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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Systematik.
Verwandtschaft der neben einandergestellten Formen vorkommen, läßt
sich eben bei der Aeußerlichkeit des Eintheilungsgrundes voraus er-
warten; doch sind dieselben an Zahl geringer als in anderen Theilen
des mit den Wirbellosen sich beschäftigenden Theiles seines Systems.
Wie bei den Fischen die Gliedmaßen, so waren ihm die Flügel das aus-
schlaggebende Merkmal. In der ersten Ausgabe des Natursystems stellte
er vier Ordnungen auf: Coleoptera, Angioptera, Hemiptera und
Aptera. Von diesen ist die erste nicht bloß den Käfern im heutigen
Sinne
des Namens Coleoptera entsprechend, sondern enthält später auch
die
Orthoptera, in der sechsten Ausgabe sämmtlich, in der zwölften wenig-
stens noch die Gattung Forficula, während die übrigen Orthopterengat-
tungen Blatta, Gryllus, und hierauf Mantis, zu den Hemipteren
ge-
rechnet werden, wo sie mit Ausnahme der Blatta unter der einzigen
Gattung Gryllus vereinigt schon in der ersten Ausgabe standen. Die
Ordnung Angioptera, später Gymnoptera genannt,
charakterisirt
Linne als mit Flügeln versehene, aber der Flügeldecken entbehrende In-
secten und rechnet hierzu die von ihm später selbst getrennten Ordnungen
der Neuroptera, Lepidoptera, Hymenoptera und Diptera. Diesen
Ordnungen stellt er in den späteren Ausgaben die Hemiptera voran,
welche ursprünglich als Insecten gekennzeichnet wurden, bei welchen
Flügeldecken nur einzelnen Individuen zukämen. Er rechnete hierzu außer
den auch jetzt noch dahin gehörigen Cimex, Notonecta und
Nepa und
außer den erwähnten Gryllus die Gattungen Lampyris und
Formica.
Merkwürdig genug erscheint selbst bei Linne anfangs der Skorpion noch
als mit vier schlaffen Flügeln versehen unter den Hemipteren. Von der
sechsten Ausgabe an erhält die Ordnung ungefähr den jetzigen Umfang
mit Einschluß von Coccus, Chermes, Aphis und Thrips. Die
Netz-
flügler, Schuppenflügler, Aderflügler und Zweiflügler faßte er schon
in der sechsten Ausgabe (auch in der Fauna suecica von 1746) in der-
selben Charakterisirung, wie sie ohne Rücksicht auf Metamorphosen zu
nehmen noch jetzt aufgefaßt werden; nur war ursprünglich die Zahl
der Gattungen gering, bei den Lepidopteren fanden sich z. B. nur die bei-
den, die Tag- und Nachtfalter darstellenden Papilio und
Phalaena,
zwischen welche beide in der zehnten Ausgabe noch Sphinx trat. Die

Periode der Syſtematik.
Verwandtſchaft der neben einandergeſtellten Formen vorkommen, läßt
ſich eben bei der Aeußerlichkeit des Eintheilungsgrundes voraus er-
warten; doch ſind dieſelben an Zahl geringer als in anderen Theilen
des mit den Wirbelloſen ſich beſchäftigenden Theiles ſeines Syſtems.
Wie bei den Fiſchen die Gliedmaßen, ſo waren ihm die Flügel das aus-
ſchlaggebende Merkmal. In der erſten Ausgabe des Naturſyſtems ſtellte
er vier Ordnungen auf: Coleoptera, Angioptera, Hemiptera und
Aptera. Von dieſen iſt die erſte nicht bloß den Käfern im heutigen
Sinne
des Namens Coleoptera entſprechend, ſondern enthält ſpäter auch
die
Orthoptera, in der ſechſten Ausgabe ſämmtlich, in der zwölften wenig-
ſtens noch die Gattung Forficula, während die übrigen Orthopterengat-
tungen Blatta, Gryllus, und hierauf Mantis, zu den Hemipteren
ge-
rechnet werden, wo ſie mit Ausnahme der Blatta unter der einzigen
Gattung Gryllus vereinigt ſchon in der erſten Ausgabe ſtanden. Die
Ordnung Angioptera, ſpäter Gymnoptera genannt,
charakteriſirt
Linné als mit Flügeln verſehene, aber der Flügeldecken entbehrende In-
ſecten und rechnet hierzu die von ihm ſpäter ſelbſt getrennten Ordnungen
der Neuroptera, Lepidoptera, Hymenoptera und Diptera. Dieſen
Ordnungen ſtellt er in den ſpäteren Ausgaben die Hemiptera voran,
welche urſprünglich als Inſecten gekennzeichnet wurden, bei welchen
Flügeldecken nur einzelnen Individuen zukämen. Er rechnete hierzu außer
den auch jetzt noch dahin gehörigen Cimex, Notonecta und
Nepa und
außer den erwähnten Gryllus die Gattungen Lampyris und
Formica.
Merkwürdig genug erſcheint ſelbſt bei Linné anfangs der Skorpion noch
als mit vier ſchlaffen Flügeln verſehen unter den Hemipteren. Von der
ſechſten Ausgabe an erhält die Ordnung ungefähr den jetzigen Umfang
mit Einſchluß von Coccus, Chermes, Aphis und Thrips. Die
Netz-
flügler, Schuppenflügler, Aderflügler und Zweiflügler faßte er ſchon
in der ſechſten Ausgabe (auch in der Fauna suecica von 1746) in der-
ſelben Charakteriſirung, wie ſie ohne Rückſicht auf Metamorphoſen zu
nehmen noch jetzt aufgefaßt werden; nur war urſprünglich die Zahl
der Gattungen gering, bei den Lepidopteren fanden ſich z. B. nur die bei-
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[512/0523] Periode der Syſtematik. Verwandtſchaft der neben einandergeſtellten Formen vorkommen, läßt ſich eben bei der Aeußerlichkeit des Eintheilungsgrundes voraus er- warten; doch ſind dieſelben an Zahl geringer als in anderen Theilen des mit den Wirbelloſen ſich beſchäftigenden Theiles ſeines Syſtems. Wie bei den Fiſchen die Gliedmaßen, ſo waren ihm die Flügel das aus- ſchlaggebende Merkmal. In der erſten Ausgabe des Naturſyſtems ſtellte er vier Ordnungen auf: Coleoptera, Angioptera, Hemiptera und Aptera. Von dieſen iſt die erſte nicht bloß den Käfern im heutigen Sinne des Namens Coleoptera entſprechend, ſondern enthält ſpäter auch die Orthoptera, in der ſechſten Ausgabe ſämmtlich, in der zwölften wenig- ſtens noch die Gattung Forficula, während die übrigen Orthopterengat- tungen Blatta, Gryllus, und hierauf Mantis, zu den Hemipteren ge- rechnet werden, wo ſie mit Ausnahme der Blatta unter der einzigen Gattung Gryllus vereinigt ſchon in der erſten Ausgabe ſtanden. Die Ordnung Angioptera, ſpäter Gymnoptera genannt, charakteriſirt Linné als mit Flügeln verſehene, aber der Flügeldecken entbehrende In- ſecten und rechnet hierzu die von ihm ſpäter ſelbſt getrennten Ordnungen der Neuroptera, Lepidoptera, Hymenoptera und Diptera. Dieſen Ordnungen ſtellt er in den ſpäteren Ausgaben die Hemiptera voran, welche urſprünglich als Inſecten gekennzeichnet wurden, bei welchen Flügeldecken nur einzelnen Individuen zukämen. Er rechnete hierzu außer den auch jetzt noch dahin gehörigen Cimex, Notonecta und Nepa und außer den erwähnten Gryllus die Gattungen Lampyris und Formica. Merkwürdig genug erſcheint ſelbſt bei Linné anfangs der Skorpion noch als mit vier ſchlaffen Flügeln verſehen unter den Hemipteren. Von der ſechſten Ausgabe an erhält die Ordnung ungefähr den jetzigen Umfang mit Einſchluß von Coccus, Chermes, Aphis und Thrips. Die Netz- flügler, Schuppenflügler, Aderflügler und Zweiflügler faßte er ſchon in der ſechſten Ausgabe (auch in der Fauna suecica von 1746) in der- ſelben Charakteriſirung, wie ſie ohne Rückſicht auf Metamorphoſen zu nehmen noch jetzt aufgefaßt werden; nur war urſprünglich die Zahl der Gattungen gering, bei den Lepidopteren fanden ſich z. B. nur die bei- den, die Tag- und Nachtfalter darſtellenden Papilio und Phalaena, zwiſchen welche beide in der zehnten Ausgabe noch Sphinx trat. Die

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/523>, abgerufen am 25.11.2024.