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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Zootomische und vergleichend-anatomische Leistungen.
er einen höhern Standpunkt, als Viele vor und nach ihm) mit der Zer-
gliederung der Säugethiere beginnen, dann zum Menschen und dann
zu andern Thieren übergehen, wie sie sich gerade darbieten. An die
Zergliederung der kleinsten Thiere, von denen er nur Mücken, Flöhe
und andere "aus faulenden Stoffen entstehende" als auszuschließen be-
zeichnet, solle nur ein durchaus Geübter gehen (p. 82). Finden sich
auch hin und wieder allgemeine Gesichtspunkte angedeutet, so beziehen
sich diese auf die physiologische Betrachtung; von einer Zusammen-
stellung morphologischer Thatsachen, ja selbst einfacher Fälle von Cor-
relation, wie sie von Aristoteles so zahlreich berücksichtigt und aufge-
führt werden, findet sich nichts, da trotz des beständigen Erwähnens
anatomischer Einrichtungen der Nachdruck immer auf den Gebrauch
der betreffenden Theile gelegt wird. Es ist daher auch bezeichnend, daß
zwar Aristoteles mehreremale citirt wird, aber doch in einem viel be-
schränkteren Umfange und in ganz anderer Absicht als von Fabrizio.

Noch bewußter als bei Severino tritt die Rücksichtnahme auf ana-
tomische Verhältnisse der Thiere bei Thomas Willis hervor131).
Abgesehen von einzelnen selbständigen zootomischen Untersuchungen
versucht er aufs Neue, die Thiere auf Grund ihres anatomischen Baues
einzutheilen. Er hebt zunächst die Respirationsorgane als zu diesem
Zwecke passend hervor, folgt aber bei Mittheilung der anatomischen
Einzelheiten der älteren Eintheilung in Blutlose und Blutführende
als der "bekannteren"132). Besondern Werth haben seine Untersuchun-
gen über das Gehirn der Wirbelthiere, welche in Bezug auf die gröbe-
ren Verhältnisse ziemlich genau und nicht ohne vergleichende Erläute-

131) besonders in der für die Geschichte der Physiologie damaliger Zeit wich-
tigen Schrift De anima brutorum. Londini, 1672. Willis war 1621 in Great
Bedwin in Wiltshire geboren, 1660-66 Professor der Physik in Oxford und von
da an praktischer Arzt in London, wo er 1675 starb. Gehört er auch der Zeit nach
eher dem folgenden Zeitraum an, so schließen sich seine auf Zoologie bezüglichen
Arbeiten doch so innig den oben angeführten an, daß er von demselben nicht ge-
trennt werden durfte.
132) a. a. O. S. 13. "Aut 2. Brutorum recensio instituitur juxta va-
riam humoris vitalis constitutionem . . . . Huic partitioni utpote notiori in-
sistentes etc.
"

Zootomiſche und vergleichend-anatomiſche Leiſtungen.
er einen höhern Standpunkt, als Viele vor und nach ihm) mit der Zer-
gliederung der Säugethiere beginnen, dann zum Menſchen und dann
zu andern Thieren übergehen, wie ſie ſich gerade darbieten. An die
Zergliederung der kleinſten Thiere, von denen er nur Mücken, Flöhe
und andere „aus faulenden Stoffen entſtehende“ als auszuſchließen be-
zeichnet, ſolle nur ein durchaus Geübter gehen (p. 82). Finden ſich
auch hin und wieder allgemeine Geſichtspunkte angedeutet, ſo beziehen
ſich dieſe auf die phyſiologiſche Betrachtung; von einer Zuſammen-
ſtellung morphologiſcher Thatſachen, ja ſelbſt einfacher Fälle von Cor-
relation, wie ſie von Ariſtoteles ſo zahlreich berückſichtigt und aufge-
führt werden, findet ſich nichts, da trotz des beſtändigen Erwähnens
anatomiſcher Einrichtungen der Nachdruck immer auf den Gebrauch
der betreffenden Theile gelegt wird. Es iſt daher auch bezeichnend, daß
zwar Ariſtoteles mehreremale citirt wird, aber doch in einem viel be-
ſchränkteren Umfange und in ganz anderer Abſicht als von Fabrizio.

Noch bewußter als bei Severino tritt die Rückſichtnahme auf ana-
tomiſche Verhältniſſe der Thiere bei Thomas Willis hervor131).
Abgeſehen von einzelnen ſelbſtändigen zootomiſchen Unterſuchungen
verſucht er aufs Neue, die Thiere auf Grund ihres anatomiſchen Baues
einzutheilen. Er hebt zunächſt die Reſpirationsorgane als zu dieſem
Zwecke paſſend hervor, folgt aber bei Mittheilung der anatomiſchen
Einzelheiten der älteren Eintheilung in Blutloſe und Blutführende
als der „bekannteren“132). Beſondern Werth haben ſeine Unterſuchun-
gen über das Gehirn der Wirbelthiere, welche in Bezug auf die gröbe-
ren Verhältniſſe ziemlich genau und nicht ohne vergleichende Erläute-

131) beſonders in der für die Geſchichte der Phyſiologie damaliger Zeit wich-
tigen Schrift De anima brutorum. Londini, 1672. Willis war 1621 in Great
Bedwin in Wiltſhire geboren, 1660-66 Profeſſor der Phyſik in Oxford und von
da an praktiſcher Arzt in London, wo er 1675 ſtarb. Gehört er auch der Zeit nach
eher dem folgenden Zeitraum an, ſo ſchließen ſich ſeine auf Zoologie bezüglichen
Arbeiten doch ſo innig den oben angeführten an, daß er von demſelben nicht ge-
trennt werden durfte.
132) a. a. O. S. 13. »Aut 2. Brutorum recensio instituitur juxta va-
riam humoris vitalis constitutionem . . . . Huic partitioni utpote notiori in-
sistentes etc.
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[383/0394] Zootomiſche und vergleichend-anatomiſche Leiſtungen. er einen höhern Standpunkt, als Viele vor und nach ihm) mit der Zer- gliederung der Säugethiere beginnen, dann zum Menſchen und dann zu andern Thieren übergehen, wie ſie ſich gerade darbieten. An die Zergliederung der kleinſten Thiere, von denen er nur Mücken, Flöhe und andere „aus faulenden Stoffen entſtehende“ als auszuſchließen be- zeichnet, ſolle nur ein durchaus Geübter gehen (p. 82). Finden ſich auch hin und wieder allgemeine Geſichtspunkte angedeutet, ſo beziehen ſich dieſe auf die phyſiologiſche Betrachtung; von einer Zuſammen- ſtellung morphologiſcher Thatſachen, ja ſelbſt einfacher Fälle von Cor- relation, wie ſie von Ariſtoteles ſo zahlreich berückſichtigt und aufge- führt werden, findet ſich nichts, da trotz des beſtändigen Erwähnens anatomiſcher Einrichtungen der Nachdruck immer auf den Gebrauch der betreffenden Theile gelegt wird. Es iſt daher auch bezeichnend, daß zwar Ariſtoteles mehreremale citirt wird, aber doch in einem viel be- ſchränkteren Umfange und in ganz anderer Abſicht als von Fabrizio. Noch bewußter als bei Severino tritt die Rückſichtnahme auf ana- tomiſche Verhältniſſe der Thiere bei Thomas Willis hervor 131). Abgeſehen von einzelnen ſelbſtändigen zootomiſchen Unterſuchungen verſucht er aufs Neue, die Thiere auf Grund ihres anatomiſchen Baues einzutheilen. Er hebt zunächſt die Reſpirationsorgane als zu dieſem Zwecke paſſend hervor, folgt aber bei Mittheilung der anatomiſchen Einzelheiten der älteren Eintheilung in Blutloſe und Blutführende als der „bekannteren“ 132). Beſondern Werth haben ſeine Unterſuchun- gen über das Gehirn der Wirbelthiere, welche in Bezug auf die gröbe- ren Verhältniſſe ziemlich genau und nicht ohne vergleichende Erläute- 131) beſonders in der für die Geſchichte der Phyſiologie damaliger Zeit wich- tigen Schrift De anima brutorum. Londini, 1672. Willis war 1621 in Great Bedwin in Wiltſhire geboren, 1660-66 Profeſſor der Phyſik in Oxford und von da an praktiſcher Arzt in London, wo er 1675 ſtarb. Gehört er auch der Zeit nach eher dem folgenden Zeitraum an, ſo ſchließen ſich ſeine auf Zoologie bezüglichen Arbeiten doch ſo innig den oben angeführten an, daß er von demſelben nicht ge- trennt werden durfte. 132) a. a. O. S. 13. »Aut 2. Brutorum recensio instituitur juxta va- riam humoris vitalis constitutionem . . . . Huic partitioni utpote notiori in- sistentes etc.«

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/394>, abgerufen am 25.11.2024.