr selbst; sie wurden nach seinem 1788 erfolgten Tode mehr oder weniger in seinem Geiste, durchschnittlich aber doch den systematischen Anforderungen mehr ent- sprechend, zunächst von Lacepede zu bearbeiten begonnen, denen dann in späteren Ausgaben als Ergänzungen von Buffon's großer Natur- geschichte die Abtheilungen von Latreille, Bosc, Sonnini u. A. sich anschlossen. -- Den größten Erfolg hat Buffon jedenfalls der ganzen Art seiner Darstellung zu verdanken. In warmen, häufig geradezu begeistertem Tone schildert er, ohne den weiteren Leserkreis durch strenge systematische Ordnung zu ermüden, das Weltall, die Entwickelung der Erde u. s. f. bis herab auf die einzelnen thierischen Gestalten. Und wie er bei letzteren nicht bloß die Form als solche berücksichtigt, sondern durch eine Schilderung des Vaterlands, der Sitten und Lebensgewohn- heiten, der Instincte u. s. w. das Interesse an der Oekonomie der Natur im Ganzen rege zu halten suchte, so bemühte er sich auch über- haupt, die einzelnen Naturerscheinungen als in einem engen Verbande stehend, darzustellen. Seine Hypothesen über die Entwickelungsstufen ſtimmtere Geltung in dem allgemeinen von der Natur zu entwerfenden Bilde verſchaffen ſollte. Erſt nachdem er zehn Jahre am Pflanzen- garten angeſtellt war, veröffentlichte er 1749 die erſten drei Bände ſeiner Naturgeſchichte, welche die Hypotheſen über die Kosmogonie, über Zeugung und Ernährung und die Schilderung des Menſchen ent- hielten. In den zunächſt folgenden Bänden, welche die Geſchichte der Hausthiere, Fleiſchfreſſer u. ſ. f. brachten, ſprach er ſich gegen An- wendung irgend einer ſyſtematiſchen Methode ſo ſtark aus, daß er ſie ſelbſt für ſchädlich erklärte. Als er aber zur Schilderung der Affen kam und damit zum erſtenmale einer an Arten und Gattungen zahl- reichen Gruppe gegenübertrat, konnte er eine methodiſche Auseinander- ſetzung der einzelnen Formen und eine ſyſtematiſch präciſere Charakte- riſirung derſelben doch nicht entbehren. Bei den erſten Bänden half ihm Philibert Guéneau de Montbeillard (geb. 1720 in Semur), deſſen Stil von dem Buffon's kaum zu unterſcheiden ſein ſoll, bei den ſpäter bearbeiteten Vögeln außer jenem auch der Abbé Gabriel Leopold Bexon (aus Remirecourt, geb. 1748). Zur Bearbeitung der übrigen Thierclaſſen kam Buffon nicht mehr ſelbſt; ſie wurden nach ſeinem 1788 erfolgten Tode mehr oder weniger in ſeinem Geiſte, durchſchnittlich aber doch den ſyſtematiſchen Anforderungen mehr ent- ſprechend, zunächſt von Lacépède zu bearbeiten begonnen, denen dann in ſpäteren Ausgaben als Ergänzungen von Buffon's großer Natur- geſchichte die Abtheilungen von Latreille, Boſc, Sonnini u. A. ſich anſchloſſen. — Den größten Erfolg hat Buffon jedenfalls der ganzen Art ſeiner Darſtellung zu verdanken. In warmen, häufig geradezu begeiſtertem Tone ſchildert er, ohne den weiteren Leſerkreis durch ſtrenge ſyſtematiſche Ordnung zu ermüden, das Weltall, die Entwickelung der Erde u. ſ. f. bis herab auf die einzelnen thieriſchen Geſtalten. Und wie er bei letzteren nicht bloß die Form als ſolche berückſichtigt, ſondern durch eine Schilderung des Vaterlands, der Sitten und Lebensgewohn- heiten, der Inſtincte u. ſ. w. das Intereſſe an der Oekonomie der Natur im Ganzen rege zu halten ſuchte, ſo bemühte er ſich auch über- haupt, die einzelnen Naturerſcheinungen als in einem engen Verbande ſtehend, darzuſtellen. Seine Hypotheſen über die Entwickelungsſtufen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0534" n="523"/><fw place="top" type="header"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118517252">Buffon</persName>.</fw><lb/> ſtimmtere Geltung in dem allgemeinen von der Natur zu entwerfenden<lb/> Bilde verſchaffen ſollte. Erſt nachdem er zehn Jahre am Pflanzen-<lb/> garten angeſtellt war, veröffentlichte er 1749 die erſten drei Bände<lb/> ſeiner Naturgeſchichte, welche die Hypotheſen über die Kosmogonie,<lb/> über Zeugung und Ernährung und die Schilderung des Menſchen ent-<lb/> hielten. 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Buffon.
ſtimmtere Geltung in dem allgemeinen von der Natur zu entwerfenden
Bilde verſchaffen ſollte. Erſt nachdem er zehn Jahre am Pflanzen-
garten angeſtellt war, veröffentlichte er 1749 die erſten drei Bände
ſeiner Naturgeſchichte, welche die Hypotheſen über die Kosmogonie,
über Zeugung und Ernährung und die Schilderung des Menſchen ent-
hielten. In den zunächſt folgenden Bänden, welche die Geſchichte der
Hausthiere, Fleiſchfreſſer u. ſ. f. brachten, ſprach er ſich gegen An-
wendung irgend einer ſyſtematiſchen Methode ſo ſtark aus, daß er ſie
ſelbſt für ſchädlich erklärte. Als er aber zur Schilderung der Affen
kam und damit zum erſtenmale einer an Arten und Gattungen zahl-
reichen Gruppe gegenübertrat, konnte er eine methodiſche Auseinander-
ſetzung der einzelnen Formen und eine ſyſtematiſch präciſere Charakte-
riſirung derſelben doch nicht entbehren. Bei den erſten Bänden half
ihm Philibert Guéneau de Montbeillard (geb. 1720 in
Semur), deſſen Stil von dem Buffon's kaum zu unterſcheiden ſein ſoll,
bei den ſpäter bearbeiteten Vögeln außer jenem auch der Abbé Gabriel
Leopold Bexon (aus Remirecourt, geb. 1748). Zur Bearbeitung
der übrigen Thierclaſſen kam Buffon nicht mehr ſelbſt; ſie wurden
nach ſeinem 1788 erfolgten Tode mehr oder weniger in ſeinem Geiſte,
durchſchnittlich aber doch den ſyſtematiſchen Anforderungen mehr ent-
ſprechend, zunächſt von Lacépède zu bearbeiten begonnen, denen dann
in ſpäteren Ausgaben als Ergänzungen von Buffon's großer Natur-
geſchichte die Abtheilungen von Latreille, Boſc, Sonnini u. A. ſich
anſchloſſen. — Den größten Erfolg hat Buffon jedenfalls der ganzen
Art ſeiner Darſtellung zu verdanken. In warmen, häufig geradezu
begeiſtertem Tone ſchildert er, ohne den weiteren Leſerkreis durch ſtrenge
ſyſtematiſche Ordnung zu ermüden, das Weltall, die Entwickelung der
Erde u. ſ. f. bis herab auf die einzelnen thieriſchen Geſtalten. Und
wie er bei letzteren nicht bloß die Form als ſolche berückſichtigt, ſondern
durch eine Schilderung des Vaterlands, der Sitten und Lebensgewohn-
heiten, der Inſtincte u. ſ. w. das Intereſſe an der Oekonomie der
Natur im Ganzen rege zu halten ſuchte, ſo bemühte er ſich auch über-
haupt, die einzelnen Naturerſcheinungen als in einem engen Verbande
ſtehend, darzuſtellen. Seine Hypotheſen über die Entwickelungsſtufen
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